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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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seinen Augen. Sie blickten verschlossen. Sie betrachtete ebenfalls das Haus. Hoffentlich bemerkte Ethan nicht den Schimmel am Verandageländer oder das Loch im Fliegengitter vor dem einen Schlafzimmerfenster. Und hoffentlich wusste er nicht, welche Bedeutung die Wohnadresse für sie hatte.
    »Gratulation!«, sagte er. Dieser verschlossene Ausdruck in seinen Augen gefiel ihr gar nicht. Sie blickten durchdringend, ohne selbst irgendetwas preiszugeben. Jede Wette, dass er seine Verdächtigen genauso anschaute. »So ein Haus hast du dir doch immer gewünscht. Und es ist deine alte Wohngegend, nicht wahr?«
    Verdammt. Auch das musste ihm Vicky erzählt haben.
Du konntest es wohl nicht lassen, was, liebe Vicky?
    »Ja.« Kate strich sich eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. Ihr Haar musste inzwischen wie nasser Seetang aussehen.
Wie dumm. Da kommt Ethan vorbei, um mit dir abzurechnen, und du machst dir Gedanken über etwas so Nebensächliches wie deine Haare.
Denn nach seiner inneren Anspannung zu urteilen, hatte er nicht vor, sich mit ihr zu versöhnen.
    »Und du hast dir einen Hund angeschafft? Ich dachte, du hältst nichts von festen Bindungen.« Jetzt war seine Verbitterung unverkennbar.
    Sie hob trotzig das Kinn. »Das habe ich nie gesagt.«
    »Du hast gesagt, du willst auf niemand angewiesen sein.« Er fügte nicht hinzu, was sie an jenem Abend noch gesagt hatte: »Nicht auf jemand wie dich, der einen dann doch im Stich lässt.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Nein.« Ethan verschränkte die Arme. »Ist es nicht.«
    Er wollte sich streiten.
    All der unterdrückte Schmerz wallte in ihr hoch. Es drängte sie, seinen wütenden Anschuldigungen vom Silvesterabend endlich die Antworten entgegenzuhalten, die sie sich so oft zurechtgelegt hatte.
    Aber sie sagte nichts. Auch nach vier Monaten voller Schmerz waren die Wunden an ihrem Herzen noch nicht verheilt. Sie jetzt wieder aufzureißen, würde die Narben nur vertiefen. Sie hatten einander genug wehgetan.
    Kate versuchte, lässig die Schultern zu zucken. »Ich habe Alaska nicht ›angeschafft‹. Er hat mich gefunden.«
    »Er hat dich gefunden?« Ethan kniff die Augen zusammen. »Wo denn, im Park etwa?« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hätte er sie offensichtlich am liebsten zurückgenommen.
    Kate wäre es auch lieber gewesen.
    Im Park.
Wo sie sich begegnet waren. Sonnenschein, der durch Kiefernzweige fiel und Flecken auf den Kiesweg malte. Kate band sich gerade den Schuh, mit schweißnasser Stirn und keuchendem Atem, weil sie eben den Serpentine Hill heraufgelaufen war. Er lief hinter ihr; sie hatte ihn schon unten am Ufer bemerkt und gesehen, dass er sie ebenfalls bemerkt hatte. Als sich ihre Blicke trafen, machte es sofort »klick«. Sie fühlte sich, als hätte sie ihr alltägliches Leben hinter sich gelassen und eine Ebene der Existenz erreicht, von der sie bisher nichts geahnt hatte. Eine Ebene, wo das Leben plötzlich auf berauschende Art voller Verheißung schien.
    »Nein.« Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Er hat früher hier gelebt. Bei seiner damaligen Besitzerin. Als sie gestorben ist, hat ihre Nichte ihn zu sich genommen, aber er ist immer wieder hierher zurückgekommen und hat sich auf die Veranda gesetzt. Letzte Woche habe ich ihn dann adoptiert.« Regen tropfte ihr in den Nacken. Die Luft war feucht und kühl. Und Kate fühlte sich müde. Merkte Ethan nicht, dass es keinen Sinn hatte? Sie hatten zu viel zueinander gesagt, was sich nicht mehr zurücknehmen ließ. Das zarte Vertrauen, das in den sechs Monaten voller Leidenschaft zwischen ihnen gewachsen war, war für immer zerstört. »Ich muss jetzt gehen.« Sie wandte sich ab. Über die Schulter hinweg fügte sie hinzu: »Bitte komm nicht noch mal her.«
    Die Endgültigkeit ihrer Worte schien ihn so zu erschrecken, dass er seinen Ärger vergaß. »Warte.« Er eilte ihr nach. »Es tut mir leid. Ich bin nicht hier, um mit dir zu streiten.«
    »Ach nein?« Sie versuchte nicht, ihre Verbitterung zu verbergen.
    Er griff in die Tasche und zog einen Briefumschlag hervor. »Das habe ich neulich abends gefunden. Ich dachte, du hättest es vielleicht gern wieder.«
    Als der Gegenstand aus dem offenen Briefumschlag aufs Pflaster fiel, blitzte er auf.
    Kate stockte der Atem. Etwas Rundes, Goldenes glänzte auf dem nassen Gehweg.
    Der Ring.
    Ethan fluchte und bückte sich, um den Gegenstand aufzuheben, dann hielt er ihn ihr auf der ausgestreckten Handfläche entgegen. Kates Puls beruhigte sich. Es war eine

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