Im Heimlichen Grund
Rand umknickte und unter einer Ranke durchzog, die als Reifen herumgelegt war, so daß die Gestalt des Korbes sich abzeichnete.
Jetzt legte Eva ihre Hände auf seine Rechte und hinderte ihn am Weiterarbeiten. »Laß gehen, das schaff' ich schon ...«
Mit einem Schmunzeln überließ er ihr die Arbeit, tat Steinmesser und Krickel in den Spitzkorb und verließ die Höhle, den Faustkeil in der Rechten. Er stapfte der Steinschlaglehne zu und brannte vor Ungeduld, dort Füchse,Raben und Geier bei der Mahlzeit zu beschleichen. Vielleicht waren auch Bären da. Felle mußte er haben, ehe der Winter kam, zu Kleidern und Schlafdecken für sich und Eva!
Gut gedeckt hinter Haselschößlingen spähte Peter aufgeregt zwischen den vom Steinschlag verstümmelten Bäumen und geknicktem Buschwerk nach der Trümmerhalde. Er vernahm das heisere Krächzen streitender Raben und Nebelkrähen. Und dort an der Stelle, wo die Überreste des Bocks lagen, bewegte sich etwas Großes, Plumpes, Dunkelbraunes, ein rundlicher Fleck und noch einer. Unter Peters Fuß knackte ein dürres Reis. Da erhoben sich die braunen Körper: Zwei Bären standen da, zur vollen Höhe aufgerichtet. Die kurzohrigen, breitstirnigen, spitzschnäuzigen Köpfe mit den kleinen Augen herübergewandt, die Vorderpranken gesenkt, horchten sie. Peters Herz ging in raschen Schlägen; sollte er fliehen oder bleiben? Noch hatten die Bären ihn nicht gewittert. Doch jetzt schienen sich die Tiere beruhigt zu haben, sie ließen sich wieder einträchtig zum Fraße nieder. Peter schlich näher heran; er wollte die ganze Halde übersehen.
Da droben, nah an der Wand, wo der feine Geröllsand lag, gewahrte er fünf Füchse, zwei alte und drei halbwüchsige, die scharrend etwas freizulegen suchten. Es mochte ein im Steinschlag gestürztes Tier sein.
Wie stachen Peter die roten Fuchspelze in die Augen! Er schlich sich bis auf wenige Schritte heran.
Ein Wimmern, ein langgezogenes »Errr« ganz in seiner Nähe ließ ihn zusammenschrecken. Er neigte sich vor.
Da stand dicht vor ihm, harmlos äugend, ein Bärenjunges und schnupperte zu ihm herüber. Es war drollig in seiner Plumpheit; noch hatte es den weißlichen, halbmondförmigen Halsstreifen, den alle jungen Bären haben. Am liebsten hätte Peter es lebend eingefangen und heimgenommen.Aber eines der Alttiere schickte sich an, nach dem Jungen zu sehen. Leise zog sich der Jäger zurück. In großen Sätzen suchte er das Weite und wagte lange nicht, sich umzusehen. Aber die Bären folgten ihm nicht.
Je mehr er sich dem heimischen Waldrand näherte, um so zuversichtlicher schritt Peter dahin. Er dachte wieder an Eva und an das Essen, das er noch besorgen mußte.
Am Fuß einer alten Föhre sah er zwei schöne, nußbraune Steinpilze und daneben ein Nest von Eierpilzen. Nahe dabei standen zwei junge Schirmpilze und ein Satanspilz, dessen brauner Hut dem eines dunklen Herrenpilzes glich; aber der rotschimmernde, dunkel geäderte Strunk warnte Peter vor der Verwechslung. Dankbar dachte er an die Ahnl, die ihn gelehrt hatte, giftige Pilze von ungiftigen zu unterscheiden. Er hob die genießbaren aus und fädelte sie mit den Strünken an einen Buchenzweig. Jetzt noch einige Wurzeln, und für die nächste Mahlzeit war gesorgt.
Auf einem sumpfigen Rasenstreifen, in dessen Moos sich das Wasser staute, das von der Felswand sickerte, sah er Hunderte schlanker Wiesendisteln, deren rote Blütenköpfe auf den karg beblätterten Stengeln im Winde schwankten. Die kannte er gut. Mit beiden Händen faßte er die Stengel samt den bodenständigen Blattsternen und zog daran. Der kriechende Wurzelstock mit einem ganzen Nest fingerlanger, rübchenartiger Wurzeln löste sich aus dem Grund. Drei solche Stauden genügten. Zum Überfluß plünderte er noch einen Weißdornbusch, der eine Fülle halbreifer, hellroter Früchte trug.
Eva empfing ihn mit hellem Jubel: Einen rundbödigen Korb hielt sie ihm entgegen, bei dessen Flechten ihr das Rehkrickel als Vorstecher gedient hatte. Die abstehenden Enden hatte sie mit den Zähnen abgebissen. Auch einen zweiten Korb hatte sie schon begonnen.
»Das hast gut g'macht!« beeilte sich Peter zu loben,»einen für mich und einen für dich, so ist's recht. Schau, die Mehlbeeren sind schon bald reif, und jetzt nach dem Regen gibt's Pilzlinge, haufenweis'. Da können wir heut noch anfangen mit dem Eintragen und Dörren für den Winter. – Weißt, wie zu Ahnls Zeiten. Es wird eine hungrige Zeit werden, mach dich darauf gefaßt,
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