Im Dreieck des Drachen
fiel ihr entgegen.
Karen riss den roten Hebel herum.
Sirenen jaulten.
Zischend schloss sich die Luke.
Karen wälzte sich zur Seite, als der Lieutenant nach ihrem Kopf trat. Aber mitten im Schwung fand sein Angriff ein jähes Ende.
Sie drehte sich um und sah ihn in der Luke hängen, gurgelnd, sein Hals in die Schiebetür geklemmt. Immerhin schloss sie sich mit einem Druck, der sechshundert Meter Wasserdruck aushalten sollte.
Knochen knackten. Blut bespritzte das Deck.
Sie wandte sich ab, als sein kopfloser Leichnam zuckend zu Boden fiel.
Dann rannte sie ein paar Schritte weit weg, beugte sich vor und übergab sich. Ihr Magen schlug Kapriolen, obwohl sie wusste, dass ihr keine andere Wahl geblieben war. Töten oder getötet werden, hatte ihr Jack einmal gesagt.
Trotzdem …
Von der Funkstation drüben ertönte ein Summen. Eine Stimme sagte: »Neptune, hier spricht die Überwachung. Wie wir sehen, hat sich eine Notfallluke geschlossen. Alles in Ordnung bei Ihnen?«
Mit klopfendem Herzen richtete sich Karen auf. Die Argus musste unterwegs sein. Sie konnte nicht das Risiko eingehen, erneut gefangen genommen zu werden. Während sie zu den Kontrollen hinübereilte, überlegte sie verzweifelt, wie der Sprechfunk bedient wurde. Sie bewegte Schalter und Wählscheiben. Schließlich drückte sie den richtigen Knopf und beugte sich zum Mikrofon hinüber. »Überwachung, hier ist Neptune. Versucht nicht, die Station zu evakuieren. Wiederhole: Versucht nicht, die Station zu evakuieren. Die Station ist beschädigt. Implosion steht unmittelbar bevor. Verstanden?«
Die Stimme meldete sich wieder, bestürzt. »Verstanden. Implosion steht unmittelbar bevor.« Eine lange Pause. »Unsere Gebete sind mit euch, Neptune.«
»Danke, Überwachung. Over und Ende.«
Karen biss sich auf die Lippe. Da sie nun endlich frei war, konnte sie sich drängenderen Sorgen widmen.
Wo zum Teufel steckte Jack?
9.35 Uhr
Nautilus
Jack schleppte sich die letzte Schlucht entlang. Voraus entdeckte er Lichter. Die Absturzstelle! Und so nahe! Er pumpte mit den Fußpedalen und versuchte, noch ein bisschen Energie aus den erschöpften Batterien herauszuquetschen. Der Antrieb jaulte schwach auf.
Wenigstens hatte ihn die verzweifelte Jagd durch das Meeresgebirge bis auf einen Viertelkilometer an die Basis herangebracht. Nachdem er zugesehen hatte, wie Davids Rettungsboot implodiert war, hatte Jack in nur acht Minuten die Absturzstelle erreicht. Allerdings blinkten auf seinem Monitor dicht an dicht rote und gelbe Warnleuchten. Am schlimmsten jedoch war, dass die Batterieanzeige auf null stand.
Wegen der geringen Energievorräte hatte er sich gezwungen gesehen, alle nicht unmittelbar lebensnotwendigen Systeme abzuschalten: Scheinwerfer, Kohlendioxidreiniger, sogar die Heizung. Allerdings zitterte er schon nach dieser kurzen Fahrt heftig, und seine Lippen waren in der eisigen Kälte bläulich angelaufen.
Jetzt sah er die Lichter der Basis vor sich, die die letzte Schlucht erhellten, und schaltete sein Sonar ab. Dadurch holte er eine weitere halbe Minute Energie für seinen Antrieb heraus. Er schob die Nautilus voran. Die verbogenen und verbeulten Landekufen des Tauchboots glitten zwei Zentimeter über dem sandigen Grund dahin.
Endlich hatte er die Schlucht hinter sich gelassen.
Nach einer so langen Zeit in der Dunkelheit wirkten die Lampen sehr grell. Er kniff die Augen zusammen. Die Säule lag etwa zwanzig Meter weiter rechts, die Meeresbasis unmittelbar vor ihm. Ihre drei doughnutförmigen Abschnitte waren hell erleuchtet. Warum hatten sie die Basis so weit weg errichtet? Das würde er nie schaffen.
Wie um seine Worte zu bestätigen, verstummte das Jaulen des Antriebs und hinterließ eine unheilvolle Stille. Jack hämmerte auf die Fußpedale ein. »Kommt schon! Nicht, wenn wir so verdammt nah dran sind!« Doch er holte nur noch ein schwaches Heulen heraus.
Er setzte sich zurück und überlegte. Dabei rieb er sich die Hände, deren Fingerspitzen bereits taub von der Kälte waren. »Was nun?«
9.48 Uhr
Basis Neptune
Karen wischte das Blut von ihren Händen an der Hose ab. Sie war wieder auf Ebene zwei zurückgestiegen, nachdem sie die Notblockierung abgeschaltet hatte. Während der letzten fünf Minuten hatte sie vergebens versucht, Gabriel zu erreichen.
So abgeschnitten fühlte sie sich blind und taub. Was sollte sie unternehmen?
Sie stand auf und versuchte, durch Hin- und Hergehen ihre Nervosität abzuschütteln. Sie zog in Betracht, oben
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