Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
können, stattdessen aber fasziniert war von dem ersten Weißen, den er aus der Nähe studieren konnte. Er fand Drew ausgesprochen widersprüchlich… kühn und großmäulig, gelegentlich gemein und selbstsüchtig, aber ein geborener Anführer. Auf seine Art war er ein Kämpfer, wenn auch kein Krieger, ging Auseinandersetzungen aus dem Weg, indem er Zuflucht in banalen Scherzen und Entschuldigungen suchte. Der weiße Mann litt nicht unter einem Gesichtsverlust; dieser Zustand existierte für ihn nicht, er lebte einfach vor sich hin. Und darin lag seine Stärke. Er versuchte, sich anzupassen, war gut zu seiner Frau, bemüht, die Sprache der Schwarzen zu erlernen, und unterrichtete die Aborigines unbewusst in der Lebensart der Weißen. Ilkepala gebot den Männern, die das Lagerfeuer mit Jack Drew teilten, ihm zuzuhören und daraus zu lernen. Ihm so viele Fragen wie möglich zu stellen, die er offensichtlich gern beantwortete. Von ihm konnten sie etwas über die weißen Männer und ihre Schiffe lernen und die guten Männer, die sie »Sträflinge« nannten und die ihre Sklaven waren. Sie hörten von Pferden, die gute Kameraden waren, und Kühen, die man essen konnte, und auch von Schafen, deren Fell die meiste Wärme spendete. Von ihm konnte man alles Mögliche erfahren, sogar dass weiße Frauen genauso aussahen wie schwarze, wenn man erst die dicken Hüllen entfernt hatte, was die Aborigines ziemlich enttäuschend fanden. Ilkepala wusste sogar von Jacks Plan, die gelben Steine, auch Gold genannt, zu finden, die die weißen Männer so schätzten. Er fragte ständig nach Gold, erkundigte sich vor allem bei vorbeiziehenden Stammesleuten danach, und obwohl ihm viele von ihnen Gesteinsproben mitbrachten, war erst vor kurzem tatsächlich das Gesuchte darunter gewesen. Ilkepala wartete gespannt, was Jack als Nächstes tun würde. Er hoffte, er werde bleiben, da sein Wissen in diesen schrecklichen Zeiten ungeheuer wichtig für sie war. Und hatte Drew nicht auch gelitten? Seine Frau Ngalla und viele ihrer Angehörigen waren von Weißen ermordet worden, weil sie nicht auf seine Bitten gehört und ihre geheiligten Stätten wieder aufgesucht hatten. Jack hatte sie gewarnt, dass selbst eine friedliche Wanderung durch von Weißen besiedelte Gegenden gefährlich sei, doch sie fanden nichts dabei. Er hatte sie angefleht zu bleiben und hatte erklärt, er könne nicht riskieren, mit ihnen in diesen Bezirk zu gehen, weil man ihn dort verhaften würde. Daher hatte er in den Bergen auf seine Lieben gewartet, die nie zurückkehrten. Danach hatte er sich einer anderen Familie angeschlossen, die nach Norden zog, dem Grauen voraus, und durfte schließlich an einem Korrobori teilnehmen, wo er das Privileg genoss, einen Blick auf die Macht der Magier zu werfen. »Wer ist das?«, hatte er ängstlich gefragt, als Ilkepala auf einem nahe gelegenen Hügelkamm erschien und dann unvermittelt unter ihnen auftauchte, ein Feuer speiender Gigant mit der Stimme eines großen Geistes, die im Tal widerhallte. Diese Demonstration war nötig gewesen, um die verschiedenen Clans, die sich an diesem Ort versammelt hatten, zu zwingen, sich auf die Gefahr zu konzentrieren und ihre Differenzen beizulegen. Es war an der Zeit, Entscheidungen zu treffen. Wer konnte, sollte sich den Kriegern der Tingum anschließen. Da die Stämme der Tingum und der Kamilaroi nicht gerade die engsten Freunde waren, gab es verdrossenes Gemurmel, doch Ilkepala äußerte dröhnend sein Missfallen, und sie verfielen in erschrecktes Schweigen.
    »Dies ist eine Zeit großer Gefahren. Ihr werdet auf mich hören! Wer wagt es, sein Gesicht abzuwenden? Die Krieger gehen ins Land der Tingum, die Familien ziehen tiefer in den Schutz des Buschs und halten sich von den Wegen der Weißen fern!« Später erteilte er die Anweisung, Jack Drew solle sich ebenfalls den Tingum anschließen, und war verblüfft, dass der weiße Mann sich geweigert hatte, da er angeblich kein Krieger sei. Offensichtlich nicht, hatte Ilkepala geknurrt. Dann begriff er, dass dieser Narr keine Stammesgrenzen kannte; die meiste Zeit hatte er gar nicht gewusst, wo er sich befand. »Sorgt dafür, dass er ins Lager von Bussamarai zieht«, befahl er, und so geschah es auch. Als er viele Monde später von seinen Beratungen mit besorgten Stämmen im Norden zurückkehrte, traf er auf Jack Drew, der am Rande eines großen Kriegerlagers lebte, wo er sich unwohl fühlte. Verlassen durfte er das Lager allerdings auch nicht. »Warum soll er

Weitere Kostenlose Bücher