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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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Yannick Recht geben: Da gab es nichts Essbares. Selbst bei den Gewürzen war bei Salz und Pfeffer Schluss. Die Liste würde lang werden.
    Die Jungs waren bereits in den Keller gegangen, als der vertraute Klingelton meines Telefons ertönte. Da das gute Teil auf meinem Koffer lag, eilte ich ins Hinterzimmer, um abzunehmen. Manuel. Ich war so froh, seine Stimme zu hören, dass ich völlig vergaß, dass ich im Grunde genommen noch sauer auf ihn sein müsste. Erst als er sich bei mir entschuldigte, kam mir die Szene, die ich ihm und Yannick vor der Haustür gemacht hatte, wieder in den Sinn. Sobald er merkte, dass ich nicht mehr verärgert war, wurde die reumütige Stimme wieder fröhlich. Ich konnte sein Lächeln regelrecht hören. Er durchlöcherte mich mit Fragen über die Fahrt, die Wohnung, meinen ersten Abend in Paris und meinte, er wäre allein mit Aquila zum Fluss geritten, ich würde ihnen fehlen.
    Sein Anruf hatte mich melancholisch gestimmt und ich war noch in Gedanken vertieft, als ich die Stimme von Gregory hörte: „ … Nein, sorry. Ich verstehe dich nicht.“
    „ Natürlich kannst du mich nicht verstehen, du warst noch nie richtig verliebt.“
    „ Du übertreibst. Was ist mit Virginie?“
    „ Soll das ein Witz sein?! Du hast noch nie den kleinsten Kompromiss für sie gemacht. Und so wie du mit ihr umgehst, muss sie dir wirklich hörig sein, um immer wieder auf dich hereinzufallen.“
    „ Wechsel bitte nicht das Thema. Hier geht es nicht um mich und Virginie, sondern um dich und Lilly. Und wenn du meine Meinung hören willst, machst du eine riesige Dummheit.“
    „ Keiner hat dich nach deiner Meinung gefragt.“
    „ Ich sage sie dir trotzdem.“
    „ Hör auf, Greg! Du bist nicht mein Vater und ich weiß ganz genau …“
    „ Ich bin vielleicht nicht dein Vater, aber dein bester Freund, und es will mir nicht in den Kopf, dass du deine Karriere für ein Mädchen, das du erst seit drei Wochen kennst, aufs Spiel setzt.“
    „ Was für eine Karriere?! Noch habe ich keine Antwort erhalten.“
    „ Und wenn doch? Da war ein Brief aus London im Briefkasten, heute Morgen.“
    „ Und das sagst du mir erst jetzt? Gib her!“
    „ Ich wollte ihn dir nicht vor ihr geben … Willst du ihn nicht aufmachen?“
    „ Später. Mit Lilly. Soviel ich weiß, betrifft meine Entscheidung sie, und nicht dich.“
    „ Immerhin ist es beruhigend zu hören, dass noch nichts entschieden ist.“
    „ Mehr oder weniger schon.“
    „ Wenn du ihr so viel bedeutest, kann sie dir doch folgen.“
    „ Sie muss erstmal ihr Abi machen. Ihr Vater wird niemals damit einverstanden sein.“
    „ Ihr Vater?! Wieso ihr Vater? Ist sie denn nicht volljährig?“
    „ Doch … Aber ohne seine Zustimmung würde sie mir nie folgen … Schau mich bitte nicht so an, es reicht! Du wirst meine Meinung sowieso nicht ändern können.“
    „ Du bist ja noch verrückter, als ich dachte. Du willst tatsächlich eine Schülerin unterhalten? Ich fass’ es nicht. In einem Jahr verlässt sie dich und du hast deine Zeit vergeudet.“
    „ Dieses Risiko muss ich wohl eingehen. Ich kann sowieso nicht anders. Sie gehört einfach zu mir. Sie ist etwas Besonderes. Sie hat etwas in mir geweckt, was ich nicht kannte und nicht missen will … Nicht missen will und nicht missen kann.“
    „ Ach du Scheiße!“
    „ Wie du sagst. Sie ist wie eine Sucht. Noch nie hat mir jemand so viel bedeutet.“
    „ Nicht einmal Natasha?“
    „ Nicht einmal Natasha.“
    „ Ich hoffe nur, du weißt, was du tust … und, dass du es eines Tages nicht bereuen musst.“
    „ Wohin gehst du mit dem Karton?“
    „ Ich stelle ihn in das Hinterzimmer, ich brauche noch einen für meine Klamotten.“
    Mein Herz fing an zu rasen. Ich huschte schnell hinter die Tür, presste meinen Körper gegen den Schrank und machte mich ganz dünn.
    „ Nein, den nehmen wir mit in den Keller. Du kannst den letzten haben, den wir auspacken“, schlug Yannick zu meiner Erleichterung vor.
    Ich hatte Tränen in den Augen und hätte nicht sagen können, was überwog: mein schlechtes Gewissen, weil Yannick womöglich meinetwegen die Chance seines Lebens verpassen könnte, oder die Ergriffenheit über das, was er über mich gesagt hatte? Nachdem sie die Wohnung verlassen hatten, blieb ich erstmal wie gelähmt in meinem Versteck. Schließlich ermahnte ich mich selbst, mich wieder einzukriegen und einkaufen zu gehen, ehe sie wieder zurückkamen. In meiner Verfassung wollte ich ihnen nicht über den Weg

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