Im Kaufhaus ist der Teufel los
beide um die Hausecke.
Vor der ‚Backstube’ arbeitete ein Sprayer mit weit ausholenden Bewegungen. Die
Schaufensterscheibe war ‘ bereits vollgeschmiert mit den bekanten Motiven.
„Den schnappe ich mir!“,
flüsterte Tim und sauste los.
*
Er hieß Lambert Lalutsch und
ergab sich ohne Gegenwehr — ein Malerlehrling, der sich aber zu Höherem berufen
fühlte, nämlich zum Graffiti-Künstler.
„Ja, natürlich“, stotterte er.
„Ich werde beauftragt. Soll die Backstuben und die Knusperhäuser bemalen. Dafür
kriege ich die Farben gestellt und fünf Mark pro Schaufenster. Aber ich weiß
nicht, wer mein Auftraggeber ist. Er gibt sich nicht zu erkennen. Er ruft immer
an. Und hinterlegt dann irgendwo das Geld und die Farben.“
*
Lambert würde sich verantworten
müssen und hatte mit einer saftigen Strafe zu rechnen.
TKKG stellten seine Adresse
fest und entließen ihn dann. Jetzt standen sie an der Ecke der Feinwirt-Straße
— außer Sichtweite der Knusperhaus-Filiale, vor die Oskar seinen dritten blauen
Haufen gepflanzt hatte. Der musste beseitigt werden.
Alle schoben los und — erlebten
die totale Überraschung.
Ein zweiter Sprayer hatte
zugeschlagen, hatte inzwischen die vorhin noch völlig blanke Schaufensterscheibe
in gehabter Weise beschmiert.
Doch nicht nur das. Der Typ
hatte auch in Oskars blauen Haufen getreten und den Abdruck einer bizarren
Profilsohle hinterlassen.
„Ich glaub’s nicht!“ staunte
Tim. „Diese Sohlen sind einmalig. Der Sprayer trägt die gleichen Turnschuhe wie
ich: Fitty-Max, Größe 44.“
„Genau die“, rief Gaby, „hatte
Werner Kulör vorhin an, als ich bei ihm im Geschäft war. O Gott! Ist der
beteiligt? Ist er der zweite Sprayer? Macht das Sinn?“
TKKG sausten sofort zu Kulör
und klingelten ihn aus dem Bett.
Er musste seine Turnschuhe
vorzeigen, was der rattige Typ auch tat, ahnte er doch nicht, dass in der
Profilsohle deutliche Spuren hafteten — von Oskars blauem Verdauungsfinale.
Gegen diesen Beweis half keine
Ausrede. Kulör gestand. Ja, er sei Lamberts heimlicher Auftraggeber und auch
der zweite Sprayer. Mit den Bäckern Bräzl und Hungerdruck hätte er eigentlich
nichts am Hut, hätte ihre Geschäfte ganz willkürlich herausgesucht, um seine
Graffiti anzubringen. Und das aus einem einzigen Grunde.
„Klar wie ein blauer Haufen“,
meinte Tim grinsend. „Sie wollten — und das gelang ja auch — auf unredliche
Weise viel Geld verdienen. Denn mit der Beseitigung der Graffiti wurde immer
Ihre Firma beauftragt.“
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