Im Koma
warten Sie. Bitte.
»Ich schnapp mir bloß noch ein paar Sachen«, sagte Patsy und verschwand ein weiteres Mal im Kleiderschrank. »Ich meine, diese Prada-Hose ist mir zu klein, aber vielleicht kriegt man ja bei Ebay noch was dafür. Und das Armani-Jackett gefällt mir wirklich, obwohl ich es an der Brust wahrscheinlich weiter machen lassen muss.«
Sie müssen mir helfen. Sie müssen mich mitnehmen. Sie können mich hier nicht allein lassen.
Casey begann, unter dem Laken hektisch mit den Füßen zu strampeln. Sie hob den Kopf vom Kissen und griff mit der rechten Hand in die Luft, als würde sie sich an ein Rettungsseil klammern.
»Okay, ich glaube, das ist alles«, sagte Patsy, als sie mit etlichen von Caseys Kleidungsstücken beladen wieder aus dem Schrank trat. »Heilige Scheiße!«, rief sie, als ihr Blick auf Caseys traf, und ließ sämtliche Sachen fallen.
Überwältigt von ihrer eigenen Kraftanstrengung ließ Casey den Kopf wieder auf das Kissen sinken, während Patsy zu Boden sank.
KAPITEL 31
Patsy? Patsy? Wo sind Sie? Was zum Teufel ist passiert?
War sie geflohen? Casey versuchte, sich aufzurichten, um besser zu sehen, aber ihr Körper wollte nicht mitmachen.
Patsy, um Gottes willen, wo sind Sie? Kommen Sie zurück. Sie müssen mir helfen. Sie müssen mich hier rausholen.
Mehrere Minuten verstrichen, bevor Casey genug Kraft aufbrachte, den Kopf noch einmal zu heben. Zunächst sah sie nur ihre verstreuten Kleider auf dem elfenbeinfarbenen Teppich wie locker geharkte Blätter.
Und dann sah sie sie.
Patsy kauerte an die geschlossene Kleiderschranktür gelehnt, halb sitzend, halb liegend auf dem Boden. Ihr Kopf war auf die rechte Schulter gesackt, ihre Augen waren geschlossen.
Wag es nicht, mir ohnmächtig zu werden, du diebische kleine Schnepfe. Wach auf! Hörst du mich? Wach auf!
Das glaube ich nicht, dachte Casey, als sie ihre Position nicht mehr halten konnte und wieder aufs Kissen zurücksank.
Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein.
Patsy stöhnte.
Ja! Wach auf. Wach auf, verdammt noch mal.
Aus dem Stöhnen wurde ein Seufzen. Kam Patsy zu sich oder sank sie noch tiefer in die Bewusstlosigkeit? Was war los?
»Mein Gott«, flüsterte Patsy ein paar Sekunden später. Im nächsten Moment rappelte sie sich auf die Füße und ließ ihren Blick zögernd und sichtlich widerwillig wieder zu Casey wandern. »Das glaube ich nicht«, sagte sie, ohne sich zu rühren. »Sie können mich sehen, oder? Sie sind bei Bewusstsein.« Sie machte einen vorsichtigen Schritt aufs Bett zu. »Wann ist das passiert?
Wo ist Warren? Hat irgendjemand das Krankenhaus verständigt?« Sie ging mit ausgestreckter Hand zum Telefon.
O Danke. Danke.
Doch im selben Moment hörte man, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht und die Haustür geöffnet wurde.
»Warren«, keuchte Patsy und blickte auf den Haufen von Caseys Kleidern auf dem Boden. Nicht Warren, wusste Casey, als sie hörte, wie die Tür geschlossen wurde. Der Tod.
Casey sah Verwirrung in Patsys Augen aufblitzen. Das Geräusch von Schritten auf der Treppe.
»Scheiße«, murmelte Patsy, sammelte hektisch Caseys Sachen vom Boden auf und schleuderte sie in den Schrank. »Was soll ich ihm sagen? Wie soll ich erklären...?«
»Dornröschen?«, schnurrte die Stimme verführerisch aus dem Flur. »Dein Prinz ist da.«
Casey beobachtete, wie Patsy die Augen verengte und die Brauen zusammenzog. Was geht hier vor, fragte ihr Blick Casey. Das ist nicht Warren. Was soll ich tun?
Mach dich einfach bemerkbar. Das wird genügen, um ihn aufzuhalten. Er wird genauso perplex sein wie du.
Rette mich, schrie Casey stumm.
Patsy schwankte mit ausgestreckten Armen auf Casey zu, ließ die Hände jedoch sinken, als die Schritte näher kamen.
Nein. Was machst du?
Dann drehte sie sich plötzlich um, schlüpfte in den Kleiderschrank und zog die Tür hinter sich zu. Fast unmittelbar darauf ging die Tür jedoch wieder auf, und Patsy stürzte heraus.
Hatte sie es sich anders überlegt? Hatte ihre Krankenhelferausbildung zuletzt doch über ihre niederen Instinkte gesiegt?
Gott sei Dank. Gott sei Dank.
Aber Patsys Instinkte galten letztlich nur ihrer eigenen Rettung. Sie schnappte sich ihre Tasche vom Boden und verschwand wieder im Kleiderschrank. Diesmal hatte sie allerdings keine Zeit mehr, die Tür hinter sich zu schließen.
Casey fragte sich, ob Patsy einfach zusehen würde bei dem, was nun geschehen sollte? Oder bestand doch noch eine Chance, dass sie ihr helfen würde?
Aus den
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