Im Blut vereint
vor der Nase zuschlagen?
Er hatte ihr ein paar ziemlich heftige Dinge an den Kopf geworfen. Aber verdammt, sie hatte ihn auch höllisch verletzt. Noch an Heiligabend hatte alles so rosig ausgesehen, und nur eine Woche später war die Seifenblase geplatzt. Zu Silvester hatte das Lied »Auld Lang Syne« eine ganz neue Bedeutung bekommen. Die alten Bekannten, um die es darin ging, hatten sich an jenem Abend mit Nachdruck in Erinnerung gebracht, ungebetene Partygäste mit den Taschen voller Geheimnisse. Er strich sich mit der Hand über die Haare. Dann atmete er tief durch und klingelte.
Stille.
Er klingelte noch einmal.
Stille.
Die verdammte Klingel funktionierte wohl nicht. Genau wie die Verandabeleuchtung. Kate brauchte jemand, der das Haus für sie in Schuss hielt. Er schob den Gedanken beiseite, der sich dabei aufdrängte: Wenn sie noch zusammen wären, hätte er das Haus längst auf Vordermann gebracht.
Er spähte durch die schmalen Fenster neben der Eingangstür. Hinten brannte Licht.
Er klopfte an die Tür.
Drinnen waren keine Schritte zu hören.
Verdammt. Wo steckte sie? Er spähte noch einmal durch die Fenster. Das Glas war alt und trübe und von Regentropfen benetzt, aber wenn jemand zu Hause wäre, hätte er irgendeine Bewegung bemerkt.
Er klopfte noch einmal.
Keine Antwort.
Plötzlich fühlte er Hitze im Nacken. Natürlich. Was für ein dämlicher Idiot er doch war. Detective wollte er sein und konnte nicht mal eins und eins zusammenzählen.
Kate war nicht zu Hause, obwohl ihr Auto da war, weil es Freitagabend war und irgendein Typ sie abgeholt und in ein nettes Restaurant ausgeführt hatte. Während er hier vor ihrer Haustür in dem scheißkalten Nieselregen stand, mit dem beschissenen Briefumschlag in der Tasche.
Dabei hatte er alles so genau geplant. Was er sagen würde – »Ich habe das hier unter dem Sofa gefunden« – und was er tun würde. Aber bei Kate kam er irgendwie nie zum Zug.
Mann, wie konnte er nur so blöd sein?
Zu Silvester warst du auch nicht schlauer.
Er machte auf dem Absatz kehrt, sprang die Verandatreppe hinab und marschierte zu seinem Wagen.
Ein riesiger Hund stürzte auf ihn zu.
Ethan machte einen Satz zurück. Nicht weit genug. Der Hund sprang ihn an.
»Alaska!« Die Halterin zog vergeblich an der Leine.
Ethan schaute die Frau ungläubig an. »Kate?«
Seit wann hatte sie einen Hund? Schmerz durchfuhr ihn. Wut gesellte sich dazu. Sie hatte nie angerufen. Sich nie entschuldigt. Sie war einfach gegangen, und er hatte seinen Verlobungsring in Bob MacDonalds Haus vom Fußboden aufklauben müssen.
Wenige Wochen später war Kate ins feindliche Lager übergelaufen und hatte bei LMB angefangen. Dann hatte sie ein Haus gekauft. Jetzt einen Hund. Konnte sie noch deutlicher demonstrieren, dass Ethan ihr nie etwas bedeutet hatte?
Der Hund stützte immer noch die Vorderpfoten gegen Ethans Brust. Ethan blickte ihm in die eisblauen Augen. Er kämpfte seine Wut nieder. Den Hund traf keine Schuld. »Sitz, Junge.« Er schob ihn weg.
Der Hund ließ von ihm ab. Kate kam näher. »Ethan?« Das Zittern in ihrer Stimme verriet, wie erschrocken sie war. Lockige Haarsträhnen, von Nebeltröpfchen benetzt, umrahmten ihr Gesicht. Ihre Augen hatten die Farbe von klarem Bernstein, und ihr Blick traf Ethan bis ins Herz. Scheiße, wieso schaffte sie das immer noch? Wo er doch wusste, ganz genau wusste, wie trügerisch dieser Blick war. »Was machst du hi…«
Der Hund schob Ethan seine Schnauze zwischen die Beine.
»Alaska!« Kate riss an der Leine. Der Hund wich zurück, lief zu einem Laternenpfahl und hob das Hinterbein. Ein anmutig gebogener Strahl schoss hervor, der im Licht der Laterne glänzte.
»Nett«, sagte Ethan. Wenn er nicht so wütend gewesen wäre, wäre ihm die Situation geradezu komisch erschienen. Der Hund hatte seine Beziehung zu Kate gut auf den Punkt gebracht: erst am Schritt schnüffeln, dann auf den Bürgersteig pinkeln.
Auch wenn er inzwischen aus böser Erfahrung gelernt hatte, dass er Kate doch nicht so gut kannte, wie er geglaubt hatte, den Hund hatte er durchschaut. »Wo hast du den denn her? Aus dem Heim für schwer erziehbare Hunde?«
5
Kate starrte Ethan an. Der Schreck hallte noch in ihr nach. Jetzt meldeten sich Schuldgefühle, dann Sehnsucht, Trauer, Schmerz und Wut. Es überwältigte sie. Ließ sie taumeln. Sie konnte nicht fassen, dass er hier war. Auf dem Bürgersteig vor ihrem Haus. Und auf sie wartete. Warum, nach so langer Zeit?
Was immer der
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