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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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öffnete ich dein Geschenk und sah hinein.
    Zuerst sieht es wie ein schönes Geschenk aus, aber wir beide wissen, daß in dem Kasten ein weiterer Kasten ist, in welchem ein weiterer liegt, und so fort.
    Und ich bin einer Antwort auf die grundlegenden Fragen immer noch nicht nähergekommen. Woher kommt das Leben auf diesem Kometen? Haben Kometen vor langer Zeit die Erde besät? Oder sind wir nur die letzten Eindringlinge, die diese kleine Welt gesehen hat? Wie konnte es zu alledem gekommen sein?
    Darauf gab es selbstverständlich keine Antwort. Er lächelte zur Decke auf, durch einen Kilometer gesteinsdurchsetztes Eis, zu den Sternen.
    O ja, du wirst dir deinen Spaß nicht nehmen lassen…

 
8

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CARL
     
     
    Carl und Virginia saßen in steifer Gezwungenheit an einem Tisch im Gesellschaftsraum. Das Gravitationsrad war vor Jahren zusammengebrochen, und in allen Expeditionsteilnehmern zeigten sich nach und nach die subtilen Nebenwirkungen ständiger Schwerelosigkeit. Außer ihnen beiden war niemand im Gesellschaftsraum mit seinen vom Alter verfärbten Sesseln aus Kunstfasergeflecht, den staubigen, mürben Vorhängen und den gesprungenen und zerkratzten Resopalplatten der Tische. Die farbige Wandprojektion blieb unbeachtet. Ein schläfriges Kamel schaukelte langsam auf dem Kamm einer fernen Düne dahin.
    »Ich meine, glaubst du, daß er noch alle Tassen im Schrank hat?« fragte Carl rundheraus.
    »Selbstverständlich ist Saul vollständig in Ordnung«, erwiderte sie gekränkt. Die Anspannung war in ihrer Haltung wie in jeder ihrer knappen Gesten deutlich.
    Ich muß daran denken, daß sie an dem Knilch einen Narren gefressen hat, dachte Carl. Das heißt, man muß diplomatisch sein. »Ich mache mir Gedanken um seine… Gesundheit.«
    Davon wollte Virginia nichts wissen. »Willst du damit sagen, seine Entdeckung sei eine Sinnestäuschung?«
    »Nun, es ist wahrhaftig extrem.« Er warf die Hände hoch und rief in näselndem Tonfall: »Ich, Saul Lintz, bin ein gottgleicher Unsterblicher. Immun! Unverwundbar! Auf die Knie, ihr Sterblichen!«
    »Das ist nicht seine Haltung!«
    »Sagen wir, er macht den Eindruck eines stillen Größenwahnsinnigen.«
    »Er hat eine Theorie beschrieben.«
    »Mit ihm selbst als Hauptbeweis.«
    »Nun ja… Wer sonst hat den N-Komplex?«
    »Gute Frage. Du könntest die medizinische Kartei danach durchsehen.«
    Virginias Blick wich einen Augenblick seitwärts aus, aber inzwischen wußte er ihr Mienenspiel wie ihr Verhalten zu deuten. »Du hast es bereits getan?«
    Sie nickte, steckte die Finger ineinander und starrte darauf. »Es gibt drei weitere.«
    »Gut. Dann ist es einfach, seine Theorie zu erproben, nicht wahr? Sind sie unter der diensttuenden Mannschaft, untersuchen wir sie gleich, sind sie in den Kühlfächern, holen wir sie heraus, und sehen, ob sie sich infizieren und welche Folgen es hat.«
    »Saul sagte genau das gleiche, als ich es ihm gestern erzählte.«
    »Hmm. Dann frage ich mich allerdings, warum er diesen kleinen Umstand mir gegenüber nicht erwähnt hat.«
    »Er war sehr beschäftigt«, sagte sie schnell. »Ich nehme an, er möchte die Sache noch ein wenig durchdenken, bevor er… experimentiert.«
    »Oder vielleicht möchte er alles selbst tun, nicht? Saul Lintz, der Erlöser. Der große Retter.«
    »Du hast kein Recht, so zu reden!« fuhr sie auf.
    »Vielleicht, vielleicht nicht. Vergiß nicht, ich habe in diesen Jahren mit vielen Verrückten zu tun gehabt! So habe ich die Gewohnheit angenommen, an allem zu zweifeln.«
    Sie nagte an ihrer Unterlippe. Wollte sie ihren Zorn unterdrücken? Oder hatte sie vielleicht Befürchtungen, er könne recht haben?
    »Wenn Sauls Impfungen wirken«, sagte sie, »werden wir in der Lage sein, uns zu retten. Die Expedition wird gelingen. Du mußt ihm vertrauen. Wirst du seine Versuchsbehandlungen von Freiwilligen genehmigen?«
    Carl zuckte die Achseln. »Meine Autorität ist begrenzt. Die ›Stämme‹ stellen ihre Arbeitskräfte zur Verfügung. Ich bemühe mich um Koordination und stelle die Arbeitspläne auf. Ein Kapitän Bligh bin ich nicht. Ich sehe nicht, wie ich ihn daran hindern könnte… Freiwillige zu rekrutieren.« Beinahe hätte er gesagt: »Dumme zu finden.«
    »Gut. Du wirst sehen, Carl, das ist unsere Hoffnung.«
    Hoffnung? Er war versucht, Virginia von der Nebenwirkung zu erzählen, die Sauls wundersame Symbiose gezeitigt hatte – seine Sterilität. Aber wenn Saul es ihr bereits gesagt hatte, was zu vermuten war, würde er

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