Im Kaufhaus ist der Teufel los
Spieß einfach umgedreht und behauptet, ich würde seine
Buden mit Terror belegen.“
„Hast du auch!“, schrie Bräzl
mit Schrillstimme.
„Uiiih!“, meinte Karl. „Mir
geht ein Weihnachtslicht auf. Wenn Sie Heini Bräzl sind, dann sind Sie Erich
Hungerdruck.“ Er meinte den Großen. „Die ganze Stadt weiß ja, dass Sie beide im
Kriegszustand sind.“
„Mir ist das nicht bekannt“,
meinte Klößchen. „Sind das die Manager von verfeindeten Fußballvereinen?“
Hungerdruck klatschte die Hände
gegen seinen Bierbauch. „Nein!“, rief er dumpf. „Ich betreibe 26 Bäckereien in
der Stadt, die wahnsinnig beliebten Backstuben. Meine Semmeln sind die besten
und mein Gebäck ist eine Zungen-Träumerei für Leckermäuler. Heini Bräzl will
mir mit seinen 15 lächerlichen Knusperhaus-Bäckereien Konkurrenz machen. Aber
seine Semmeln“, er hob die Stimme, „schmecken nach Sägemehl. Und von seinem
Gebäck kriegt man Bauchkrämpfe. Deshalb...“
„Ist ja gelogen!“, schrie
Bräzl. „Seine Produkte sind minderwertig! Er verwendet sogar Mehl voller
Mausekacke!“ Tim trat rasch zwischen die beiden, bevor der nächste Faustkampf
begann.
Gaby hatte ihr Kichern
überwunden und stellte die erste vernünftige Frage an diesem kalten
Dezemberabend.
„Was für Anschläge
beziehungsweise Terror wirft denn der eine dem anderen vor?“
„Heini Bräzl lässt nachts meine
Schaufenster mit ekligen Graffiti vollschmieren“, erwiderte Hungerdruck.
„Spinnen, Schlangen, dampfende Kackhaufen und Kotztypen sind dann morgens auf
der Scheibe abgebildet. Und ich muss sofort Werner Kulör beauftragen, damit der
Dreck runterkommt.“
„Hah!“, rief Bräzl. „Und wie
sieht es mit meinen Schaufenstern aus? Genau das Gleiche! Jede Nacht
zugeschmiert mit Graffiti: Spinnen, Schlangen, Kackhaufen, Kotztypen — nur
etwas anders gemalt. Meinen Kunden vergeht der Appetit. Auch ich muss den Kulör
rufen. Meinen ganzen Verdienst zahle ich dem, damit alles wieder schön wird.“
„Wer ist Kulör?“, fragte Tim.
Bräzl und Hungerdruck gaben
gleichzeitig Auskunft. Trotzdem begriffen TKKG, dass Kulör eine Reinigungsfirma
hatte, die auf die Beseitigung von Graffiti spezialisiert war. Außerdem war er
Inhaber eines Farbengeschäftes, wo man von Malkreiden für Kindergarten-Kids bis
zum wasserfesten U-Boot-Anstrich alles kriegen konnte.
Hungerdruck wollte nun nach
Hause zum Abendessen, warf Bräzl noch einen bösen Blick zu und trollte sich
grußlos.
Bräzl schenkte TKKG vier
Gutscheine, die man für Weihnachtsgebäck in seinen Knusperhäusern einlösen
konnte. Dann begab er sich zu seinem Stammtisch.
*
Eine frostige Nacht. Sterne
blinkten. Das Mondhörnchen hing hoch über der Millionenstadt. Morgen begannen
die Weihnachtsferien. TKKG durften lange aufbleiben.
Angeblich ömmelten sie in einer
Nichtraucher-Disko herum, natürlich bei Cola und Fruchtsaft. In Wahrheit drehten
sie auf ihren Bikes schnelle Runden durch die Stadt und hatten sich aufgeteilt
in zwei Gruppen.
Gruppe 1: Tim und Gaby,
begleitet von Oskar. Gruppe 2: Karl und Klößchen. Ziel waren die
Bäckerei-Geschäfte: die Backstuben und Knusperhäuser. Stetige Beobachtung im
Zeittakt! Hoffte man doch, den oder die Graffiti-Sprayer zu überraschen. Aber
noch waren alle Schaufenster blitzblank und lediglich Oskar machte seinem
Frauchen Probleme.
Denn der Cockerspaniel hatte
vorhin beim Farbengeschäft Kulör einen weggeworfenen Beutel mit blauer Farbe
gefressen. Schmatz! Schluck! und weg war er.
Aufgelöst vor Angst fragte Gaby
sofort im Geschäft — bei Kulör persönlich — ob die Farbe etwa giftig wäre.
„Keineswegs!“, hatte der
rattige Typ erwidert. „Ist total unschädlich. Aber die Farbe riecht nach
Leberwurst. Deshalb fahren alle Hunde drauf ab.“
Inzwischen hatte sich Oskars
Darminhalt blau gefärbt und Gabys Vierbeiner hatte schon den zweiten blauen
Haufen in der Stadt hinterlassen. Gaby beseitigte das natürlich mit Tüte und Schäufelchen.
Als Tim jetzt zurück spähte,
war Oskar zum dritten Mal in der Hockstellung. Und ausgerechnet vor dem
,Knusperhaus’ in der Feinwirt-Straße.
Gaby, die neben Tim radelte,
hatte noch nichts bemerkt. Gerade wollte der TKKG-Häuptling umkehren. Aber in
dieser Sekunde klirrte Glas höchst verdächtig in der menschenleeren
Seitenstraße links — und genau dort war eine Backstuben-Filiale — eine, die
sich geradezu anbot für einen neuerlichen Graffiti-Anschlag.
„Pst!“, machte Tim.
Dann spähten
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