Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
junges Mädchen anzusprechen, das halb so alt ist wie er. Könnt ihn ja zurückweisen oder ihn auch beklauen oder einfach weglaufen. Ne, da isser geschickter, der Herr Mart. Da kommt er lieber als Herr und Retter an, statt ’n Kampf unter Gleichen zu wagen.«
    »Das muss lange her sein«, sagte Gontas. »Trotzdem bist du bei ihm geblieben.«
    Tori zog die Schultern hoch. »’s hat Jahre gedauert, bis ich die Geschichte gehört hab. Bis ich’s mir zusammengereimt hab. Betrunkene Reden und so. Und ich war ’n armes Ding ohne Hand. Wo hätt ich hingehen solln. Und er hat sich wirklich um mich gekümmert und mir alles beigebracht, und er war da, und irgendwie … Du hast es gesagt, ’s war lang her gewesen, die Sache mit der Hand. Wir warn schon so lang zusammen, und es war schwer, sich was andres vorzustellen.
    Lustig.« Sie senkte die Stimme und sah zur Seite. Kurz sah Gontas Tränen in ihren Augen. »Sind immer rumgezogen. Aber Mart war immer da, auch wenn’s dicke kam im Kampf. Er war mehr ein Zuhause, als ich’s vorher gehabt hatte, inner Stadt.«
    »Ja, Städter«, sagte Gontas. »Ihr macht solche Sachen. Weißt du, warum ich zurückgekommen bin? Die Dämonen sind anders als wir. Ich wollte nicht dazugehören. Und die Städter, die sind anders als die Buschläufer. Darum werden wir nicht zusammen weiterziehn.«
    »Warum?« Tori berührte seinen Körper. Die Wunde am Arm blutete nicht mehr. Der Schnitt an der Seite hatte sich ebenfalls geschlossen. Sie rieb über seinen Bauch. »Wir warn schon mal zusammen. Bin ich dir jetzt zu hässlich oder zu klein, wo du der große Krieger bist, den die fremden Götzen selbst gern bei sich gehabt hätten, hm?«
    Gontas schob ihre Hand weg. »Lass es«, sagte er. »Es ist nicht das. Du warst eine gute Kampfgefährtin, so gut wie jeder Mann. Ich hab’s nicht geglaubt, als wir uns das erste Mal gesehen haben. Am Ende war es auch ein guter Kampf. Aber mehr wird nicht sein, und es ist besser, wenn es hier endet.
    Ich werde dich nicht anblicken können, ohne mein totes Mädchen dabei zu sehen.«
    Er wies auf Halimes Leiche. Tori wollte etwas sagen, aber Gontas hob die Hände und schnitt ihr das Wort ab.
    »Nein. Es ist gut. Ich weiß, warum du es getan hast, und du hast recht. Aber sie war ein Kind. Ich habe nie ein Kind erschlagen. Sie war mein Schützling. Ich bin gekommen, um sie zu retten. Das kann ich nicht vergessen. Du hattest deine Gründe, genau wie bei deiner Geschichte mit dem alten Wolf, aber am Ende läuft es auf eins hinaus: Wir sind uns fremd.«
    Tori sah ihn an. Ihr Gesicht war ausdruckslos. »Dann gehs’te wohl über die Röhre zurück ins Tal«, sagte sie. »Ich nehm also den Berg. Mach’s gut, Buschmann.«
    »He«, erwiderte Gontas. »Ich sag nur, es passt nicht mit uns beiden, mit dir als Frau und Kampfgefährtin. Du musst darum nicht gleich allein in die Kälte rennen.«
    Tori machte eine abweisende Geste mit der Hand in seine Richtung. »Ach, schenk’s dir, du. Wenn ich allein geh, geh ich sofort allein. Und ich kann allein gehn, scheiß drauf, was Mart gesagt hat. Wennste schnell genug bist, sehn wir uns unten noch im Lager, sonst ist’s auch egal.«
    Sie wandte sich ab und stapfte davon.
    Gontas sah ihr nach. Er empfand ein leises Bedauern, er hatte das Gefühl, dass er etwas sagen sollte, denn sie waren doch Kampfgefährten gewesen. Aber es gab nichts zu sagen. Er würde Tori nie ansehen können, ohne an Hauptmann Borija zu denken, wie er neben einem Dämon, der Menschen zerstückelte, auf der Bettstatt gelegen hatte.
    Es war einfach, wie es war, und kein Wort konnte daran etwas ändern.
    Auf der ersten Treppenstufe hielt Tori noch mal inne. Gontas las eine unbestimmte Traurigkeit in ihrem Blick. »Ich frag mich nur«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen, »warum wir so sind, wie wir sind.«
    Gontas sah sich in dem Turmzimmer um, er schaute die Leichen an, die Menschen und die Dämonen. Er dachte an seine Träume.
    »Wir sind alle Geschöpfe Gehennas«, sagte er. »Ob die alten Götter nun bei uns sind oder nicht.«

Epilog
    Gontas kehrte in das Lager zurück. Die alten Götter waren geschlagen und die Zitadelle erobert, aber das war nicht das Ende des Kampfes. Es gab versprengte Geister in der Welt, und wer wusste, wann sie sich das nächste Mal sammeln und versuchen würden, ihre Festung zurückzugewinnen?
    Der Styx stand immer noch schwer und rot über dem Berg, und das Tor war offen.
    Gontas schickte Boten zu den Stämmen, um

Weitere Kostenlose Bücher