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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zertrümmert in tausend
Teile. Beißender Gestank füllte den Raum, war aber von anderer Duftnote als der
im Labor. Plastikstaub mülmte herum.
    „Toll, was?“ Szdoba grinste.
    Er war 32, genau 163 cm groß —
wenn er sich reckte — und fleischig wie eine prallgefüllte Kalbswurst. Das
runde Mondgesicht wirkte freundlich und er hatte auch durchaus angenehme
Eigenschaften in seinem Charakter. Aber meistens wurden die überwuchert von
maßlosem Geltungsdrang und einer krankhaften Geldgier. Wobei ihm Geld an sich
egal war. Aber er hielt es für das einzige Mittel, um sich in dieser Welt
Respekt zu verschaffen.
    Egon Flauch war drei Jahre
älter und einen Kopf größer. Eckiges Gesicht, blonder Bürstenschnitt, der schon
grau wurde, nur vier Finger an der linken Hand — der fünfte war einer
Heimwerkermaschine zum Opfer gefallen — und eine glockenhelle Stimme, die er
hasste. Von Fremden wurde er am Telefon oft mit ,mein Fräulein’ angeredet.
    Flauch hatte sich in
verschiedenen Jobs versucht — als Schuldeneintreiber, Agent für Jungmodels,
Hochzeitsfotograf und Hundefrisör. Aber all das war mit Arbeit verbunden — und
die hasste er fast genauso wie seine Stimme. Einen reichen Erbonkel besaß er
nicht. Also kam er fast zwangsläufig auf die schiefe Bahn. Mit Szdoba hatte er
den idealen Partner.
    Sie gingen ins Labor zurück.
    „In der Audio-Abteilung vom
NJ“, sagte Szdoba, „sind die CD-Hüllen gefüllt. Alle und immer.“
    Flauch nickte. „Leere Hüllen
findest du nur noch in kleinen Tonträgerläden. Ein Verkäufer. Und der hat die
Augen in der Tasche. Da könnte geklaut werden, dass die Pleite ins Haus steht.
In so kleinem Rahmen ist es auch immer schön möglich, dem Kunden die Scheibe in
die Hülle zu legen. Bei dem Riesenangebot in der NJ-Audio-Abteilung ginge das
nie.“
    NJ war die volkstümliche
Abkürzung für das größte Kaufhaus in der TKKG-Stadt — für das Kaufhaus ,Neues
Jahrtausend’. Ein riesiger Block in der City, erbaut nach Pariser Vorbild,
modern, funktionell, chic, interessant für den kleinen Geldbeutel wie auch für
die ,neuen Erben’.
    „Wir könnten uns dort nach
Herzenslust tummeln“, fuhr Flauch fort. „Auf jede CD ein paar Tropfen und das
Chaos wäre perfekt.“
    „Aber das riskieren die nicht.
Ich meine die Geschäftsleitung vom Neuen Jahrtausend.“
    „Nie. Unsere fünf Millionen,
das ist für die ein Verlust, den sie abschreiben können. Da muss sogar das
Finanzamt mitspielen. Wichtig ist nur der Kunde. Und der muss die Garantie
haben, dass seine CD tönt und nicht explodiert.“
    Szdoba lachte. „Stell dir vor,
überall in der Stadt explodieren die CD-Player. Himmel! Da gäbe es ja
massenhaft Verletzte.“
    Er blickte erschreckt. Offenbar
kam ihm das erst jetzt in den Sinn.
    „Dazu wird es nicht kommen. Das
Neue Jahrtausend gibt uns die Kohle und das Problem ist vom Tisch.“
    „Hoffentlich!“
    „Garantiert. Oder zweifelst
du?“
    „Eigentlich nicht. Denn meine
Höllentinktur zwingt diese Geldscheffler in die Knie. Aber ganz überzeugt bin
ich erst, wenn wir hier sitzen und die Kohle zählen.“
    „Vorher gibt’s noch ein
bisschen Arbeit.“
    Szodoba nickte und nahm die
grellbunte CD vom Tisch, die erst seit einer Woche auf dem Markt war —
reichlich spät fürs Weihnachtsgeschäft, denn man schrieb bereits Anfang
Dezember und der Winter hatte zugeschlagen mit sibirischer Kälte. Im Freien
klirrten Zweige und Stromleitungen, beim Küssen froren die Lippen aneinander
fest und auf dem Fell der widerwillig Gassi gehenden Hunde knisterte Raureif.
    Die grellbunte CD war zur Zeit
der absolute Verkaufshit, der Renner in den Charts und irre gefragt bei der
Jugend. Der Titel freilich riss niemanden vom Sessel, aber man weiß ja: Viele
Musikproduzenten kennen sich aus mit Tönen, haben aber keine Ahnung vom
richtigen Wort — von Wort-Kombinationen, die bei jedermann die Phantasie
anheizen.
    Nein, Party-Power mit Poppy
Pink war wirklich nicht das Gelbe vom Ei.
    Szdoba hatte die Hülle
aufgeklappt. Vorsichtig träufelte er vier Tropfen auf die Scheibe. Sie gerannen
sofort, wurden zu kaum sichtbarem Leim.
    „So, das wär’s.“
    Er schloss das Plastikgehäuse.
    Flauch zog bereits seinen
gesteppten Wintermantel an. Er war dunkelgrün, mit Kapuze versehen und besaß
auch einen Reißverschluss, der manchmal klemmte.
    „Ich schieb’ dann los zum NJ.
Und die CD wird mir bestimmt nicht in der Tasche explodieren?“
    „Nein!“ Szdoba tat beleidigt.
„Ich bin doch

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