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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Street zu Mittag gegessen - sie hatte einen köstlichen warmen Salat mit Hühnchen und Papayas und ein Glas Pinot Grigio genossen - und war dann zur Washington Street gelaufen, wo ihr Wagen parkte. Und was dann?
    Und dann... nichts.
    Casey sah sich über das schräge Deck des alten Parkhauses zu ihrem Wagen gehen, hörte die klickenden Absätze ihrer schwarzen Ferragamo-Pumps auf dem unebenen Betonboden und ein weiteres Geräusch, ein leises Grollen wie ferner Donner, der näher kam. Was war das? Warum konnte sie sich nicht daran erinnern?
    Was war passiert?
    In exakt diesem Moment merkte Casey, dass sie sich nicht bewegen konnte. »Was...?«, begann sie und brach ab. Warum konnte sie sich nicht bewegen? War sie festgebunden?
    Sie versuchte, die Hände zu heben, konnte sie jedoch nicht spüren. Dann versuchte sie, mit den Füßen auszutreten, konnte diese jedoch ebenfalls nicht verorten. Es war, als wären sie gar nicht da, als wäre sie ein körperloser Kopf, ein Leib ohne Gliedmaßen. Wenn es nur ein wenig Licht gäbe. Wenn sie nur irgendwas sehen könnte. Irgendetwas, das ihr einen Hinweis auf ihre Lage geben konnte. Sie wusste nicht einmal, ob sie lag oder aufrecht saß, wie ihr jetzt bewusst wurde. Sie versuchte, den Kopf zu drehen und mühte sich, als das misslang, ihn wenigstens zu heben.
    Ich bin entführt worden, dachte sie, nach wie vor bemüht, ihre Situation zu begreifen. Irgendein Verrückter hatte sie in dem Parkhaus geschnappt und in seinem Garten lebendig begraben. Hatte sie nicht vor Urzeiten einen Film mit genau dieser Handlung gesehen? Mit Kiefer Sutherland als Held und Jeff Bridges als Bösewicht, wenn sie sich recht erinnerte, sowie Sandra Bullock in einer Nebenrolle als Kiefer Sutherlands bedauernswerte Freundin, die an einer Tankstelle mit Chloroform betäubt wurde und in einem unterirdischen Sarg wieder zu sich kam.
    O Gott, o Gott. Hatte irgendein Irrer diesen Film auch gesehen und beschlossen, ihn nachzuspielen? Ruhig bleiben. Ruhig. Ganz ruhig.
    Casey bemühte sich, ihren abgerissenen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wenn sie tatsächlich entführt worden war und in einem Sarg unter der Erde lag, war ihr Sauerstoffvorrat begrenzt, und sie durfte keinesfalls verschwenderisch damit umgehen. Obwohl es sich nicht besonders stickig anfühlte. Oder kalt. Oder heiß. Oder irgendwas.
    Sie spürte überhaupt nichts.
    »Okay, okay«, flüsterte sie und strengte sich an, Spuren ihres Atems in der Dunkelheit auszumachen. Aber sie sah wieder nichts. Casey schloss die Augen, zählte stumm bis zehn und öffnete sie wieder.
    Nichts. Nichts außer tiefer, unendlicher Schwärze.
    War sie tot?
    »Das kann nicht wahr sein. Es kann nicht sein.«
    Natürlich war es nicht wahr, erkannte sie dann unendlich erleichtert. Es war ein Traum. Ein Albtraum. Was war los mit ihr? Warum hatte sie das nicht früher begriffen? Sie hätte sich eine Menge nutzlosen Kummer und vergeudete Energie ersparen können. Sie hätte die ganze Zeit wissen können, dass sie nur träumte.
    Jetzt musste sie nur noch aufwachen. Los, Dummerchen. Du kannst es. Wach auf, verdammt noch mal. Wach auf.
    Sie konnte sich bloß nicht erinnern, ins Bett gegangen zu sein.
    »Aber so muss es gewesen sein. So und nicht anders.« Offensichtlich war der ganze Tag ein einziger Traum gewesen. Das Treffen um neun Uhr mit Rhonda Miller, bei dem es um die Gestaltung der neuen Eigentumswohnung der Millers am Flussufer ging, hatte in Wahrheit gar nicht stattgefunden. Sie hatte auch nicht mehrere Stunden lang die große Auswahl an Stoffen bei Fabric Row begutachtet. Oder ihre Freundinnen zum Mittagessen im Southwark getroffen. Sie hatten nicht über Janines Frisur und ihre unangenehme Begegnung mit Richard Mooney gesprochen. Der kleine Blödmann, wie Janine ihn genannt hatte.
    Seit wann erinnerte sie sich so lebhaft und detailliert an ihre Träume, fragte Casey sich. Vor allem, wenn sie noch mitten im Traum war. Was für ein Albtraum war das? Warum konnte sie nicht einfach die Augen aufmachen?
    Wach auf, drängte sie sich und wiederholte es laut: »Wach auf!« Dann noch einmal noch lauter: »Wach auf!« Sie hatte irgendwo gelesen, dass man sich manchmal mit einem lauten Schrei, der einen buchstäblich von einer Ebene des Bewusstseins auf eine andere schubsen würde, aus dem Schlaf reißen konnte. »Wach auf.«, schrie sie aus Leibeskräften und hoffte,
    Warren zu erschrecken, der zweifelsohne in ihrem großen Doppelbett neben ihr friedlich schlief, die Arme

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