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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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oftmals die letzte Rettung
ist: das Pfandhaus Wuchert. Wie TKKG wussten, kann man dort Wertgegenstände
beleihen, also als Pfand hinterlegen für eine entliehene Summe.
    „Heh!“ Gaby blieb stehen und
rüttelte an Tims Hand. „Das ist ja die Vera. O Gott! Was ist mit ihr los?“
    „Welche Vera?“
    Tim kannte vier.
    „Vera von Hellenfeld. Ist auch
eine Paulinerin. Siebte Klasse, eine unter Katrin.“
    Die Jungs spähten. Oskar hatte
einen Laternenpfahl beschnuppert und hob jetzt das Bein, um die Markierung — er
sei hier gewesen — zu hinterlassen.
    Gut ist sie nicht drauf, dachte
Tim.
    Vera war klein für die zu
vermutenden 13 Jahre, hatte langes rotes Haar und ein blasses Gesicht, über das
jetzt die Tränen strömten. Dicke Steppjacke, Winterjeans, Stiefel und ein
Schiffchen als Mütze.
    Vera hielt Geld in der Hand,
ein Bündel Scheine, und stopfte es jetzt rasch in die Umhängetasche, wobei ihr
die Handschuhe zu Boden fielen. Zweifellos war sie aus dem Pfandhaus gekommen.
    „Ich glaub’s nicht“, flüsterte
Gaby. „Das ist doch nicht möglich. Nicht bei den Hellenfelds. Da kann doch
nicht plötzlich die Not ausbrechen. Veras Vater ist Landgerichtsdirektor. Und
der schärfste Hardliner (Vertreter eines harten Kurses ) — sagt mein Papi
— seit Franz-Josef Order.“
    „Sie heult“, stellte Klößchen
fest.
    „Halt mal!“
    Gaby entzog Tim ihre Hand.
Stattdessen durfte er Oskar hüten. Dann war Tims Freundin auch schon bei Vera,
die durch ihren Tränenschleier nur undeutlich sah. Immerhin — sie erkannte
Gaby. Und das war, als entzünde die Freude ein Weihnachtslicht in Veras
Trübsal.
    „Hallo, Gaby! Hallo! Toll
siehst du aus. Ein neuer Schal?“
    „Hallo, Vera! Den hat Tim mir
geschenkt. Aber er hat ihn nicht selbst gestrickt. Was ist denn mit dir los? Du
siehst super-depri aus.“
    „Ach, es ist nichts. Mir ist
nur was ins Auge geflogen.“

    Das müssen aber, dachte Tim,
regelrechte Melancholie-Brocken gewesen sein. Und die hat sie nicht ins Auge
gekriegt, sondern ins Herz, wenn wir mal annehmen wollen, dass in dem Hohlmuskel
auch das Gemüt sitzt.
    Gaby pustete zweifelnd gegen
ihren Goldpony. Die Jungs waren heran gedackelt, wurden Vera vorgestellt und
fühlten sich unbehaglich.
    Gaby sagte: „Du hast Kummer,
Vera. Uns kannst du dich an vertrauen. „
    „Nein, nein!“ Das Mädchen
wischte sich die Tränen weg. „Es... ist wirklich nichts.“
    „Vera!“ Gabys Winterstiefel
stampfte in den sulzigen Schnee. „Wir sind TKKG — wie du sicherlich weißt. Wir
bekämpfen Unrecht. Und wir helfen, wenn wir können — nicht nur in der
Weihnachtszeit, wo sogar die Hartherzigen spenden, sondern ganzjährig.“
    „Ich weiß.“ Sie schluchzte.
    „Also?“
    „Ich... ich kann’s nicht
sagen.“
    Gaby pustete wieder gegen ihren
Pony — diesmal aus Verzweiflung.
    „Ich glaube“, sagte Tim, „du
hast Mist gebaut, Vera. Du hast dich mit irgendwas schuldig gemacht. Jetzt
brauchst du Geld, um die Sache in Ordnung zu bringen. Also warst du im
Pfandhaus und hast was versetzt. Richtig?“
    Vera schluchzte, schluckte und
konnte nur nicken.
    „Du siehst nicht aus“, fuhr Tim
fort, „wie der weibliche Unterhäuptling der hiesigen Mafia Konnäcktschen. Oder
wie der Lockvogel vom Drogen-Club. Also kann’s sooooo schlimm nicht sein. Raus
mit der Sprache, Vera! Wir geloben Schweigepflicht und geben kein Wort weiter.“
    Karl hatte Veras Handschuhe
aufgehoben und ihr wie ein Geschenk überreicht. Sie wollte sie anziehen, geriet
aber mit der linken Hand in den rechten. Ein bebender Unterkiefer. Erneute
Tränen. Tim gab Gaby ein Papiertaschentuch, mit dem sie Veras Tränen abtupfte.
Ins selbe Tuch konnte sich das Mädchen dann schneuzen — selbständig.
    „Versprecht ihr, dass ihr
niemanden — niiiiiiemanden was sagt.“
    „Wir geloben“, nickte Tim. „Nur
für Oskar können wir nicht garantieren. Er tratscht manchmal mit Nachbars Lumpi
und der mit dem Dackel an der Ecke. Da macht manches Geheimnis die Runde.“
    Niemand lachte. Hm!, dachte
Tim. Scheint ja wirklich ernst zu sein.
    „Ich... habe geklaut.“ Veras
Stimme zitterte.
    „Du doch nicht.“ Entsetzt sah
Gaby sie an.
    „Doch.“
    „Und wo?“
    „Im NJ. Im Kaufhaus.“
    Gaby warf Tim einen Blick zu,
der inhaltsschwer wirkte wie ein Roman oder Tatsachenbericht. Nur dass der
TKKG-Häuptling leider kein Wort verstand.
    „Aber doch sicherlich nur
Zündhölzer“, mutmaßte Gaby. „Oder Schnürsenkel.“
    „Nein“, kam kläglich

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