Im Kille-Kille-Keller
Frau
bin.«
»Mavis«, sprach er sanft, »das
werden drei lange Tage.«
Wir gingen in den Haupttrakt
des Gebäudes hinüber, durchquerten das immense Wohnzimmer und gelangten in den
angrenzenden Wintergarten. Dort befand sich auch eine Bar, und an ihr lehnte
ein Mann mit einem Glas in der Hand. Er war klein und ziemlich rundlich.
Gekleidet war er mit äußerster Sorgfalt, er trug einen fast lavendelblauen
Anzug; sein krauses Haar befand sich auf dem Rückzug und ließ eine überhohe Stirn frei. Er lächelte mich an, wobei er ein
ebenmäßiges Gebiß entblößte, und als wir uns nah genug gegenüberstanden, nahm
ich auch seinen schwachen Parfümduft wahr.
Er streckte mir eine sorgsam
manikürte Hand entgegen. »Sie sind Dons Gattin, natürlich«, sagte er. »Ich
freue mich ja so, Sie kennenzulernen. Es war sehr unfair von ihm, Sie uns so
lange vorzuenthalten.«
»Dies ist Fabian Dark, Mavis «, sagte Don knapp. »Der Anwalt der Familie.«
Ich schüttelte dem Herrn Anwalt
die Hand, von der ich angenommen hatte, sie sei recht weich, aber das Gegenteil
war der Fall: Er hatte einen festen Griff.
»Wie Sie das sagen, komme ich
mir viel zu offiziell vor, Don«, sprach Fabian Dark mit leisem Vorwurf. »Ich
bitte Sie! Ich bin doch kein solch verstaubter Mensch aus dem 19. Jahrhundert —
mit Zelluloidkragen und schwarzem Halsband.«
Er lächelte mich an. »Dons
Geschmack ist besser, als ich dachte, Mavis. Unser erzwungener Aufenthalt hier
sieht sich nun schon viel freundlicher an — vielversprechend, könnte man sagen.
Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen, bitte?«
»Danke ja, einen Gimlet , Mr. Dark«, erwiderte ich.
»Fabian«, berichtigte er. »Ich
bin gewiß noch nicht alt genug, um Ihr Vater sein zu können, und dafür bin ich
sehr dankbar. Was möchten Sie, Don?«
»Scotch«, sagte Don. »Ist sonst
schon jemand gekommen?«
Fabian hantierte mit den
Gläsern. »Noch nicht«, sagte er. »Dieses Vergnügen steht uns noch bevor. Sie
kennen den Mann Ihrer Schwester Wanda noch nicht, nicht wahr?«
»Nein«, erwiderte Don.
»Gregory Payton«, sagte Fabian
lächelnd. »Ein Psychiater. Ich hege den Verdacht, daß es Wanda billiger schien,
ihn zu heiraten und damit auf seine Couch zu gelangen, als jedesmal für eine
halbe Stunde fünfzig Dollar zu bezahlen.«
»Sehr lustig«, sagte Don
säuerlich.
Ich kicherte, ich konnte es mir
nicht verkneifen. »Für mich ist das verdammt clever«, meinte ich. »Nun sei kein
Spaßverderber, Don.«
»Ich sehe schon, wir beide
werden miteinander auskommen«, sagte Fabian zu mir. »Sinn für Humor ist noch
nie Dons starke Seite gewesen.«
»Wenn ihr beide euch über
Fabians witzige Bemerkungen totlachen wollt, von mir aus«, sagte Don. »Ich gehe
inzwischen frische Luft schnappen.«
»Warte doch mal, Don«, sagte
ich, »ich...« Aber nach den ersten vier Worten war das schon ein Monolog. Don
war hinausgegangen und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
Fabian musterte mich mit einem
neugierigen Ausdruck, den ich als Sympathie auslegte. »Er wird schon wieder
vernünftig«, meinte er beruhigend. »Sie werden sich inzwischen ja an Dons
Launen gewöhnt haben; die anderen sind genauso — eine Eigenart der Ebharts , die Randolph anscheinend allen seinen drei Kindern
vererbt hat.«
Er gab mir mein Glas, und ich
bedankte mich. Dann blickte er mich nur unverwandt an, und ich wurde leicht
nervös. Ich meine, daß Herren mich anschauen, bin ich ja gewöhnt, und Sie
können mir glauben, daß ich mir Gedanken machte, wenn sie’s nicht mehr täten.
Aber er sah mich irgendwie anders an. Ich war mir nicht klar, ob ich Gefallen daran
finden sollte.
»Kennen Sie Edwina schon?«
fragte er.
»Die Haushälterin?« Ich nickte.
»Sicher, ich habe sie kennengelernt, als wir ankamen.«
»Was halten Sie denn von ihr?«
»Bis jetzt noch gar nichts«,
antwortete ich, »aber ich glaube auch nicht, daß daraus noch übermäßig viel
wird.«
Er lachte. »Wir kommen bestimmt
prächtig miteinander aus, Mavis«, sagte er. »Bei Ihrem Sinn für Humor.« Darauf
fiel mir keine passende Antwort ein, weshalb ich mich meinem Glas widmete. »Edwina
ist noch immer, was man eine schöne Frau zu nennen pflegte«, sagte er. »Aber
sie ist auch eine recht enttäuschte Frau. Seit fünf Jahren wohnt sie hier
allein— nur mit Erinnerungen und dem quälenden Gefühl der Ungerechtigkeit. Sie
wissen ja sicher, Randolphs Testament sieht vor, daß sie nur so lange als
Haushälterin hierbleiben darf, bis Don seine
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