Im Heu oder im Bett
würde sie sich später kümmern müssen. Sie holte tief Luft und fügte hinzu: „Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dich für alle Zeit von uns fern zu halten.”
11. KAPITEL
Cole saß bei „Herbie’s an der schon ziemlich abgenutzten Theke aus Eichenholz und starrte missmutig ins Leere. Schließlich deutete er dem Barkeeper mit einer Geste an, dass er ein weiteres Bier haben wollte. Derselbe Barkeeper wie gestern, bemerkte er. Doch gestern war der Grund, bei „Herbie’s” einzukehren im Vergleich zu heute eine lächerliche Bagatelle gewesen. Mittlerweile war seine ganze Welt zusammengebrochen.
Wenn es nicht um Jem ginge, wäre er auch nicht hier und würde sich langsam, aber sicher betrinken. Dann wäre er schon längst in seinem Pick-up auf dem Weg aus dem Städtchen, um so weit wie möglich von Lauren und dem Durcheinander, das er angerichtet hatte, wegzukommen.
Aber er würde nicht gehen. Es spielte keine Rolle, ob Lauren ihre Drohungen wahr machen würde, er konnte seinen Sohn nicht verlassen. Und im Moment hatte er das Gefühl, dass er sie genauso wenig verlassen konnte. Abwesend drehte er sein leeres Glas hin und her. Was war er für ein Narr gewesen! Er, Cole Travis, sonst eher ein ausgemachter Zyniker, hatte wirklich die Hoffnung gehegt, dass es möglich sein würde, Lauren in aller Ruhe seine Lügen zu gestehen.
Er hatte die Illusion gehabt, dass sie ihn verstehen und ihm verzeihen würde, so dass sie gemeinsam den besten Weg für Jem finden konnten.
Er raufte sich die Haare. Es wäre verdammt einfach, ihr die Schuld zuzuschieben. Er hatte so oft versucht, ihr die Wahrheit zu sagen. Und jedes Mal hatte sie sich geweigert, ihn anzuhören. Für sie beide war es viel einfacher gewesen, nicht offen miteinander zu reden.
Aber im Nachhinein war es ein schrecklicher Fehler gewesen. Als der Barkeeper sein Bier gebracht hatte, rieb sich Cole das Kinn. So ärgerlich er auch auf Lauren war, wusste er dennoch, dass er ganz allein für seinen augenblicklichen Kummer verantwortlich war.
Hinter ihm ging die Tür auf und ließ einen Spalt Tageslicht in das dämmrige Lokal. Und obwohl er sich schon vor einer Stunde verboten hatte, es zu tun, drehte sich Cole auf seinem Barhocker um, um nachzuschauen, ob Lauren hereinkam. Aber es war Sherry, die auch nicht sonderlich glücklich wirkte.
„Hallo, Vater von Jem”, sagte sie und setzte sich auf den Barhocker neben ihn.
„Ich bin nicht in der Stimmung für eine Unterhaltung”, knurrte er sie an.
Das schien sie enorm zu amüsieren. Sie lachte unbeeindruckt. „Kannst du mir die Erdnüsse reichen?”
Cole griff nach der Schale mit den Erdnüssen neben sich und schob sie ihr hin, ohne auch nur zu versuchen, seine Verärgerung zu verbergen.
„Danke”, meinte sie und kostete eine Handvoll davon. „Die sind ganz schön salzig.”
Er seufzte genervt. „Kann ich dir etwas zu trinken bestellen, oder hast du nicht vor länger zu bleiben?”
„Doch, doch, ich bleibe.” Sie strahlte ihn an. „Ich hätte gern einen trockenen Martini, gerührt.”
Cole gab beim Barkeeper die Bestellung auf und drehte sich dann zu ihr. „Also, was machst du hier? Bringst du meine Taschen und willst persönlich dafür sorgen, dass ich von hier verschwinde?”
„Keineswegs.” Sherry zuckte die Achseln. „Ich dachte nur, du würdest vielleicht gern mit jemand reden.”
„Warum?” fragte er nun vollkommen irritiert. „Damit ich beteuern kann, dass ich wirklich geglaubt habe, das Richtige zu tun? Und dass ich Lauren angelogen habe, weil ich das Risiko nicht eingehen wollte, dass mir mein Sohn noch einmal weggenommen werden könnte?”
Sherry hob die Augenbrauen. „Noch einmal?”
Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. Anscheinend war sie neugierig und würde nicht eher gehen, bevor sie etwas in Erfahrung gebracht hatte. Also gut, dachte er. Da er ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte, berichtete er von seiner Exfrau, dem Armband, und warum er sich Jem nicht noch einmal entwischen lassen konnte.
„Verstehe.” Sie nickte langsam. „Deshalb hast du verheimlicht, dass du sein Vater bist.
Aber wenn es nur um deinen Sohn geht, warum hast du Lauren dann geheiratet? Um Jem zu bekommen, war das doch nicht nötig. Ganz im Gegenteil könnte diese Ehe, wenn die ganze Geschichte ans Tageslicht kommt, dein größter Fehler gewesen sein.”
Cole betrachtet den Platinring am seinem Finger. Ein Fehler? Er wollte das glauben, musste es eigentlich glauben.
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