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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Kubikmeter säuberlich eingerichteter Simulation, der einem phantastischen Gebräu in einem Aquarium ähnelte, dem Alptraum eines Küchenchefs. Es war eine farbig kodierte Darstellung der verzwickten biochemischen Struktur eines kolloidal-stochastischen Rechners, und auf dieser tiefen Ebene waren Virginias Fachkenntnisse nutzlos. Sie mochte eine überdurchschnittliche Programmiererin sein, aber sie wußte fast nichts über Moleküle, deren Aufbau, und was halb belebte bio-organische Einheiten krank machte.
    Wieder murmelte Saul etwas. Sie konnte nicht verfolgen, was er in der holographischen Projektion mit den Händen machte, aber was er dort entdeckte, schien ihn zu befriedigen. Er zog sich aus der Projektion zurück und setzte sich. »Darstellung ausschalten«, sagte er zum diagnostischen Computer.
    »Nun?« Virginias Beinmuskeln spannten sich nervös, und sie mußte die Zehen in den Teppich bohren, um zu verhindern, daß sie vom Boden abhob. »Sag es mir! Ich kann es vertragen.«
    Saul nahm sie bei der Hand, und seine schwarzen Augen schienen zu leuchten. Sie hielt den Atem an, als sie die Antwort darin las. »Er wird gesund!« rief sie, wirbelte einmal um ihre Achse und warf sich ihm in die Arme. »Du hast ihn geheilt!«
    Oh, welch ein verständnisvoller Mann, dachte sie, sie an sich zu drücken und zu lachen, während ihre Tränen zwangsläufig seine Wange benetzten und sie glücklich an seinem Hals schnupfte. Oh, wie warm und stark und gütig.
    Seine Hand strich ihr übers Haar, nahe dem Verband an ihrem Halsansatz, wo seine neuen Medikamente ihren Hautausschlag zurückgedrängt hatten. Hätte er sie noch vor einer Woche im Umkreis des befallenen Bereichs berührt, wäre sie zusammengezuckt. Jetzt schmerzte es nicht mehr. Die Infektion war am Abklingen.
    Es war angenehm, wieder berührt zu werden.
    »Du mußt mich für albern oder schwachsinnig halten«, sagte sie schließlich, als sie sein Taschentuch nahm und sich auf seinem Schoß aufrichtete, um die Nase zu schneuzen.
    »Ganz und gar nicht.«
    »Na, das zeigt, wieviel du weißt. Ich bin wirklich kindisch; mich wegen einer Maschine so aufzuführen.«
    Er strich ihr lose herabhängendes schwarzes Haar zurück.
    »Dann bin ich auch ein Idiot. Diese Geschichte hatte mich sehr nervös gemacht. Carl übrigens auch.«
    Virginia rümpfte die Nase. »Carl sorgt sich, weil Johnvon der mit Abstand beste Computer ist, den wir noch haben. Carl kann ohne ihn die Kurskorrektur nicht durchführen.«
    »Das ist Grund genug.«
    »Gewiß. Trotzdem, ihm liegt nicht wirklich daran.«
    Sie ballte die Fäuste. Was sie gegen Carl aufbrachte, war in Wirklichkeit etwas anderes. Was er über Saul gesagt hatte, erfüllte sie nach wie vor mit Erbitterung.
    Sie hatte Carl immer gemocht, sogar sehr, aber er konnte verdammt dickköpfig sein. Wochen waren vergangen, seit Saul angefangen hatte mit einem aus seinem eigenen Blut hergestellten Serum Impfungen durchzuführen, und erst jetzt, nach mehreren unglaublichen Heilerfolgen, fand Carl sich bereit, zuzugeben, daß wirklich ein Wunder geschehen war.
    Dies war natürlich eine einseitige und ungerechte Betrachtungsweise. Carl hatte so lange mit der fressenden Verzweiflung gelebt, mit dem Bewußtsein, daß alles verloren war, daß eine vollständige Umorientierung einige Zeit erforderte.
    Sie alle mußten sich erst auf die neue Lage einstellen.
    Vieles hatte sich seit dem Auszug der Arcisten geändert. Nun wurden dank Sauls Heilerfolgen mehr und mehr Leute aus den Kühlfächern gezogen, behandelt und zum Bau und der Erprobung der Rückstoßgeräte eingesetzt, die benötigt wurden, wenn aus dem Halleyschen Kometen ein Raumschiff werden sollte.
    Selbstverständlich konnten Sauls Methoden nicht alle Schäden wiedergutmachen noch die unwiderruflich Toten zum Leben erwecken. Aber man konnte hoffen, die aktive Bevölkerung der Kolonie wieder auf ungefähr zweihundert Personen zu bringen, mehr als die Hälfte der ursprünglich geplanten Zahl, als die Edmund Halley und vier Transportsonden von der Erde ausgesandt worden waren.
    Schon herrschte lebhafte Geschäftigkeit um die bislang verwaisten Standorte der Rückstoßgeräte um den Südpol. Die Arcisten schienen in einer neuen Atmosphäre der Zusammenarbeit mit Jeffers’ Technikern und sogar mit Sergejows ›Übermenschen‹ an einem Strang zu ziehen.
    Man konnte nur hoffen, daß es dabei bleiben würde, doch so sehr sie und alle einsichtigen Menschen dies wünschten, gaben die vergangenen

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