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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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klatschenden Wellen nordwärts brausten, wehten die blonden Haare des Mädchens im Wind und kitzelten Bonds Wange.
    »Du wirst dich erkälten, Tracy.«
    Er zog die Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Dabei ergriff sie seine Hand und drückte sie. Was, zum Teufel, sollte das heißen? Er rückte näher an sie heran. Sie lehnte sich an ihn. Er sah sich nach den beiden Männern um. Sie saßen geduckt da, die Hände in den Taschen, wachsam, aber ohne persönliches Interesse. Bonds Rechte tastete nach seinem Messer. Er fuhr mit dem Daumen über die rasierklingenscharfe Schneide.
    Während er überlegte, wie und wann er das Messer einsetzen könnte, ließ er die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden noch einmal an sich vorbeiziehen und versuchte, sie in Zusammenhang mit seiner jetzigen Lage zu bringen.
    2
    Vor fast genau vierundzwanzig Stunden war James Bond in seinem alten Continental-Bentley - Spezialausführung mit einer Sechszylinder-Maschine -, den er nun schon seit drei Jahren fuhr, auf der Nationalstraße Nr. 1 zwischen Abbeville und Montreuil dahingerast. Er hielt ein Tempo von etwa 140 Stundenkilometern und steuerte mit jener schlafwandlerischen Sicherheit, die allen guten Fahrern eigen ist, wobei sich seine Gedanken ganz auf den Entwurf seines Kündigungsbriefes konzentrierten.
    Der Brief, natürlich an M persönlich adressiert, hatte bisher folgendes Stadium der Formulierung erreicht:
    Sir,
    Ich erlaube mir hiermit, Ihnen von meinem sofortigen Ausscheiden aus dem Secret Service Kenntnis zu geben.
    Die Gründe für dieses Schreiben, das ich nur mit allergrößtem Bedauern vorlege, sind folgende:
    1.    Bis vor etwa zwölf Monaten habe ich ausschließlich für die Doppel-0-Abteilung gearbeitet, und Sie, Sir, hatten von Zeit zu Zeit die Freundlichkeit, mir Ihre Zufriedenheit über die Durchführung meiner Aufträge auszudrücken, die ich meinerseits mit großem Vergnügen erledigt habe. Zu meinem Leidwesen (Bond fand dieses Wort sehr passend) erhielt ich nach dem erfolgreichen Abschluß des Unternehmens »Feuerball« von Ihnen persönlich den Auftrag, bis auf weiteres meine ganze Aufmerksamkeit auf die Verfolgung und Festnahme von Ernst Stavro Blofeld sowie anderer Mitglieder der Terrororganisation Spectre zu richten, falls diese nach ihrer Vernichtung im Verlauf des Unternehmens »Feuerball« neu aufgebaut worden sein sollte.
    2.    Ich nahm, wie Sie sich entsinnen werden, diesen Auftrag nur widerstrebend an. Ich war der Ansicht und habe das auch damals klar zum Ausdruck gebracht, daß dies lediglich eine Routineaufgabe sei, die genausogut von anderen Abteilungen des Geheimdienstes - eventuell in Zusammenarbeit mit Interpol
    - durchgeführt werden könnte. Meine Einwände wurden aber zurückgewiesen, und so bin ich nun seit fast zwölf Monaten in allen möglichen Teilen der Welt mit einer belanglosen Detektivarbeit beschäftigt, die sich bisher als völlig nutzlos erwiesen hat. Ich habe weder eine Spur des Mannes noch die einer wiedererstandenen Organisation Spectre finden können.
    3.    Meine vielen Bitten, mich von dieser langweiligen und fruchtlosen Aufgabe zu entbinden, wurden, selbst wenn sie an Sie persönlich adressiert waren, einfach nicht beachtet oder kurz abgelehnt. Die unerfreulichen Umstände haben während meines kürzlichen Aufenthaltes in Palermo ihren Höhepunkt erreicht, als ich eine geradezu empörend falsche Spur verfolgen mußte. Die verdächtigte Person stellte sich als völlig unbescholtener deutscher Staatsbürger namens »Blauenfelder« heraus, der in Sizilien speziellen Problemen des Weinbaus nachgeht. Meine Nachforschungen dort machten die Mafia auf mich aufmerksam, und meine Abreise war, um es gelinde auszudrücken, schmachvoll.
    4.    In Anbetracht dieser Umstände, Sir, und besonders im Hinblick auf den fortgesetzten Mißbrauch von Fähigkeiten, die mich vorher für die gefährlicheren und für mich interessanteren Aufgaben innerhalb der Doppel-0-Abteilung geeignet erscheinen ließen, möchte ich Sie bitten, mein Rücktrittsgesuch anzunehmen.
    Ich bin, Sir, Ihr sehr ergebener 007
    Natürlich, dachte Bond, während er eine S-Kurve nahm, natürlich mußte das alles noch besser formuliert werden. Aber im großen und ganzen würde das der Brief sein, den er morgen nach seiner Rückkehr ins Büro seiner Sekretärin diktieren wollte. Sollte sie ruhig in Tränen ausbrechen! Er hatte es endgültig satt, hinter Blofelds Geist herzujagen. Mit Spectre war es

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