Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
1. KAPITEL
Unruhig ging Grace McAllister im Eingangsbereich der Notaufnahme hin und her. Erneut tippte sie eine lange Rufnummer in ihr Handy ein. Sie musste Josh Kingsley so schnell wie möglich erreichen!
Weil es in Australien bereits Sonntagabend war, hatte sie es zuerst bei ihm zu Hause versucht. Schließlich hatte sich eine Frauenstimme gemeldet. „Anna Carling.“
„Oh …“ Einen kurzen Augenblick lang konnte Grace nur noch an eines denken: Wer ist diese Frau? Und was macht sie in Joshs Wohnung? Aber dann sammelte Grace sich wieder. „Dürfte ich bitte Josh sprechen?“, erkundigte sie sich.
„Wer ist denn am Apparat?“
„Grace … McAllister. Ich bin seine … seine …“
„Schon gut, ich weiß Bescheid. Sie sind die Schwester seiner Schwägerin, stimmt’s?“
Diese Anna Carling war also nicht nur in Joshs Wohnung, sie schien sich auch noch bestens in seinem Privatleben auszukennen!
Grace umklammerte den Telefonhörer so fest, dass ihr die Finger wehtaten. „Dürfte ich jetzt bitte mit Josh sprechen?“, fragte sie noch einmal.
„Es tut mir leid, aber Josh ist im Moment nicht da. Ich bin seine persönliche Assistentin. Kann ich irgendetwas für Sie tun?“
„Wissen Sie, wo er sich aufhält?“
„Er ist zurzeit in China … Hongkong, Peking oder ganz woanders. Kann ich ihm etwas ausrichten, wenn er sich wieder meldet?“
„Danke, nein.“ Was Grace ihm mitzuteilen hatte, wollte sie ihm persönlich sagen und nicht durch eine seiner Mitarbeiterinnen. Ganz egal, wie eng Anna Carling mit ihm zusammenarbeitete. „Ich müsste schon selbst mit ihm sprechen. Es ist sehr dringend.“
Statt weiter nachzuhaken, gab die Frau ihr mehrere Telefonnummern, unter denen sie Josh möglicherweise erreichen konnte. Seine Handynummer zum Beispiel und die Nummer seines Hotels in Hongkong, falls Josh dort keinen Empfang hatte. Außerdem nannte Anna ihr die Privatnummer des Niederlassungsleiters in Hongkong und sogar die Nummer von Joshs Lieblingsrestaurant.
Als sie seine Handynummer wählte, sagte ihr eine Stimme, dass der Teilnehmer nicht zu erreichen sei. Dann versuchte sie es bei seinem Hotel. Aber auch dort nahm niemand ab.
Schließlich erreichte sie den Niederlassungsleiter, der ihr erzählte, dass Josh aufs chinesische Festland geflogen war. Offenbar hatte Anna ihn schon darüber informiert, dass Grace sich möglicherweise bei ihm melden würde, und ihn gebeten, sie zu unterstützen. Der Mann gab ihr die Nummer von Joshs Hotel in Peking und die seines dortigen Geschäftspartners.
Davon, dass er auch Geschäftskontakte in die chinesische Hauptstadt hatte, wusste Grace noch gar nichts. Jedenfalls hatte er bei seinem letzten Besuch in England nichts davon erzählt. Allerdings war er damals nach ein paar Stunden schon wieder abgereist, und es standen ganz andere Themen zur Debatte als seine Geschäftsbeziehungen …
Von seinem Geschäftspartner erfuhr sie, dass Josh die Stadt für einige Tage verlassen hatte und zurzeit nur über sein Mobiltelefon erreichbar war. Also war sie wieder genau dort, wo sie angefangen hatte. Immerhin lenkte die hektische Suchaktion sie davon ab, ständig darüber nachzudenken, warum sie hier im Krankenhaus war. Allerdings wurde ihr ganz mulmig bei dem Gedanken daran, was sie ihm sagen sollte, wenn sie ihn schließlich erreichte!
Diesmal hatte sie ein Freizeichen. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal … dann hörte sie seine Stimme, die ihr so vertraut und gleichzeitig so unendlich fremd vorkam. Allerdings hatte sie nur seine Mailbox dran.
„Miss McAllister …“
Grace fuhr herum. Vor ihr stand eine Krankenschwester. Grace erschauderte. Bis eben hatte sie sich dagegen gewehrt, genauer darüber nachzudenken, was gerade mit Michael passierte. Sie hatte ihren Schwager nur ganz kurz gesehen. Er hatte bewusstlos auf einer Trage gelegen, die Sanitäter hatten ihn sofort in den Operationssaal gebracht. Dann hatte man sie gebeten, zu warten.
Jetzt brauchte Grace nur einen kurzen Blick ins Gesicht der Krankenschwester zu werfen, und sie hatte die traurige Gewissheit. Ihr Schwager hatte den schweren Autounfall nicht überlebt – genau wie Graces Schwester Phoebe, die gleich am Unfallort gestorben war.
„Josh …“, brachte sie hervor. Sie hatte ihre Tränen so lange zurückgehalten, dass sich in ihrem Hals ein dicker Kloß gebildet hatte. Irgendwann wollte sie ihnen freien Lauf lassen, aber das ging jetzt noch nicht. „Josh … du musst unbedingt so schnell wie möglich
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