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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Patsy war unbedingt ein Fehler«, sagte Drew und ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen. »Und wer kümmert sich jetzt um Casey?«
    »Ich habe vorübergehend eine Krankenschwester engagiert.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll um fünf wieder hier sein«, sagte Warren, als habe er sie eben erst fortgeschickt. »Würdest du mich einen Moment entschuldigen? Ich muss kurz telefonieren.«
    »Lass dir Zeit«, sagte Drew und nahm, sobald Warren das Zimmer verlassen hatte, Caseys Hand. »Okay, bist du noch da?«
    Casey drückte Drews Hand. »Hilf mir«, brachte sie flüsternd heraus, aber die Worte klebten an ihrer Zunge zusammen wie pampiger Reis.
    »O mein Gott. Hast du gerade etwas gesagt?«
    »Hilf mir«, wiederholte Casey kräftiger als beim ersten Mal, obwohl die Worte selbst in ihren eigenen Ohren verschwommen und unverständlich blieben.
    »O Gott, Warren!«, rief Drew. »Komm sofort her.«
    »Nein!«, sagte Casey. Und diesmal war das Wort gestochen klar.
    »Das verstehe ich nicht. Warum willst du nicht, dass ich es Warren erzähle? Er liebt dich so sehr, Casey. Er hat den ganzen Tag nur von dir geredet. Und wir hatten einen so schönen Tag. Er war so nett zu Lola. Mir ist klar geworden, wie ungerecht ich ihn behandelt habe.«
    »Nein!«, sagte Casey noch einmal. Du musst mich hier rausholen. Er will mich umbringen. Ruf die Polizei. Auf der Stelle. Bring mich von hier weg.
    »Warum willst du nicht, dass ich es Warren erzähle?«, fragte Drew noch einmal.
    Weil er versucht hat, mich zu töten. Weil du als Nächste an der Reihe bist. Weil wir hier wegmüssen.
    Aber die Worte wollten sich nicht zusammenfügen, sondern purzelten als sinnlose Folge von Vokalen und Konsonanten über ihre Lippen.
    »Singt Tante Casey?«, fragte Lola, die leise wieder ins Zimmer gekommen war.
    »Ich dachte, du wolltest deiner Tante ein Bild malen«, sagte Drew hektisch.
    »Ich konnte keine Stifte finden.«
    »Ich glaube, sie sind in dem Schrank unterm Waschbecken.« »Da hab ich schon geguckt.«
    »Dann guck noch mal«, sagte Drew streng, als Lola aufs Bett kletterte.
    »Ich will nicht. Ich will, dass Tante Casey mir ein Lied singt.«
    »Sie kann nicht singen, Schätzchen.«
    »Kann sie doch. Ich hab sie gehört.«
    »Hast du mich gerufen?«, fragte Warren aus dem Flur.
    »Tante Casey singt!«
    Nein!
    »Lola ...«
    »Was?«
    »Sie hat nicht gesungen«, sagte Drew. »Doch, hat sie. Ich habe sie gehört.«
    Nein, nein.
    »Was genau hat sie denn gemacht?« Warren trat mit zwei Riesenschritten ans Bett.
    »Es war eigentlich mehr ein Stöhnen«, sagte Drew mit einem ängstlichen Blick zu Casey.
    »Warum guckst du sie so an?«, wollte Warren wissen. »Glaubst du, sie kann dich sehen?« Unvermittelt riss er Lolas Zebrabild von der Wand und schwenkte die bunten Streifen vor Caseys Augen. »Kannst du das sehen? Kannst du?«
    »Du machst mein Bild kaputt«, kreischte Lola.
    Casey versuchte, die Augen zu schließen, aber es war schon zu spät.
    »Du hast geblinzelt«, sagte Warren. »Mein Gott, du hast geblinzelt.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Drew.
    »Es bedeutet, dass sie sehen kann.«
    »Ist das wahr? Kannst du sehen, Casey?« Drew nahm Caseys Hand. »Einmal drücken heißt Ja.«
    »Was machst du?« In Warrens Miene spiegelte sich erst Entsetzen und dann Erstaunen. »Soll das heißen, sie reagiert? Um Himmels willen, Drew. Wenn du etwas über den Zustand meiner
    Frau weißt, das ich nicht weiß, sag es mir. Findest du nicht, dass ich das Recht habe, es zu erfahren?«
    Es entstand eine lange Pause.
    Nein. Erzähl es ihm nicht. Bitte, erzähl es ihm nicht. »Casey ist bei Bewusstsein«, sagte Drew schließlich. Nein. O nein. »Was? Seit wann?«
    »Ich weiß nicht genau. Wahrscheinlich erst seit ein paar Tagen.«
    »Seit ein paar Tagen?«, wiederholte er ungläubig. »Woher weißt du das?«
    »Sie hat meine Hand gedrückt und Wörter buchstabiert.«
    »Wörter buchstabiert?«, wiederholte Warren matt. »Warum um alles in der Welt hast du mir das nicht erzählt?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Drew noch einmal. »Es tut mir wirklich leid.«
    Warren sank in den Sessel neben dem Bett und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Bitte, sei nicht wütend«, sagte Drew. »Das sind doch großartige Neuigkeiten. Das sollten wir feiern. Casey kann sehen. Sie kann uns verstehen. Sie fängt an zu kommunizieren. Bald wird sie gehen und sprechen und überhaupt fast wieder ganz die Alte sein. Ist das nicht wundervoll, Warren? Casey ist zu

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