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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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den
Beinen — ich mußte doch wach sein! Ich blickte mich um und sah die leeren
Gläser auf der Bar. Alles war noch wie vorhin — außer, daß es noch ein bißchen
dunkler geworden war. Langsam wandte ich den Kopf, und dann mußte ich mir auf
die Lippen beißen, um nicht aufzuschreien. Da hockte der Wicht noch immer, auf
der Lehne meines Sessels.
    »Hat keinen Zweck, Puppe«,
sagte er. »Du wirst mich nicht mehr los. Und wenn ich auch ein bißchen klein
geraten bin — dafür bin ich überaus vital!«
    Ich sagte mir, das müsse von
meinem sexy Look kommen. Ich hatte in letzter Zeit damit ein bißchen
übertrieben, und Johnny hatte recht. Aber wenn ich schon den Alptraum nicht los
wurde, dann konnte ich ja auch ein wenig auf ihn eingehen, deshalb versuchte
ich ein Lächeln und sagte: »Wie heißt du denn?«
    »Mr. Limbo«, sagte er. »Du und
ich, Süße, wir geben ein hübsches Pärchen ab. Du mußt dich eben nur an mich
gewöhnen, das ist alles.«
    »Es kann ein Weilchen dauern«,
meinte ich, »vielleicht zweihundert Jährchen oder so.«
    »Und wie heißt du, schönes
Kind?« Er grinste breit.
    »Mavis«, sagte ich. »Mavis
Sei...« Dann fiel es mir gerade noch rechtzeitig wieder ein. »Mavis Ebhart.«
    »Du willst mir doch nicht
einreden, mein Stiefbruder habe es fertiggebracht, eine Puppe wie dich an Land
zu ziehen«, sprach eine tiefere Stimme überrascht.
    Ich sah mich rundherum um, aber
ich konnte niemanden erblicken. Die Stimme schien von hinter meinem Sessel
gekommen zu sein. Ich blies meinen Nerven soeben zum Sammeln, um dort
nachzuschauen, da tauchte der Stimmenbesitzer urplötzlich vor mir auf. Er hatte
tatsächlich hinterm Sessel gehockt.
    Er war nicht so groß wie Don,
aber womöglich etwas breiter in den Schultern, mit schwarzem Haar und vielen
Furchen im Gesicht. Er stand bloß da und grinste mich an. »Wenn ich dabei
gewesen wäre, hätte Don keine Chance gehabt«, sagte er. »Sobald es um Damen
geht, Mavis, bin ich zielsicher wie ein Todesschütze.«
    »Und was tun Sie im
Hauptberuf?« entfuhr es mir.
    »Ich hätte gedacht, die
Familienähnlichkeit fiele dir auf«, sagte er scherzhaft. »Ich meine, wir Ebharts tragen sie doch alle wie ein aufgeklebtes Etikett
herum — wie das Kainszeichen.«
    »Sie — du bist Carl?« sagte ich
mit bebender Stimme.
    »Natürlich ist er Carl«, sagte
der Alptraum und kicherte dumm. »Was dachten Sie denn, wer er sonst sei — Danny
Kaye?«
    »Du hältst die Klappe!« befahl
ich dem Alptraum. »Du hast mich schon genug Nerven gekostet.«
    »Sei doch nicht so unfreundlich
zu Mr. Limbo«, meinte Carl. »Wenn er nicht wäre, hätten wir uns gar nicht
kennengelernt. Er ist mehr als nur eine Puppe.«
    »Puppe!« schimpfte ich. »Wenn
ich nicht geschlafen hätte, dann wäre ich nie auf euch hereingefallen. Du bist
Bauchredner — und er ist deine Plapperpuppe!«
    »Du irrst schon wieder, mein
Schatz«, sprach Mr. Limbo und gackerte erneut. »Ich bin der
Bauchredner!«
     
     
     

4
     
    »Ich glaube, dieser Carl
spinnt«, berichtete ich Don flüsternd, als wir zum Speisezimmer gingen. »Du
hast mir noch gar nicht gesagt, daß er Bauchredner ist.«
    »Wer gibt schon gern zu, daß er
solch einen Verwandten hat?« Don zuckte gereizt die Schultern. »Wie bist du
denn überhaupt mit ihm bekannt geworden?«
    Ich erzählte ihm, wie ich ein
paar Minuten die Augen geschlossen hatte, nachdem Fabian Dark den Wintergarten
verlassen hatte — und was passiert war, als ich wieder aufwachte.
    »Das sieht Carl ähnlich«,
schnarrte Don. »Er wird nie erwachsen.«
    Damit waren wir im Speisezimmer
angelangt. Zum Dinner war eine lange Tafel gedeckt, auf der Kerzen brannten.
Edwina sah uns vom Kopfende des Tisches her entgegen, und das Eis in ihren
Augen war noch nicht geschmolzen. »Ich habe Sie neben Wanda gesetzt, Don«,
sagte sie, »und Ihre Gattin neben Carl.«
    »Und Mr. Limbo.« Carl grinste.
»Sie dürfen Mr. Limbo nicht vergessen — er ist schon ganz verrückt nach Mavis.«
    »Verrückt ist er, ja, das
stimmt«, meinte ich.
    Erstmals bemerkte ich zwei neue
Gesichter am Tisch. Eins gehörte einer rothaarigen Dame, die bemerkenswert und
nach Konkurrenz aussah. Ihr Kleid hatte doppelt soviel wie meins gekostet und
war noch ein paar Zentimeterchen tiefer ausgeschnitten; wie sie darin zu atmen
wagte, war mir ein Rätsel.
    »Hallo, Don«, sprach die
Rothaarige mit tiefer, vibrierender Stimme. »Du kennst meinen Mann noch nicht,
nicht wahr? Und ich kenne deine Frau ja auch noch nicht.

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