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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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paar Schuhe im italienischen Stil. Als der Blick nach oben wandert, sieht er erst einen hellgrauen Anzug, dann ein Hugo-Boss-Hemd mit offenem Kragen. Und zum Schluss schaut er in Ts Gesicht. Sein Bart ist kurz geschnitten und er hat eine schwarze Lederkappe auf dem Kopf. Er lächelt. Um ihn herum ist eine Wolke Boucheron: »Das ist mir ja eine schöne Hölle hier, eh … Kann ich hereinkommen?«
    »Du bist ja schon drin.«
    T geht über die Türschwelle. P macht die Tür hinter ihm zu. Von hinten sehen seine Schultern sehr breit aus. Das war ihm im Spiegel nie so aufgefallen. Außerdem überrascht ihn dessen Statur, obwohl er nur so groß ist wie er selbst. Er strahlt etwas Bedrohliches aus, womöglich so etwas wie ein Leopard oder ein Tigerhai.
    »Hey … die Wohnung ist ja echt cool«, sagt er, während er in den großen Raum geht. »Mit Blick auf die brennenden Türme des World Trade Centers, na, Dir scheint es ja gut zu gehen …«
    »Meinst Du, ich habe Dich gerufen, damit Du Dich über mich lustig machst?«
    »Über wen? Über Dich oder mich?«
    P antwortet nicht. Er ist hinter T in den großen Raum gegangen und beobachtet, wie T sich das Jackett aufknöpft und die Kappe absetzt. Er wirft sie mit beachtlicher Treffsicherheit auf den Fernsehapparat. Danach schiebt er sich einen der zwei Stühle zurecht, die um das Beistelltischchen herumstehen und setzt sich. Dazu winkelt er ein Bein an und hält sich mit einer Hand die Ferse. Wenn man ihn so sieht, käme man nie auf die Idee, dass es mehrere Grad unter Null ist. »Könnte ich einen Schluck von Deinem Whisky probieren, den Du im Schrank stehen hast?«, fragt er. P will sich in Bewegung setzen, um ihn zu holen. »Ach, mach Dir doch keine Umstände. Setz Dich …«, sagt T. Dann ruft er mit lauter Stimme, als wäre jemand in der Küche:
    »Enoch: Bringst Du uns bitte die Flasche Whisky, sei so gut!«
    Daraufhin taucht der andere Taubstumme aus dem Hostal auf, der dickere mit der Glatze. Er stellt die Flasche und zwei saubere Gläser auf den Tisch.
    »Ich dachte immer, sie wären taub«, sagt P zu T.
    »Sie können keine Geräusche hören … Na schön, dann verrate mir mal, was ich für Dich tun kann.« Er greift nach dem Whisky und nimmt einen ersten Schluck direkt aus der Flasche. In der anderen Hand hält er ein Päckchen Lucky Strike. Die ohne Filter. Er hat sie aus dem Jackett geholt und bietet ihm eine Zigarette an. P nimmt sich eine und setzt sich ihm gegenüber: »Würdest Du nicht auch sagen, dass ich ganz schön tief in der Scheiße sitze?«
    »Ja, doch, das kann sich sehen lassen: ›Mit Stechapfel unter Drogen gesetzter Geheimagent halluziniert danteske Bilder in einem von der Welt abgeschnittenen, eingeschneiten Bergdorf.‹« Er greift nach dem Flaschenhals. »Ich weiß nur nicht, was ich hier für Dich tun kann …«
    »Ich muss herausfinden, was real ist und was nicht. Und ich weiß, dass Du es weißt. «
    T schaut ihn an. Grinst. Ändert seine Haltung im Stuhl.
    »Oh, ich glaube, dass die Realität Dir nicht gefallen würde …«, sagt er, nachdem er einen Schluck genommen hat.
    P scheint die Anspielung zu überhören. Er denkt laut nach: »Bei der Spinne bin ich mir nicht sicher … Ich weiß, dass der Brand draußen nicht real ist: Das ist der 11. September in New York und dazu haben sich ein paar Bilder von einer brennenden Kirche aus Rosemary’s Baby gemischt. Das gilt auch für die Gestalten, die im Flur herumtapsen. Aber bei anderen Sachen bin ich mir unsicher. Ich nehme an, dass mich jemand umbringen möchte … Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass jemand vorhat, mich umzubringen … Vielleicht sind sie schon auf dem Weg zu mir. Wenn ich hier lebend herauskommen will, muss ich wissen, was Sache ist, und dabei kannst Du mir helfen.«
    »Die Saat des Teufels, Fight Club … Ich habe das Gefühl, D u hast zu viele Filme gesehen … «
    »Fight Club? Den habe ich gar nicht gesehen …«
    »Auch egal. Jedenfalls kann ich Dir nicht helfen.«
    T steht vom Stuhl auf und schaut sich die Bellini-Reproduktion an, die an der Wand hängt. »Ein hübsches Mädel für einen Kalender …«
    »Du bist genauso in Gefahr wie ich …«, sagt P zu ihm.
    »Glaub das nicht: Ich weiß mir ziemlich gut zu helfen … Das weißt Du doch …«
    T macht ein paar Schritte und konzentriert seine Aufmerksamkeit auf den Boden. Er bückt sich, um sich die Spinne zu schnappen, zerdrückt sie in der Faust und steckt sie sich in den Mund. Er kaut sie, mit

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