Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Musikanten.
Mit einer imposanten Fanfare flogen die Türflügel am anderen Ende des Bankettsaals auf, und ein halbes Dutzend livrierter Trompeter kündigte das Eintreten des Königs an. Alle erhoben sich. Staden war prächtig in Gold und Purpur gewandet; neben ihm schritt die Königin, eine ältere Ausgabe Berrys, die ihnen mit erhobenem Haupt folgte. Das grüne Kleid, das sie am Morgen getragen hatte, hatte sie gegen eins aus weinfarbenem Satin eingetauscht. Sie zwinkerte Tris schelmisch zu.
Staden nahm seinen Platz am Tisch ein und ließ seinen Blick über die versammelte Menge schweifen. »Edelmänner und Damen, geehrte Gäste«, fing er an. »Keine Feier kann groß genug sein, um meine Tochter Berwyn wieder im Schutz ihres Zuhauses willkommen zu heißen!«, verkündete er und hielt inne, bis der Jubel der Menge verstummt war. »Für ihre sichere Rückkehr danken wir der Göttin und diesen unseren Gästen«, fuhr er mit einer Geste in die Richtung von Tris und den anderen fort, »die sie unter nicht geringen Gefahren für ihr eigenes Leben in den Schoß ihrer Familie zurückgebracht haben.« Wieder musste er eine Pause einlegen, bis der Beifall sich gelegt hatte. »Als Danksagung für unser Glück, lasst das Fest beginnen!«, schloss er seine kurze Rede und breitete mit demselben schelmischen Grinsen, das Tris so oft bei Berry gesehen hatte, weit die Arme aus.
Carina applaudierte höflich, doch ihre Gedanken weilten anderswo. Tris bemerkte, dass Vahanian entschlossen schien, die Heilerin ins Hier und Jetzt zurückzuholen.
»Tut mir leid«, murmelte Carina. »Mir ist einfach nicht nach Feiern zumute«, entschuldigte sie sich, als Vahanians Versuch, sie in eine Neckerei zu verwickeln, danebenging. »Ich wollte nicht jedem den Abend verderben; ihr habt alles Recht zu feiern. Es ist nur, dass … wieder hier zu sein …«
»Ich empfinde das Gleiche bei den Grenzländern«, entgegnete Vahanian leise und mit ungewöhnlichem Ernst. »Ich war zehn Jahre lang nicht mehr dort gewesen, seit ich meine Frau begrub.«
Carina blickte ihn bei diesem Eingeständnis überrascht an. Er beugte sich zu ihr hinüber, senkte die Stimme noch mehr und berührte ihre Hand. »Die Toten vergeben uns. Ich weiß das jetzt. Sie wollen, dass wir weitergehen.«
Carina sagte nichts, wich seinem Blick jedoch nicht aus. »Das möchte ich gerne glauben«, murmelte sie schließlich.
»Ich wünschte, du könntest es.«
Einen Moment lang schwiegen sie beide, dann versuchte Vahanian die Stimmung aufzulockern, indem er ihr seinen Pokal hinschob. »Aber bis dahin ist die beste Art, der Feier beizuwohnen, mit etwas starkem Wein!«, sagte er und winkte dem Tafelmeister, der ihre beiden Pokale füllte.
»Ich sollte dich warnen, dass ich mich nie von meiner besten Seite zeige«, raunte Vahanian Berry absichtlich so vernehmbar zu, dass Carina es hören musste, um der Heilerin ein Lächeln zu entlocken.
»Ich vermute, genau aus diesem Grund hat sie mich neben dich gesetzt«, bemühte sich Carina. »Für sie wäre es ein Verstoß gegen die Etikette, dir ihr Wasser überzuschütten, wenn du dich danebenbenimmst. Ich hingegen …« Ihre Stimme verlor sich, während sie auf Unheil verkündende Weise mit ihrem Pokal herumspielte.
»Ich bin mir sicher, dass das nicht der Grund war«, widersprach Vahanian ihr kühn und warf Berry einen verschwörerischen Blick zu. »Sie hat bemerkt, wie hingerissen du warst, wenn Harrtuck von meinen Abenteuern erzählt hat, und deshalb –«
»Hingerissen?«, echote Carina und machte Anstalten aufzustehen.
Vahanian packte sie am Handgelenk und zog sie wieder nach unten.
»Von den Geschichten!«, foppte er sie und grinste, als sie ihn empört anfunkelte. »Lächle! Alle schauen zu uns her!«
»Du bist unmöglich!«
»Jetzt kapierst du!«
Tris sah, wie Kiara beim Anblick der beiden ein Lächeln unterdrücken musste. »Willst du Wetten auf einen Kampf annehmen?«, flüsterte sie ihm zu.
Tris kicherte. »Könnte eine knappe Angelegenheit werden.«
»Ich glaube, auf eine wunderliche Weise ist er gut für sie«, sinnierte Kiara, während sie ihre Suppe kostete. »Ich habe vorher noch nie gesehen, dass sie jemandem so viel Beachtung schenkt, dass er sie wütend machen kann.«
»Dann wäre ein Kampf vielleicht gar nicht so schlecht«, räumte Tris ein, »auch wenn ich nicht wüsste, wie wir ihn dem Hof erklären sollten.«
Gang auf üppigen Gang wurde vor sie hingestellt, und jedem gingen andere künstlerische Vorträge
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