Im Heu oder im Bett
behalten wollen.
Lange Jahre hatte sie eine so hohe Mauer um sich gebaut, dass sie angenommen hatte, sie könne Coles Anziehung einfach widerstehen. Das hatte sich natürlich als unmöglich herausgestellt. Er war einfach zu sexy, zu warm, zu zärtlich, zu großzügig. Und er hatte sich Jem gegenüber zu liebevoll und geduldig gezeigt. Jem verdiente wirklich einen Vater wie Cole. Einen Vater, wie sie nie einen gehabt hatte.
Sie machte sich wieder auf den Weg nach Hause. Sie liebte Cole, aber da klar war, dass er wegen Jem und nicht wegen ihr da war, musste sie dieses Gefühl einfach in ihrem Herzen vergraben. Es hatte keinen Sinn, sich durch eine Abfuhr Coles noch weiter zu demütigen.
Stattdessen würde sie mit der Kraft dieser Liebe versuchen, einen Weg zu finden, Jem mit Cole zu teilen. Denn wenn sie wirklich auf ihr Herz hörte, musste sie dem Mann, den sie liebte, eine Chance geben, seinem Sohn ein Vater zu sein.
12. KAPITEL
Laurens Beschluss, ihr Herz einfach zu verschließen, geriet das erste Mal ins Wanken, als sie in die Einfahrt zu ihrem Haus einbog und auf der Veranda eine wirklich filmreife Szene vor Augen hatte. Cole saß mit Jem auf der Schaukel. Seine drei Brüder hatten es sich auf den Stufen der Veranda bequem gemacht, und Sherry lehnte am Geländer und trank Kaffee. Alle redeten miteinander, lachten und lächelten sich an. Unisono drehten sie sich alle nach ihr um, als sie das Auto kommen hörten. Und in diesem Moment schoss ihr ein verrückter Gedanke durch den Kopf: Das ist meine Familie. Mein Sohn, mein Mann, meine Schwäger, meine Ersatz-Mom. Ich habe endlich eine Familie.
Aber dieser Moment verging, und ihr wurde schmerzhaft bewusst, dass es nicht ihre Familie war. Sie hatte keine Familie, und das hatte sie noch nie so traurig gemacht wie in diesem Augenblick. Als Jem aufsprang und ihr entgegenlief, während sie aus dem Auto stieg, hatte sie einen dicken Kloß im Hals. Sie gingen gemeinsam zurück zur Veranda, und Lauren hörte aufmerksam zu, als Jem sie mit Coles Brüdern bekannt machte. Coles Blick folgte ihr, und ihr wurde ganz heiß, obwohl sie viel lieber wirklieh cool sein wollte.
Einer von Coles Brüdern erkundigte sich nach Jems Baumhaus, und alle lachten und redeten durcheinander. Bevor Lauren sie aufhalten konnte, machten sich auf den Weg, um sich das Baumhaus anzusehen, und Lauren war mit Cole allein. Die Mitglieder ihrer filmreifen Familie scheinen alle unter einer Decke zu stecken, dachte Lauren und ging einfach ganz aufrecht an Cole vorbei zur Haustür. Sie fühlte sich nicht stark genüg und noch nicht bereit dafür, mit ihm allein zu sein.
„Lauren.” Seine Stimme war leise, klang aber sehr bestimmt. „Was hältst du davon, wenn wir aufhören, vor einander wegzurennen?”
Sie blieb auf halbem Weg stehen. Sie wollte einwenden, dass ja schließlich er Valle Verde den Rücken gekehrt hatte, wusste aber, wie heuchlerisch das war. Sie war ihr ganzes Leben weggerannt. Das erste Mal, als sie erst fünf Jahre alt gewesen war. Und sie tat es heute wohl immer noch. Sie wäre vermutlich noch nicht einmal hier in dem Ort gelandet, wenn sie nicht vor etwas geflüchtet wäre, das ihr zu dieser Zeit als der Verlust einer Liebe erschienen war.
Heute wusste sie, dass es ein kläglicher Abklatsch dieses Gefühls gewesen war. Sogar ihre Enthaltsamkeit war eine Farce gewesen, die als Vorwand gedient hatte, Gefühlen, die sie scheute wie der Teufel das Weihwasser, einfach aus dem Weg zu gehen: Verletzbarkeit, Intimität, die Angst vor Zurückweisung.
Lauren seufzte. Er hatte Recht. Es war Zeit, damit aufzuhören. Denn in ihrem ganzen Leben hatte für sie noch nie so viel auf dem Spiel gestanden. Sie drehte sich um. Cole saß auf der Schaukel, wippte leicht hin und her und wirkte, als fühle er sich ganz wie zu Hause. Es war nur einige Tage her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Heute Morgen war ihr die Zeit wie drei Jahre vorgekommen. Nun, da er hier war, schienen es nur drei Minuten gewesen zu sein.
„In Ordnung. Ich werde aufhören wegzurennen, wenn du das willst.”
Er lächelte sie an. „Setzt du dich zu mir?” bat er leise.
Sie zögerte, weil ihr Verstand ihr im Gegensatz zu ihrem Herzen sagte, es nicht zu tun.
Aber sie hörte auf ihre innere Stimme. „Sicher.” Als sie sich vorsichtig neben ihn setzte, versuchte sie nicht zu aufgeregt darüber zu sein, dass er hier ganz dicht bei ihr war, und nicht zu viel Angst vor dem zu haben, was jetzt kommen
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