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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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»hoffentlich macht er ihnen immer nur Freude... Aber ich bin überzeugt, daß was aus ihm wird, denn immerhin wohnt ein gewisser Bened ganz in der Nähe, und der wird sicher ab und zu ein Auge auf den Jungen werfen.«
    Bened seufzte tief auf, aber ohne Bitterkeit, und griff nach der Flasche. »Es gab mal eine Zeit, da hoffte ich... Doch das wäre nicht gutgegangen. Ich war ein alter Narr, weil ich das überhaupt in Erwägung zog, und so ist es ja auch viel besser. Cai geht's auch gut, er läßt dich grüßen und dir sagen, du sollst einen Becher auf sein Wohl trinken.«
    Sie tranken noch mehrere Becher, bis es Zeit war, zur Abendandacht zu gehen. »Morgen sehen wir uns im Kapitel«, sagte Bened, als sie in den Hof zurückkehrten. »Ich muß Grüße von Vater Huw an den Prior und Abt Heribert bestellen, und dazu brauche ich dich als Dolmetscher.«
    Cadfael grinste verlegen und ein wenig schuldbewußt. »Ich glaube, Vater Huw ist der einzige Mensch in Gwytherin, der die Wahrheit immer noch nicht kennt. Aber wir wollen sein Gewissen nicht belasten, seine Unschuld soll ihm erhalten bleiben.«
    »Die ist ungefährdet«, entgegnete Bened. »Er hat niemals Fragen gestellt - aber ich habe irgendwie das Gefühl, daß er genau weiß, was damals geschehen ist. Nun, Reden ist Silber - Schweigen ist Gold.«
    Im Kapitel am nächsten Morgen richtete er Vater Huws Grüße an das Kloster im allgemeinen und an die Teilnehmer von Prior Roberts Pilgerfahrt im besonderen aus, auch die Grüße der Gemeinde, wo St. Winifred so viele Wunder gewirkt hatte, an den Altar ihres neuen Ruhmes.
    Abt Heribert erkundigte sich höflich nach der Kapelle, die er nie gesehen hatte und der das Kloster, wie er erklärte, seine gnadenreiche Schutzherrin und seine kostbarsten Reliquien verdankte. »Wir hoffen«, fügte er in sanftem Ton hinzu, »daß unser Gewinn kein allzu schmerzlicher Verlust für euch war, denn dies lag nicht in unserer Absicht.«
    »Nein, Vater Abt«, versicherte Bened eifrig. »Deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Denn ich muß dir berichten, daß an St. Winifreds ehemaliger Grabstätte wunderbare Dinge geschehen. Die Gläubigen kommen von weither und zahlreicher denn je, um St. Winifreds Hilfe zu erflehen, und viele Kranke wurden von ihren Leiden erlöst.«
    Prior Robert zuckte pikiert zusammen, sein asketisches Gesicht färbte sich bläulichweiß. »Auch jetzt noch, wo die Heilige auf unserem Altar ruht?« fragte er ungläubig. »Wo ihre Anhänger uns scharenweise aufsuchen und zu ihr beten? Nun, vielleicht geschehen in Gwytherin kleinere Wunder, verursacht von einer restlichen Aura ihrer Gnade... «
    »O nein, Vater Prior, es sind große Wunder! Viele Frauen, die in den Wehen lagen und vor schweren Entbindungen standen, infolge einer Querlage ihrer Kinder, wurden zu dem Grab gebracht, in dem wir Rhisiart bestattet haben. Und da gebaren sie ihre Kinder, ohne die geringsten Schmerzen zu empfinden oder Schaden zu nehmen. Ein Mann, der vor Jahren erblindet war, badete seine Augen in einem Sud aus den Blüten der Hagedornbüsche, die hinter dem Grab wachsen, warf seinen Stock weg und konnte wieder sehen. Ein junger Mann, dessen gebrochene Beine schief zusammengewachsen waren, kam auf den Friedhof, biß die Zähne zusammen und tanzte - und da verließen ihn seine Schmerzen, und seine krummen Beine streckten sich. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele Wunder wir in diesen letzten zwei Jahren miterlebt haben!«
    Ein gelblicher Schimmer überzog Prior Roberts eingefallene Wangen, seine Augen funkelten in smaragdgrünem Neid. Wie konnte es diese obskure, ihrer Heiligen beraubte Gemeinde wagen, mit Wundern aufzuwarten, die kleine Phänomene wie den plötzlich versiegenden Regen weit in den Schatten stellten - ebenso die oberflächlichen Wunden, die zwar relativ schnell, aber keineswegs auf wunderbare Weise heilten, oder die fragwürdigen Lahmen, die ihre Krücken vor dem Altar liegenließen und davongingen?
    »Da war ein dreijähriges Kind, das einen Anfall hatte«, fuhr Bened genüßlich fort. »Steif wie ein Brett lag es in den Armen seiner Mutter und hörte zu atmen auf, und sie rannte mit ihm von einem weit entfernten Feld herbei, watete durch den Fluß, und als sie den Friedhof erreichte, war das Kind schon tot. Sie legte es vor Winifreds Grab ins Gras. Und als es den kühlen Tau spürte, fing es wieder zu atmen an und schrie, und die überglückliche Mutter brachte es nach Hause. Der Kleine ist immer noch gesund und

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