Im Licht des Blutmondes
Veränderung. Der Körper der Mutter lag nicht länger auf dem Boden. Auch das Blut war verschwunden. Wahrscheinlich war es durch einen der Diener entfernt worden. Sie spürte die Präsenzen ihrer Familie im Salon und sie wirkten allesamt erregt.
„… kein gutes Gefühl bei der Sache“, erklärte Zacharias gerade eindringlich, als Fayn den Salon betrat.
„Was hätten wir machen sollen? Das Mädchen dabei zusehen lassen, wie seine Mutter verblutet?“, fragte Nikolas aufgebracht zurück. „Das wäre ja ein toller Start für unser Experiment geworden.“
„Und was willst du mit ihr machen? Du hast sie verwandelt, das heißt, dass du auch für sie verantwortlich bist!“, fuhr Zacharias auf. „Du hast doch gesehen, wie sie das Kind behandelt hat. Glaubst du wirklich, wir könnten sie guten Gewissens hier behalten?“
„Wie du bereits sagtest, ich habe sie verwandelt. Somit unterliegt sie auch meinen Anweisungen“, antwortete Nikolas. Er blickte zur Couch hinüber. Fayn folgte seinem Blick und sah, dass sie die Mutter des Mädchens dort abgelegt hatten.
„Wir sollten trotzdem alle ein Auge auf sie haben“, erklärte Cirrus nun. Als Nikolas ihn böse anfunkelte, hob er sogleich beschwichtigend seine Hände. „Ich bin ja auch der Meinung, dass du in diesem Augenblick das einzig Richtige gemacht hast, aber dennoch, gegenüber ihrer Tochter besitzt diese Frau ein erstaunliches Aggressionspotenzial.“
Fayn trat endgültig in den Raum ein und räusperte sich leise. Alle Blicke richteten sich auf sie und sie lächelte ihre Familie an.
„Es wird so vorherbestimmt sein“, sagte sie leise. „Wir werden auf beide achtgeben und dann sehen, wie es sich entwickelt. Und vielleicht ist dieser Bruch ja das, was sie gebraucht hat, um ihrer Tochter endlich näher zu kommen.“
„Wie meinst du das?“, fragte Zacharias verwirrt und er klang sehr abwehrend dabei. „Dass sie nun vielleicht den Hass, den sie auf ihre Tochter hat, ablegen kann, wenn sie ihr neues Leben beginnt“, erklärte Fayn weiter.
„Dieses Kind dürstet nach der Liebe seiner Mutter, weil es sie nie erhalten hat. Wenn wir es schaffen, dass die beiden sich näher kommen, dann ist es für unsere Mission vielleicht förderlich.“
Die Gesichter ihrer Familie waren nachdenklich geworden und sie wusste, dass sie zu der gleichen Einsicht kommen würden wie sie.
„Also gut“, erklärte Zacharias schließlich. „Nikolas, dir obliegt die Entscheidung, was mit Martina passiert. Du bist für sie zuständig, in sämtlichen Bereichen.“
„Dafür soll ich mich von dem Kind fernhalten?“, fragte Nikolas provokant.
„Nein, aber sie vorerst schon. Solange wir nicht sicher sein können, dass so etwas, wie vorhin im Eingangsbereich nicht noch mal passiert. Sie ist nun um ein Vielfaches stärker, was bedeutet, dass es für das Kind nächstes Mal tödlich enden wird“, erklärte Zacharias.
Anspannung lag in der Luft, während Zacharias und Nikolas einander anstarrten. Schließlich sah Fayn, wie ihr Bruder nickte, und sie entspannte sich. Er war zwar aufbrausend und stur, trotzdem wusste er, was richtig war und was nicht.
***
N IKOLAS
Nach dem Gespräch mit seiner Familie hatte Nikolas veranlasst, dass die Mutter des Kindes in eines der Gemächer gebracht wurde, das für seine Blutsklavinnen vorgesehen war. Vorerst war es sicherlich besonnener, sie in seiner Nähe zu behalten.
Er konnte sich selbst nicht erklären, was ihn dazu gebracht hatte, dem Flehen des Mädchens nachzugeben, doch nun fragte er sich, ob seine Schwester nicht vielleicht wirklich recht hatte, und es ihnen vorbestimmt war.
Es klopfte leise und ehe er seine Zustimmung ausdrücken konnte, öffnete sich die Tür und Fayn trat ein.
„Sie schläft immer noch?“, fragte sie und trat zu ihm. Nikolas nickte. Er wusste, dass die Verwandlungen unterschiedlich lang dauern konnten, es kam auf den jeweiligen Menschen an. Fayn lächelte ihn an und erinnerte ihn einen Augenblick an ihre Mutter. „Brauchst du etwas?“
„In der Tat“, murmelte Nikolas und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich brauche zwei Bluthuren. Eine männlich, die andere weiblich. Am besten jemand, auf den wir verzichten können, da ich nicht weiß, wie gut sie sich nach der Verwandlung beherrschen kann.“ Fayn warf einen Blick auf die blonde Frau, die schlafend auf dem Bett lag.
„Ja, sie scheint nicht jemand zu sein, der sich gut beherrschen kann“, stimmte sie ihrem Bruder zu. „Ich werde
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