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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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nach Hause.
    Ihre Finger legten sich um das kalte, glatte Holz eines Pfeilers, und sie trat auf den Steg. Genau gegenüber lag der Kahn vor Anker und schien nur darauf zu warten, dass sie ihm einen Besuch abstattete. Wenn er nun Nein sagte? Wenn sie in einem anderen Körper weiterleben musste? Beinahe hätte sie sich übergeben. Ihre Muskeln spannten sich an. Das Wasser unter ihr strömte so schnell vorbei, dass ihr schwindelig wurde.
    Ian.
Was würde er denken? Würde er verstehen, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte? Würde er sie abstoßend finden? Sie brannte innerlich vor Scham. Mit einem leisen Aufschrei riss sie sich vom Pfeiler los. »Ich kann nicht.«
    »Sie können. Denn Sie sind kein Feigling.«
    Beim plötzlichen Klang der Stimme zuckte Daisy zusammen. Der Schrei blieb ihr im Hals stecken, als eine Gestalt aus dem Nebel trat.
    Der Mann kam näher … das schwache Licht der hinter ihr stehenden Laterne beleuchtete seine vertrauten Züge.
    Seine Stimme schwebte angenehm weich durch das Halbdunkel. »Ich habe auf Sie gewartet.«
    »Sie haben mich beobachtet.«
    »Ja.«
    Sie hätte wütend sein müssen, aber er hatte es Ian ja versprochen. »Dann wissen Sie, dass ich hergekommen bin, weil …«
    »Natürlich.« Er bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Wir sind schließlich die Ohren von London.«
    Sie bebte innerlich. Er würde ihr das Sterben erleichtern. Das wusste sie jetzt, aber sie wusste nicht, ob ihr das gefiel.
Ich habe Angst
. Sie blinzelte, als sie die Hand ansah, die er ihr hinstreckte.
    »Die Erlösung ist nah«, sagte er. »Die Frage ist nur, wie viel Sie bereit sind, für die Liebe zu opfern?«
    Da lag er … im schwarzen Bett behandschuhter Finger. Ein silberner Anhänger in Form einer Göttin mit Engelsflügeln.

40
    Es war nicht einfach, Ian zu finden. Weder in seinem Zuhause, noch in Ranulf House hatte sie ihn angetroffen. Sie wusste nicht, wo sie sonst noch nach ihm suchen sollte. Als letzte Möglichkeit begab sie sich zu Miranda.
    Ihre Schwester kam quer durch die Eingangshalle auf sie zugerannt.
    »Daisy! Wo bist du gewesen?«
    Daisy versuchte zu lächeln, war aber noch zu schwach. Ihr Körper fühlte sich seltsam an. Schwer und doch gleichzeitig leicht, als könnte sie sich jeden Moment vom Boden lösen und davonschweben. Das Herz in ihrer Brust fühlte sich wie ein schwerer Stein an, eine unangenehme Schwellung, die gegen ihr Brustbein drückte. Sie war sich sicher, dass dieses Gefühl mit der Zeit nachlassen würde. »Später, Liebes. Ich muss Ian finden. Weißt du, wo er ist?«
    Miranda kniff die Augen zusammen. »Er stand völlig neben sich. Er dachte …« sie umklammerte Daisys Arm. »Er hatte den Eindruck, du wärst verschwunden, um dich umzubringen.«
    Ihre Schuldgefühle versetzten ihr einen Stich. Gleichzeitig stieg die Angst in ihr auf, dass er das, was sie getan hatte, noch schlimmer finden könnte.
    »Nun, offensichtlich habe ich das nicht getan«, erklärte sie kurz angebunden, um dann gleich ob ihrer Gefühllosigkeit zusammenzuzucken. »Miranda, wo ist er?«
    »Ach, Daisy, wie herzlos du bist. Du hast mich zu Tode erschreckt! Ich … Archer hat mir erzählt, was passiert ist.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Du sollst wissen, dass wir dir helfen werden.«
    Daisy strich sanft über Mirandas Wange. »Es tut mir leid, dass ich euch alle so in Sorge versetzt habe. Es war ein Missverständnis. Es wird alles gut werden, Liebes.«
    »Das ist eigentlich mein Text …« Miranda hielt abrupt inne und musterte sie durchdringend. »Du siehst seltsam aus. Wunderschön, aber … seltsam.«
    Nun, sie fühlte sich auch seltsam. Daisy konnte ihre Ungeduld nicht länger unterdrücken. »Miranda! Ich brauche Ian. Jetzt. Sofort.«
Wirklich!
Wenn sie ihn nicht bald sah, würde sie wahrscheinlich anfangen zu schreien.
    »Er ist im
Plough and Harrow
«, erklärte eine männliche Stimme hinter ihnen.
    Talent kam mit immer noch nicht ganz verheilten Gliedern auf sie zugehumpelt. »Er ist überhaupt nicht mehr ansprechbar. Ich bin hergekommen, um zu sehen, ob Lord oder Lady Archer ihn vielleicht wieder zur Vernunft bringen können« – anklagend sah er sie an – »denn ich dachte ja, dass Sie fort wären.«
    »Wie sind Sie hereingekommen?«, fragte Miranda.
    »Bin durch ein offenes Fenster geflogen.«
    Miranda blinzelte verblüfft, aber Daisy raffte bereits ihre Röcke.
    »Daisy, warte!« Mirandas Blick glitt über ihr Gesicht. »Es tut mir leid, dass ich dir im Weg gestanden habe.

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