Im Bett mit dem besten Freund
PROLOG
„Giuseppe, als dein Anwalt und dein Freund muss ich dir sagen, dass ich es für keine sehr gute Idee halte.“
Giuseppe Caroselli saß in einem ledernen Lehnsessel. Er hatte ihn von seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau Angelica zum fünfundachtzigsten Geburtstag geschenkt bekommen. Marcus Russo hatte auf dem Sofa Platz genommen. Er wirkte aufgebracht – und das völlig zu Recht. Der Plan, den Giuseppe ersonnen hatte, konnte durchaus fehlschlagen und eine noch tiefere Kluft in die ohnehin zerstrittene Familie reißen. Doch Giuseppe war ein alter Mann, und die Zeit lief ihm davon. Natürlich könnte er sich zurücklehnen und nichts tun, aber das war nicht seine Art. Nein, er musste einfach etwas unternehmen.
„Es gibt keinen anderen Weg“, erklärte er. „Ich habe schon lang genug gewartet.“
„Ich weiß immer noch nicht, was schlimmer wäre“, entgegnete Marcus und stand auf, um zum Fenster zu gehen. „Wenn sie zusagen oder wenn sie ablehnen.“
„Sie lassen mir keine andere Wahl.“ Der Fortbestand des Caroselli-Erbes war für Giuseppe schon immer das Wichtigste gewesen. Aus diesem Grund war er mitten im Zweiten Weltkrieg aus seiner Heimat geflohen. Er hatte kaum ein Wort Englisch gesprochen und nur ein paar Dollars in der Tasche gehabt – sowie das Geheimrezept seiner Großeltern für Schokolade, das er damals wie heute auswendig kannte. Doch er war immer fest davon überzeugt gewesen, dass die Carosellis Großes leisten würden.
Er hatte hart gearbeitet und so lange gespart, bis er genügend Geld zusammenhatte, um den ersten Caroselli-Chocolate-Shop in der Innenstadt von Chicago zu eröffnen. In den darauffolgenden sechzig Jahren war der Name Caroselli weltberühmt geworden – doch jetzt stand er möglicherweise kurz vor dem Aussterben. Von seinen acht Enkeln und sechs Urenkeln gab es nicht einen einzigen Erben des Familiennamens. Obwohl seine drei Söhne alle jeweils selbst einen Sohn hatten, waren diese immer noch Singles. Seine Enkel schienen nicht im Geringsten daran interessiert zu sein, zu heiraten und Familien zu gründen.
Giuseppe blieb also keine andere Wahl, als die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und ihnen ein Angebot zu unterbreiten, das sie nicht ablehnen konnten.
Es klopfte leise an der Tür, und ein schlanker, hochgewachsener Butler, der beinahe so alt war wie sein Dienstherr, kam näher. „Sie sind hier, Sir.“
Genau zur rechten Zeit, dachte Giuseppe lächelnd. Eins musste man seinen Enkeln lassen: Pünktlich waren sie immer. Und sie waren genauso ehrgeizig wie Giuseppe in ihrem Alter, weswegen er davon überzeugt war, dass sein Plan funktionieren würde. „Vielen Dank, William. Schicken Sie sie herein.“
William nickte, und ein paar Sekunden später traten Giuseppes Enkel ein. Zuerst betrat Nicolas, der von allen Nick genannt wurde, den Raum. Er war charmant und daran gewöhnt, dass sein Lächeln ihm stets dabei half, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und Frauenherzen zu brechen. Gefolgt wurde er von seinem Cousin Robert „Rob“ Caroselli, der sich durch Ernsthaftigkeit und eine unbeirrbare Loyalität auszeichnete. Und schließlich war da noch Giuseppes ältester Enkel, der zuverlässige und anspruchsvolle Antonio Junior, den alle nur Tony nannten.
Bedächtig erhob Giuseppe sich aus seinem Sessel. „Danke, dass ihr gekommen seid, Jungs.“ Er deutete auf das Sofa. „Bitte setzt euch doch.“
Sie taten, worum er sie gebeten hatte. Giuseppe entging nicht, dass sie alle ein wenig besorgt wirkten. „Vermutlich fragt ihr euch, warum ich euch hierhergebeten habe“, sagte er und nahm wieder Platz.
„Ich würde gerne wissen, warum wir es niemandem erzählen durften.“ Nick runzelte die Stirn. „Und weswegen ist Marcus hier? Stimmt etwas nicht?“
„Bist du etwa krank?“, erkundigte sich Tony.
„Fit wie ein Turnschuh“, beruhigte Giuseppe ihn. So fit zumindest, wie man sich mit zweiundneunzig Jahren eben fühlte. „Wir haben eine wichtige Angelegenheit zu besprechen.“
„Ist das Unternehmen in Schwierigkeiten?“, fragte Rob, für den die Firma stets an erster Stelle kam, was Segen und Fluch zugleich war. Wäre er nicht so versessen auf seine Karriere, dann könnte er schon verheiratet sein und Kinder haben. Das galt übrigens für alle drei.
„Es geht nicht ums Geschäft“, sagte Giuseppe. „Zumindest nicht direkt. Es geht vielmehr um den Familiennamen der Carosellis, der unweigerlich aussterben wird, wenn ihr nicht heiratet
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