Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
ist es das Versprechen, das wir einander geben – uns niemals voneinander loszusagen.
Seine Arme sind ein sicherer Hafen. Seine Lippen schenken mir die Art von tröstlicher Beständigkeit, die ich nie empfunden habe, bis ich ihm begegnet bin.
Hier, in seinen Armen, fühle ich mich geborgen.
Seine Berührung wird drängender, erhitzter, während unsere Herzen im Gleichtakt schlagen. Sie heben und senken sich in einer tiefen, eindringlichen Melodie, als wollten sie mit dem Klimpern der Schlüsselchen an unseren Hälsen mithalten.
Ich schmiege mich in seine Wärme, schwelge in der köstlichen Süße seiner Zunge. Schon bin ich bereit, dem heißen Verlangen nachzugeben, das in mir aufsteigt, als Dace sich plötzlich losmacht. »Also, meine Wohnung sieht schlimm aus, aber wenn es dir nichts ausmacht …« Sein schwerer Schlafzimmerblick verrät seine unbezähmbare Lust.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir das auffallen würde.« Ich küsse ihn erneut. Und obwohl ich es kurz machen wollte, kann ich mich nur mit Mühe wieder lösen. »Zuerst mal zu Paloma. Ich schleiche mich später hinaus, wenn ich muss, aber ich denke, es geht auch anders.«
Er drückt mir einen letzten Kuss auf die Wange, setzt sich wieder zurecht und schlägt den Weg zu Paloma ein. Der weiße Wolf mit den blauen Augen begleitet uns während der ganzen Fahrt. Seine geisterhafte Gestalt hüpft im Licht der Scheinwerfer voraus, als wollte er uns nach Hause geleiten.
»Sag mir, dass du das auch siehst«, bitte ich Dace schließlich, geplagt von der Angst, dass die Halluzinationen, die mich nach Enchantment geführt haben, zurückgekehrt sind. Doch als ich sehe, wie Dace widerwillig nickt und das Lenkrad so fest umfasst, dass seine Knöchel jegliche Farbe verlieren, beunruhigt mich das dermaßen, dass ich ihn einfach fragen muss. »Was glaubst du, was das alles zu bedeuten hat?«
Er antwortet nicht.
»Dace« Ich drehe mich zu ihm um, bis ich ihm direkt ins Gesicht sehe. »Was glaubst du, was das bedeutet?«, frage ich noch einmal.
Er nimmt eine Hand vom Lenkrad und reibt sich das Kinn. »Ich weiß nicht«, sagt er schließlich und weicht gezielt meinem Blick aus. »Aber wir sind ja bald da. Ich fahre, so schnell ich kann. Also … da … da sind wir ja schon.«
Von der Straße aus kann ich bereits sehen, dass alle Lichter brennen und Palomas blaues Tor weit offen steht. Und noch ehe Dace richtig angehalten hat, springe ich aus dem Auto.
Kaum haben meine Füße den Boden berührt, da taucht auch schon wieder dieser blauäugige weiße Wolf vor mir auf. Er hat die Ohren gespitzt, und seine Augen leuchten hell, während er ein schmerzliches Heulen ausstößt, das anhält, bis er Blickkontakt zu mir aufnimmt. Dann bugsiert er mich zur Tür und verschwindet in dem Moment, als seine Pfote die Schwelle berührt.
Ich renne ins Haus, und vor meinen Augen verschwimmen Bilder von Chay, Leftfoot, Chepi, Cree – und Jennika mit Harlan? –, die alle auf mich zugelaufen kommen.
Chay gelangt als Erster bei mir an. Er legt mir einen Arm fest um die Schulter und flüstert meinen Namen.
Doch erst Jennikas tränenüberströmtes Gesicht direkt vor mir sagt mir das, was ich nie hören wollte.
»Wo ist sie?«, schreie ich und dränge mich an den Händen vorbei, die mich halten, mich trösten wollen. Die versuchen wollen, mir das zu verhehlen, was ich nicht sehen will. »Sagt mir, wo sie ist! Was ist passiert? Bringt mich zu ihr – jetzt!«
Mein Blick schweift über die Anwesenden und trifft auf ein Meer kummervoller Mienen. Und als ich erneut das klagende Heulen vernehme, das aus der Richtung von Palomas Schlafzimmer kommt, laufe ich darauf zu. Flehe um ein Wunder – flehe um einen Gegenbeweis für das, was ich in tiefster Seele weiß. Die Wahrheit, gegen die ich angekämpft habe, seit ich Wolf zum ersten Mal vor dem Rabbit Hole gesehen habe.
Als ich an der Tür ankomme und meine abuela friedlich daliegen sehe, die Augen geschlossen und die Hände locker über der Brust gefaltet, verharre ich in der Lüge.
Ich tue so, als wäre alles gut.
Ich tue so, als würde sie ein Nickerchen machen.
Dace ruft mit erstickter Stimme meinen Namen, doch ich bin noch nicht bereit, ihm Gehör zu schenken.
»Jemand muss ihr eine Decke bringen!«, rufe ich und greife nach Palomas kalter Hand. Ich reibe sie hektisch zwischen meinen, ein vergeblicher Versuch, ihr kaltes Fleisch zu wärmen. »Sie friert doch! Warum helft ihr ihr nicht? Was ist denn mit euch
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