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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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dem Beispiel der anderen folgen die Bank nach dem zweiten Coup weitergeben sollte. Doch fast eine Stunde lang unternahm er nichts. Als der Schlitzten leer war, stand Bond auf. Er ließ sein Geld auf dem Tisch liegen und schlenderte durch die Räume an den anderen Spieltischen vorbei. Er hoffte, das Mädchen irgendwo zu finden. Obwohl er im Auto nur ihre blonden Haare gesehen hatte, wußte er, daß er sie wiedererkennen würde. Aber er entdeckte sie nicht.
    Er ging zum Tisch zurück. Der Croupier hatte bereits die sechs neuen Kartenspiele vorbereitet, die in den Schlitten geschoben wurden. Er verkündete laut: »Messieurs, les jeux sont faits. Numéro six à la main.« Das Spiel begann wieder.
    Bond bot zuversichtlich dem Textilindustriellen zu seiner Linken banco, gewann und verdoppelte den Einsatz auf zweitausend neue Francs. Wieder hatte er Glück, ebenso beim nächsten Spiel. Jetzt kam die Hürde des dritten
    Coups. Er schaffte es mit einer glatten Neun. Achthunderttausend alte Francs
    - achttausend neue - in der Bank! Wieder gewann er, allerdings nur ganz knapp mit einer Sechs gegen eine Fünf. Dann beschloß er, auf Nummer Sicher zu gehen. Er ließ sechstausend neue Francs aus der Bank nehmen, die nun noch zehntausend enthielt. Abermals gewann er. Nun ließ er weitere zehntausend Francs aus der Bank ziehen und zehntausend stehen. Er hatte jetzt immerhin eine beruhigende Reserve von sechzehntausend Francs. Am Tisch betrachtete man diesen Engländer, der so ruhig spielte, mit Aufmerksamkeit. Wer war er? Würde er seinen Gewinn einstecken und die Bank weitergeben? Oder würde er sie behalten? Einmal mußten die Karten ja wechseln! Bond hielt die Bank noch dreimal und fügte seiner Reserve jedesmal zehntausend Francs hinzu. Nun griff die ältere Engländerin ein, die bisher den anderen das Feld überlassen hatte, und bot Bond beim zehnten Coup banco. Er lächelte ihr zu, denn er wußte, daß sie gewinnen würde. Sie schlug ihn mit einer Eins gegen seine drei Könige, die gleich Null waren. Ein Seufzer der Erleichterung ging um den Tisch. Der Bann war gebrochen.
    Der Croupier schob Bond seinen Gewinn, Perlmutter-Chips im Wert von sechsundvierzigtausend Francs, über den Tisch zu. Bond gab ihm einen Tausender-Chip und erhielt den traditionellen Dank: »Merci, monsieur! Pour le personnel!« Das Spiel ging weiter.
    Bond zündete sich eine Zigarette an und achtete kaum darauf, wie der Schlitten um den Tisch ging. Er hatte ganz schön gewonnen! Jetzt mußte er vorsichtig sein, aber nicht zu zaghaft. Es war bisher ein einträglicher Abend. Erst kurz nach Mitternacht. Er wollte noch nicht heimgehen. Er würde die Bank wieder übernehmen, wenn er an die Reihe kam, jedoch ohne einem der anderen banco zu bieten. Die Karten waren jetzt heiß, er konnte sich nur zu leicht die Finger verbrennen.
    Als der Schlitten zu Nummer 5 kam, einem großmäuligen Textilindustriellen aus Lille mit schlechten Manieren, paßte Bond nach dem dritten Coup. Nach dem sechsten waren zwanzigtausend Francs in der Bank. Am Tisch waren alle auf der Hut. Jeder saß plötzlich wieder auf seinem Geld.
    Der Croupier und der Chef de Jeu riefen: »Un banco de vingt mille! Faites vos jeux, messieurs!«
    Und auf einmal war sie da! Wie aus dem Nichts war sie neben dem Croupier aufgetaucht, und Bond konnte nur einen kurzen Blick auf ihre braunen Arme, ihr schönes braunes Gesicht mit den blauen Augen und dem grellrot geschminkten Mund, auf ihr blondes Haar und das einfache weiße Kleid werfen, ehe sie ruhig sagte: »Banco!«
    Alle sahen sie an, und einen Moment herrschte Schweigen. Dann kam das »Le banco est fait« vom Croupier, und das Monstrum aus Lille (so sah ihn Bond jetzt) riß die Karten aus dem Schlitten. Die ihren reichte der Croupier ihr auf seiner langen Schaufel zu.
    Sie beugte sich vor, und Bond konnte in ihren Ausschnitt sehen. »Noch eine Karte!«
    Bonds Herz sank. Sie hatte im besten Fall eine Fünf. Das Monstrum aus Lille drehte seine Karte um - eine Sieben. Nun zog er eine für sie und schob sie ihr verächtlich zu. Eine kümmerliche Königin!
    Der Croupier deckte vorsichtig mit seiner Schaufel ihre beiden anderen Karten auf. Eine Vier! Sie hatte verloren.
    Bond stöhnte innerlich auf und beobachtete, wie sie den Verlust hinnahm.
    Das Resultat war nicht eben beruhigend. Sie sprach eindringlich flüsternd auf den Chef de Jeu ein. Er schüttelte den Kopf, der Schweiß lief ihm die Wangen herunter. Und in die Stille, die wie die Ruhe vor dem Sturm

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