Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
müde«, fügte Duncan hinzu. »Das hört man an seiner Stimme. Und du bist auch müde. Er hört dir das bestimmt auch an. Er hat nicht vor, noch lange zu warten.«
»Ja, das stimmt. Er hat verlangt, dass ich diese Aussage vor der Presse mache, und das läutet die Endphase ein.
Aber mein Angebot hat ihn noch mal zum Nachdenken bewegt.«
»Da drinnen tut sich was.« Sykes hielt die Hand hoch, um für Ruhe zu sorgen, und hielt sein Funkgerät ans Ohr. »Die Zielperson ist nicht zu sehen, aber eine Geisel, die als der Ladeninhaber identifiziert wurde, bindet zwei Frauen los. Sie sind gut zu sehen. Eine weibliche schwarze Geisel mittleren Alters geht in Richtung Hinterzimmer.«
»Das ist Ma Bee«, murmelte Duncan, während sich sein Herz im Klammergriff der Angst befand. »Das muss sie einfach sein.«
Ma ging wie befohlen zur Toilette. Sie lief langsamer als nötig und humpelte sogar ein wenig, obwohl es ihren Stolz verletzte.
Er befahl ihr, die Tür offen zu lassen, womit er empfindlich in ihre Intimsphäre eindrang. Trotzdem pisste sie wie ein Rennpferd und sah sich nach einer möglichen Waffe um, während sich ihre dankbare Blase leerte.
Sie war schließlich nicht dumm. Er würde sie alle umbringen. Wenn sie ihn verletzen konnte, wenn auch nur ein wenig, würde ihr das auf dem Weg ins Paradies wenigstens noch ein bisschen Befriedigung verschaffen.
Aber sie fand nichts Geeignetes. Ein Fläschchen mit Flüssigseife, ein kleiner Teller mit einem Duftpotpourri, der sich auch nicht dazu eignete, einem Mann an den Kopf geworfen zu werden.
Sie schlurfte wieder hinaus und hielt ihren Blick schüchtern gesenkt. »Ich bin Beatrice. Man nennt mich Ma Bee.«
»Halt den Mund, und stell dich zurück in den Kreis.«
»Ich wollte mich nur bedanken, dass Sie mich als Erste haben gehen lassen, bevor ich mich in eine unangenehme Situation bringe.«
»Wenn du nicht sofort den Mund hältst und dich hinsetzt, bist du die Letzte, die geht.«
Sie tat, wie geheißen, aber sie hatte gesehen, dass er noch eine Waffe und weitere Munition in einem der von ihm hereingerollten Pakete hatte. Vor allem hatte sie auch etwas gesehen, das sie für den Zünder hielt.
»Das muss die Toilettenpause sein«, teilte ihr Sykes mit. »So, wie sie einer nach dem anderen den Kreis verlassen und in Richtung Hinterzimmer gehen. Die erste Geisel ist zurück. Sie … Das Spezialeinsatzkommando sagt, dass sie ihnen Zeichen gibt. Drei Pistolen, ein Gewehr, Munition, ein Zünder, in der rechten hinteren Ecke bei dem Geiselnehmer und dem verletzten Wachmann.«
»Ich rufe ihn zurück, während er die Leute hin und her manövriert, während seine Aufmerksamkeit beeinträchtigt ist. Setzen wir ihn wegen eines Deals unter Druck.«
Das Telefon klingelte drei-, viermal. Als sie bereits befürchtete, er könnte nicht drangehen, hörte sie seine Stimme. »Ich will jetzt nicht mit dir reden.«
»Aber Jerry, ich wollte nur über den Deal mit Ihnen sprechen. Ich kann noch nichts versprechen, aber … Wenn Sie jetzt nicht mit mir reden können, warte ich eben, und wir reden später weiter.«
»Was? Du willst mich doch nicht etwa reinlegen und mir sagen, dass du einfach so die Erklärung abgibst und dich einwechseln lässt?«
»Ich versuche nicht, Sie reinzulegen, ich will nur, dass Sie in der Leitung bleiben. Ich will nicht, dass irgendjemand verletzt wird. Dem Chef gefällt das mit der Erklärung nicht – Politik, Sie wissen, wie das ist. Aber ich arbeite dran.«
»Politiker lieben Sündenböcke. Sag dem Chef, dass, wenn er nicht nachgibt und du nicht innerhalb einer Stunde vor den Kameras stehst, nur noch sechzehn Geiseln übrig sind.«
»Ich werd’s ihm sagen, Jerry. Ich werde ihm sagen, dass Sie nichts weiter wollen, als dass ich die Verantwortung für den Tod von Angela übernehme, und Sie lassen alle Geiseln frei. Stimmt das so, Jerry?«
»Ich habe meinen Plan geändert. Du kommst rein. Wir benutzen eine der Überwachungskameras für die Erklärung, die Aufnahme kann dann weiterübertragen werden. Genau so machen wir’s.«
»Sie wollen mich also gegen die Geiseln austauschen?«
»Du kommst rein.«
Er will sie immer noch nicht gehen lassen . »Arnies Daddy macht mir erwartungsgemäß großen Druck. Ich hatte nicht mal Zeit, in Ruhe darüber nachzudenken, da ballt er schon die Faust. Meine Güte, ist das ein Sturkopf.«
»Du sollst hopsgehen, aber nicht das Arschloch von seinem Sohn. Was für ein Idiot.«
»Kann sein. Aber ich will nur mit Ihnen
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