Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
dass du mich verhätscheln würdest«, schalt sie ihn sanft. »Enttäusch mich nicht! Ich kämpfe ebenso gut wie du – oder sogar besser, wie du selbst gesagt hast. Und ich werde nie wieder ruhig schlafen können, solange Arontala lebt; ich werde nie frei sein und Isencroft auch nicht«, sagte sie bestimmt. »Es ist jetzt genauso meine Queste wie deine!« Lächelnd hob sie einen Finger und legte ihn sanft auf seine Lippen. »Es braucht keine Abstimmung. Es ist beschlossene Sache.«
Er küsste sie noch einmal, länger und inniger dieses Mal, bis schließlich sie es war, die sich von ihm löste. Das Licht des Morgens erfüllte die heilige Stätte um sie herum und erinnerte ihn daran, wie viel Zeit verstrichen war, seit sie den Bankettsaal verlassen hatten. »Carina schickt bestimmt einen Suchtrupp hinter mir her, wenn ich nicht bald zurückkomme«, meinte sie lächelnd.
Tris grinste. »Kann gut sein. Aber andererseits schien Jonmarc sie so mit Beschlag belegt zu haben, dass ihr dein Fehlen vielleicht gar nicht auffällt.«
Kiara kicherte. »Ich kann mir eine klammheimliche Schadenfreude nicht verkneifen, wenn ich sehe, wie Carina in Jonmarcs Nähe die Nerven verliert. Normalerweise ist sie so verdammt beherrscht. Er ist der Erste, den sie nicht verschreckt hat.«
»Ich glaube auch nicht, dass er sich leicht verschrecken lässt«, entgegnete Tris und nahm ihre Hand, als sie vom Tempel weggingen. Er warf einen letzten Blick über die Schulter, doch das Glasbildnis der Lady blieb bloßes Glas.
»Du wirst keine Antwort finden, die Sinn ergibt, Tris«, sagte Kiara, die seine Gedanken erraten hatte. »Hör auf es zu versuchen.«
Er lächelte und seufzte, während sie durch den Korridor gingen. »Vermutlich hast du recht«, gab er zu. »Eigenartig, vor nicht allzu langer Zeit habe ich noch geglaubt, es gäbe gar keine Mysterien. Und nun …«
»Nun bist du einer der Jagdhunde der Göttin«, beendete sie den Satz für ihn.
Er sah sie verständnislos an. »Was?«
Sie zuckte die Schultern. »Das habe ich irgendwo gelesen, in einem Buch über eine Zauberin, die vor langer Zeit lebte. Sie nannte sich ›die Jagdhündin der Göttin‹, weil sie kam, wenn die Lady sie rief, und tat, was die Lady sie hieß.«
»Jagdhund der Göttin, aha«, sann Tris. Er dachte an den Weg, der vor ihm lag, seine geringen Chancen und die Bereitschaft seiner Freunde, ihr Leben auf seine Magie zu setzen. Ein gutes Rudel Jagdhunde konnte einen ernst zu nehmenden Gegner wie einen Dachs oder einen Bären zur Strecke bringen. Morgen wollten sie sich mit Staden zusammensetzen, um über den Krieg zu reden, und der Prinz, der nie König sein wollte, würde eine Armee rekrutieren, um seine Familie zu rächen und sich sein Königreich zurückzuholen. Morgen. Aber heute, dachte er und drückte Kiaras Hand, hatte er schon mehr gewonnen, als er sich je hätte erträumen lassen, und das war alles, was er im Moment brauchte.
Morgen würde noch früh genug kommen.
Gail Martin wurde in Meadville, Pennsylvania, geboren. Sie ist Historikerin und Marketing-Fachfrau und hat zwanzig Jahre als Marketing-Leiterin für diverse Firmen und Organisationen gearbeitet. Regelmäßig schreibt sie Artikel für Fachzeitschriften. Sie ist Dozentin für Public Relations an der Universität in North Carolina. Ihre Leidenschaft für SF und Fantasy entdeckte sie bereits in der Grundschule. Geschichten schreibt sie seit ihrem 14. Lebensjahr. Gail Martin ist verheiratet und hat drei Kinder.
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