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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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begehen wollen. Im kommenden Jahrzehnt muss China seine eigene technologische Infrastruktur stärken, wenn es seine globale Stellung beibehalten will. Es kann sich ein Wettpinkeln um Atomraketen mit den Vereinigten Staaten nicht leisten.«
    »Ein Wettpinkeln?«
    Jeffrey bekam große Augen, und sein Gesicht verfärbte sich tiefrot. »Tut mir leid …«
    Der Präsident hob eine Hand. »Nein, nein, ich weiß den Vergleich durchaus zu schätzen.«
    Plötzlich kam sich Jeffrey wie ein Trottel vor. Was hatte er da für einen Unsinn von sich gegeben? Wie konnte er wagen zu glauben, er dürfe mit seinen Ansichten Präsident Bishops Zeit beanspruchen?
    Der Präsident ließ den Schreibtisch los, richtete sich auf und schlüpfte in sein Sakko. »Ich glaube, Sie haben recht, Mr Hessmire. Keines von beiden Ländern möchte es auf einen neuen Kalten Krieg ankommen lassen.«
    »Nein, Sir«, murmelte Jeffrey leise.
    »Vielleicht können wir darauf hoffen, die Sache zu bereinigen, bevor unsere Beziehungen sich weiter verschlechtern, aber das wird einer geschickten Hand bedürfen.« Der Präsident ging zur Tür. »Bringen Sie Ihre Arbeit hier zum Abschluss, Mr Hessmire, und kommen Sie dann zum Fest im Innenhof herunter. Sie sollten sich die erste Sonnenfinsternis des neuen Jahrtausends nicht entgehen lassen.«
    Jeffrey merkte, dass der Kloß in seinem Hals zu dick war, um Antwort geben zu können, als der Präsident den Raum verließ. Er tastete nach seinem Schreibtischstuhl und sank hinein. Präsident Bishop hatte ihm zugehört … ihm zugestimmt!
    Er dankte den Sternen für so viel Glück, setzte sich kerzengerade auf und machte sich mit frischen Kräften wieder an die Arbeit.
    An diesen Tag würde er bestimmt noch lange zurückdenken.

II
    WÄHRENDDESSEN
    16.44 Uhr, Pacific Standard Time
San Francisco, Kalifornien
    VOM BALKON IHRES Büros hatte Doreen McCloud einen weiten Blick über die San Francisco Bay bis hinüber zu den Molen. Sie erkannte sogar die auf dem Ghirardelli Square versammelten Menschen. Dort war eine Party im Gange, aber sie verlor rasch das Interesse an der Menge unten, denn so etwas wie drüben jenseits der Bay bekäme sie wohl nie mehr im Leben zu Gesicht.
    Über dem blauen Wasser hing eine schwarze Sonne, deren Korona hell um die Scheibe des Mondes aufflammte.
    Doreen, die eine bei Sharper Image erworbene schmale Sonnenbrille trug, beobachtete, wie lange feurige Streifen vom Rand der Sonne hervorschossen. Sonnenstürme, Flares. Die Astronomieexperten beim CNN hatten eine aufsehenerregende Finsternis vorausgesagt, denn das Ereignis wurde von einer Periode mit einer ungewöhnlich hohen Zahl Sonnenflecken begleitet. Ihre Vorhersagen hatten sich als zutreffend erwiesen.
    Die anderen Anwälte und Sekretärinnen links und rechts von ihr stießen Seufzer des Entzückens und der Ehrfurcht aus.
    Ein langes Flare schoss von der Sonnenoberfläche hoch. In einem Radio, das im Hintergrund lief, knisterte und knackte es entsetzlich; ein Beweis für die Wahrheit einer weiteren Ankündigung der Astronomen. CNN hatte vorhergesagt, dass die höhere Zahl der Sonnenflecken und die damit verbundene Strahlungsaktivität kurze Interferenzen hervorrufen würden, wenn der Sonnenwind die obere Atmosphäre bombardierte.
    Doreen bestaunte die schwarze Sonne und deren Spiegelbild in der Bay. Wie wunderbar, das erleben zu dürfen!
    »Hat das noch jemand gemerkt?«, fragte eine der Sekretärinnen mit einem Anflug von Besorgnis.
    Da spürte es Doreen – ein Zittern unter den Füßen. Es wurde totenstill. Im Radio knisterte und knackte es fürchterlich. Blumentöpfe begannen zu klappern.
    »Erdbeben!«, kreischte jemand überflüssigerweise.
    Nachdem sie jetzt so viele Jahre in San Francisco gelebt hatte, waren leichte Beben kein Grund zur Panik mehr. Dennoch hatte natürlich jeder ständig Angst vor dem »Großen Beben«.
    »Alle rein!«, ordnete der Chef der Kanzlei an.
    Die Leute schubsten und drängelten, um die offenen Balkontüren zu erreichen. Doreen blieb zurück und suchte den Himmel über der Bucht ab. Die schwarze Sonne hing wie ein Loch im Firmament über dem Wasser.
    Da kam ihr die andere Vorhersage für diesen Tag wieder in den Sinn. Sie sah die alte, obdachlose, in Lumpen gekleidete Frau vor sich – und ihren Hund.
    Heute müssen wir alle sterben.
    Doreen wich zur offenen Tür zurück. Der Balkon unter ihren Füßen begann heftig zu schaukeln. Das war kein kleineres Beben.
    »Beeilung!«, befahl ihr Chef. »Alle in Sicherheit

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