Im Herzen Des Lichts
es auch immer, denn sie war ihres Vaters Tochter und fand, daß weibliche Verhaltensregeln nur für niedrigere Geschöpfe da waren, genau wie ihr Vater fand, daß Regeln lediglich für seine Feinde galten.
Mehr als alles andere wünschte sich Crit, Strat zu finden, mit ihm Freistatt zu verlassen, um nach Ranke zu reiten, Theron seinen Fall vorzulegen und sich von ihm anderswo einsetzen zu lassen. Hier war nicht der richtige Platz für ihn. Tempus allein wußte, was er getan hatte, das zu verdienen.
Aber hier war er nun mit den übrigen Ungeliebten, Ungeschätzten und Unerwünschten - mit Strat, mit Kama, mit Randal, einem Krieger/Magier, mit Gayle, dem einzigen des 3. Kommandos, dem Tempus befohlen hatte, hierzubleiben.
Und mit jenen, die sie gehofft hatten, hinter sich zu lassen: der Vampirin Ischade, dem halb wiederhergestellten Geist des Stiefsohns Janni, dem Dämon Schnapper Jo, der den Schankburschen im Wilden Einhorn gemacht hatte, und dem, was irgendwo in der Oberstadt von dem kleinen Nisibisimagier Haught und von der Nisibisihexe Roxane übrig war.
Strat hatte gesagt, daß Tempus den Mut verloren hatte und einfach geflohen war und Crit zurückließ, damit er die Sache ausbade. Ausgerechnet die Sache, die Strat so gern selbst in die Hand genommen hätte, hatte Crit da gedacht, aber es nicht ausgesprochen.
Während er so allein wartete und hoffte, sein Kontaktmann würde bald kommen, hatte er viel zu viel Zeit zum Grübeln.
Er kannte sich aus, kannte sich selbst. Für die Art von Untergrundarbeit, für die man ihn ausgebildet hatte, war Selbsterkenntnis unabdingbar. Ohne sie hätte sein Kummer über Strat und das schreckliche Dreiecksverhältnis zwischen ihnen beiden und der Vampirin längst sein Tod sein können, ja, mochte es noch immer sein, wenn er sich zu sehr davon ablenken ließ.
Er hatte eine Aufgabe zu erledigen, hatte sehr viel zu tun. Dafür hatte er gesorgt. Er konnte sich zu viel Zeit zum Grübeln nicht leisten. Diese Aufgabe vor ihm würde nicht leicht sein, aber er brauchte etwas, das seine Gedanken von seinem Partner ablenkte. Heute nacht ging es darum, Tasfalen zu finden und zurückzubringen, denn seine gesamte hochwohlgeborene Familie war verschwunden. Fackelhalter wollte, daß dieser Idiot gefunden wurde - oder daß Crit bei der Suche umkam, damit es keine ernsthaften Rivalen um Kamas Gunst gab, bis er getan hatte, was immer er mit seiner gegenwärtigen Gemahlin zu tun plante.
Crit durchschaute Molin Fackelhalter. Molin wußte sehr wohl, daß die Aufgabe, die er Crit aufgezwungen hatte, ein Himmelfahrtskommando war, und ebenso wußte er, daß Crit sie an keinen der Männer, die ihm zur Verfügung standen, weitergeben würde. Zips Militia taugte zu nicht viel mehr als zum Herumstolzieren und sich bei ihrer nächtlichen Streife in Straßengeplänkel verwickeln zu lassen. Walegrins Standortsoldaten machten ihre Sache tagsüber sehr gut, aber sie verstanden nichts von Spionage und Aufklärung. Und Crit wollte die Magiergilde nicht hinzuziehen - obwohl Randal, der Magier der Stiefsöhne, sich dort aufhielt, änderte das nichts an der Tatsache, daß in Freistatt der Preis für Zauberhilfe immer zu hoch war.
Blieben nur noch Jubals Spitzbuben, und auf einen davon wartete Crit. Jubals gesichtslose Horde würde heute nacht einen mit Gesicht ausspucken, und dieser eine würde Crit zu Tasfalen führen.
Sobald Crit festgestellt hatte, daß es Tasfalen noch gab (oder nicht mehr gab - sein Leichnam würde auch genügen), hatte er Fackelhalter vom Hals. Und er könnte sich mit Kama beschäftigen. Denn Crit hatte vor, dieses Problem ein für allemal zu lösen: er würde Kama entweder aus dem Palast holen und dafür sorgen, daß sie in das, was von der Stiefsohnkaserne übrig war, zurückkehrte; oder er würde ihr Verhältnis mit Molin benutzen, um den Hohenpriester zu erpressen.
Er war sich selbst nicht klar, was ihm lieber wäre, aber ihm gefielen beide Alternativen zumindest so gut, daß er die Zähne zu einem humorlosen Lächeln entblößte, während er wartete.
Und wartete. Und wartete. Er stand. Er saß. Er stiefelte hin und her. Er lehnte sich an. Er hörte sein Pferd wiehern und dann mit den Hufen über das Kopfsteinpflaster scharren. Er schaute nach ihm, überprüfte den Sattelsitz, streichelte die Pferdenase. Strats Brauner hätte es vielleicht zu dem Wiehern, das er gehört hatte, veranlassen können, aber Crit sah den Braunen nirgends.
Das war ganz gut so, denn der Braune machte ihn
Weitere Kostenlose Bücher