Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
etwas, das wie typisch Wolf klang. »Möglich.«
    »Dann seid Ihr die Gefährtin eines Wolfes?« Der Gedanke brachte Barr in Harnisch, obwohl er selbst nicht hätte sagen können, warum.
    Für weniger als eine Sekunde erschien wieder dieser Ausdruck unverhohlenen Abscheus auf ihrem Gesicht, und diesmal zweifelte Barr nicht daran, dass er tatsächlich da gewesen war.
    »Ihr hasst die Chrechten«, stellte er mit ausdrucksloser Stimme fest, doch wieder einmal sehr erschrocken – einerseits über die Erkenntnis selbst, andererseits aber auch über seine eigene heftige Reaktion darauf.
    Zorn blitzte in ihren Augen auf und ließ sie dunkles Feuer sprühen. »Ich hasse die Chrechten nicht.«
    Ihre Vehemenz war ebenso offenkundig wie der Eindruck, dass sie noch mehr sagen wollte, doch ihre Lippen blieben geschlossen und wurden sogar weiß, als sie sie fest zusammenpresste.
    »Ihr habt Verwandte, die Chrechten sind, aber Ihr wurdet ohne die Fähigkeit geboren, Euch in einen Wolf zu verwandeln.« Das kam nicht selten vor, und bei so manchen verursachte es Verbitterung.
    »Nein, ich kann mich nicht in einen Wolf verwandeln«, stimmte sie in einem Tonfall zu, der deutlich zu verstehen gab, dass sie diesen Umstand nicht als großen Verlust empfand.
    Offensichtlich brachte diese Fremde ihrer Chrechte-Familie tatsächlich eher widersprüchliche Gefühle entgegen.
    »Was tut Ihr hier?«, fragte er, weil er die Antwort hören wollte, bevor Muin zurückkam.
    Sie blickte sich um. »Im Wald?«
    »Auf Donegal’schem Land.« Barr konnte es sich gerade noch verkneifen, die Augen zu verdrehen. Er hegte keinen Zweifel daran, dass sie sehr genau wusste, was er meinte, und nur so getan hatte, als verstünde sie ihn falsch.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was?«
    Sie sah nicht so aus, als scherzte sie, doch es konnte gar nicht anders sein. »Ich bin verletzt«, bemerkte sie, als erklärte das schon alles.
    So war es aber nicht. »Ja, das seid Ihr.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Solltet Ihr mir das nicht sagen können?«
    »Aber ich weiß es doch nicht!«
    Komisch, er witterte keine Lüge und zögerte dennoch, ihr zu glauben. Das war ihm noch nie zuvor passiert. »Wie könnt Ihr es nicht wissen?«
    Sie schaute ihn nur wortlos an.
    »Die Wunde an Eurem Arm scheint von einer menschlichen Waffe zu stammen.« Sie war zu klar umrissen, um eine Biss- oder Kratzwunde zu sein. »Seid Ihr überfallen worden?«
    »Offensichtlich ja. Von einem brutalen, gewissenlosen Schurken.« In ihrer Stimme schwang ein solcher Abscheu mit, dass sie einfach wissen musste , wer sie angegriffen hatte.
    »Wer war er?«
    »Ich kenne ihn nicht.« Das klang völlig aufrichtig, passte jedoch überhaupt nicht zu ihrem davor so hasserfüllten Ton.
    Auf jeden Fall gab die Sache Barr Rätsel auf. »Hört zu, Kleine …«
    »Mein Name ist Sabrine.«
    Das war immerhin schon etwas. »Aus welchem Clan stammt Ihr?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie könnt Ihr das nicht wissen?«
    Sie drückte eine Hand an ihre Stirn, als versuchte sie, einen klaren Kopf zu bekommen. »Ich müsste es wissen, aber ich habe leider keine Ahnung.«
    »Könnte es nicht sein, dass Euer Sturz Euch den Verstand vernebelt hat?«
    »So wird es wohl gewesen sein.« Sie unternahm erneut einen Versuch, sich aufzusetzen. Diesmal schaffte sie es, doch der Schmerz in ihrem Gesicht verriet, was es ihr abverlangte. »Und es gefällt mir überhaupt nicht, so verwirrt zu sein.«
    Wieder konnte Barr nichts wahrnehmen, was auf eine Lüge hinwies, doch die Worte klangen trotzdem nicht ganz aufrichtig. Es musste ihr konfuser Zustand sein, der die Instinkte seines Wolfes desorientierte. »Das glaube ich Euch gern.«
    »Was soll ich nur tun?«
    Das zumindest war eine Frage, auf die er eine Antwort hatte. »Bis Ihr Euch daran erinnert, woher Ihr kommt, werde ich Euch zur Donegal’schen Burg mitnehmen.«
    Der Drang, den sein Wolf verspürt hatte, in der Nähe dieser Frau zu sein, hatte nachgelassen, seit sie wieder bei Bewusstsein war, aber ganz verschwunden war er nicht. Barr hatte den Eindruck, dass der Drang noch da war, nur vor ihm verborgen, was noch weniger Sinn ergab als Sabrines Unfähigkeit, die Frage nach ihrem Clan zu beantworten, während sie andererseits durchaus in der Lage war, sich an die Chrechten zu erinnern.
    Seit seiner ersten Verwandlung hatte Barr noch nie etwas vor seinem Wolf verborgen, und umgekehrt war es genauso; sie konnten es gar nicht. Ob Mann oder Tier, sie waren ein- und derselbe.
    Wäre diese

Weitere Kostenlose Bücher