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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Verstärkung zu holen. Er wollte die Nachfahren der ursprünglichen Bewahrer suchen, nun, da er wusste, dass sie den Bannkreis durchschreiten und ihre frühere Aufgabe wieder übernehmen konnten. Außerdem musste er entscheiden, was er mit den Söldnern aus Khâl machen sollte, die den Kampf überlebt hatten – konnte er zulassen, dass sie in ihre Heimat zurückkehrten, wo die Gerüchte um die Zitadelle jeden Glücksritter anlocken würden?
    Gemeinsam mit Swetja versuchte er, die Maschine zu verstehen. Er musste den Bannkreis lösen, damit er seine eigenen Leute in die Festung bringen konnte, er musste die Nachtjäger jagen und die Mutter der Graubärte. Und er musste die Maschine wieder so umstellen, dass sie die Tore erschütterte und versperrte.
    Das alles war möglich. Er hatte es schon einmal getan … in seinen Träumen. Doch Gontas stellte fest, dass die Träume von Sardik immer mehr verblassten und dass nur Gontas zurückblieb, und der verstand überhaupt nichts von der Maschine.
    Swetja war ihm eine Hilfe. Sie durchschaute viel von der Maschine, genug, dass er gemeinsam mit ihr und seinem schwindenden Gedächtnis etwas erreichen konnte. Sie tauschten Teile aus, drehten Kristalle und Linsen, richteten Prismen neu aus. Aber wenn Swetja von einer »Umkehrung der Polarisation«, sprach, von »Schwingungskreisen« und »hyperbolischen Linsen«, dann merkte Gontas, wie seine Gedanken abschweiften.
    Er erinnerte sich an etwas, das Mart über den Sklaven der Myrmoi erzählt hatte. »Das Volk vergisst niemanden«, hatte dieser bedauernswerte Mensch erzählt. »Gedanken und Erinnerungen, all das lebt in den Düften des Baus weiter für immer.«
    An manchen Tagen, während seine Erinnerungen an Sardik und an die Geschichte der alten Götter schwanden, fragte er sich, ob all das wirklich so gewesen war, wie er eine Zeit lang geglaubt hatte. Ob Sardiks Geist in ihm wiedergeboren war – oder ob die fremden Gedanken, die er gefühlt hatte, nicht nur etwas gewesen waren, was im Bau der Myrmoi die Zeiten überdauert und was die Königin ihm eingeflößt hatte. Ein Geist, der nur den Düften entstieg, die kurz in seinem Blut verblieben waren, um dann zu verwehen wie ein jeder flüchtige Geruch.
    Was war die Wahrheit gewesen an diesem kurzen Austausch in der Zitadelle, an seiner Aussprache mit Halime in dem hohen Turm unter der Glut des Styx? Wo waren die Ränke, die dort zur Reife gelangt waren und in denen die Pläne der alten Götter sich verfangen hatten, wirklich gesponnen und in das Blut und in die Geister der beteiligten Menschen übertragen worden? Wer hatte wen getäuscht?
    Wer wusste, von welchen Geistern Nuatafib tatsächlich seine Botschaften empfing.
    Womöglich war das alles viel weniger sein eigener Krieg gewesen, als er geglaubt hatte, nicht nur eine Geschichte von Verrat und ein Kampf zwischen Menschen und alten Göttern. Vielleicht hatten auch die Geschöpfe und Geister dieser Welt ihre Waffen und Spielfiguren in Stellung gebracht und den Geschehnissen eine entscheidende Wendung gegeben, ohne dass überhaupt jemand von ihrer Gegenwart ahnte.
    Gontas würde die Wahrheit nie erfahren.
    Eins aber wusste er. Der Styx war kein Mond wie die anderen, er war das Tor nach Gehenna. Und dieses Tor konnte verschlossen werden. Vielmehr zum Einsturz gebracht – wie Swetja ihm zu erklären versuchte –, wenn man die Maschine entsprechend einstellte. Sie erklärte ihm etwas von Schwingung und Resonanzen, aber Gontas verstand nur, dass es eine Zeit dauern würde, jahrelang, und dass man die Maschine so lange schützen musste, damit der Fokus nicht wieder gestohlen wurde oder die Graubärte alle Veränderungen rückgängig machten.
    Aber wenn das gelang, wenn die Straße des Lichts lang genug erschüttert wurde und das Tor nach Gehenna zusammenbrach, dann würde der Styx erlöschen und für immer vom Himmel dieser Welt verschwinden.
    Der Styx war stets einer der auffälligsten Monde am Firmament gewesen, solange Gontas zurückdenken konnte. Mitunter war er klein, doch schon in früheren Zeiten, bevor er sich gerundet hatte, hatte er oft genug größer und heller als die lichte Selene den Nachthimmel beherrscht.
    Es fiel Gontas schwer, sich eine Welt vorzustellen, in der der Styx niemals mehr über den Horizont steigen würde, wo nur sechs Monde in starrer Regelmäßigkeit ihre Bahn zogen.
    Es würde eine andere Welt sein als diejenige, in der Gontas aufgewachsen war.
    Ein bessere Welt.

Glossar
    Namen und Begriffe der

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