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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und hatte ein Gehalt von rund vierzigtausend Pfund im Jahr. Seit zwei Jahren war er verheiratet. Er hatte einen einjährigen Sohn. Seine Frau Nita erwartete ihr zweites Kind. In seiner letzten Lebenswoche hatte er die Stromleitungen in dem neuerworbenen Haus in Kenton im Norden Londons restauriert. Zuvor hatte er das Haus frisch gestrichen und ein neues Rohrleitungssystem verlegt. Seine ehemaligen Kommilitonen an der Loughbourough University, an der er drei Jahre zuvor sein Examen als Bachelor of Science der EDV-Technik abgelegt hatte, waren ebenso verstört wie seine nahen Verwandten. Alle vertraten die Ansicht, daß Ashraf »der letzte wäre, dem man einen Selbstmord zutraut«. Soweit man wußte, hatte er keinerlei Sorgen, schien nie deprimiert zu sein, war immer fröhlich und hilfsbereit – was er häufig unter Beweis stellte. Unter anderem schrieb er für seinen Vater und Onkel, die je ein Feinkostgeschäft betrieben, die Buchführungsprogramme.
    Keine vierundzwanzig Stunden vor seinem Tod hatte er für zweihundertachtzig Pfund einen neuen Anzug und für fünfundachtzig Pfund ein Paar Schuhe gekauft.
    Am späten Nachmittag hatte er einen Anruf erhalten und seiner Frau gesagt, er müsse weg, um einem früheren Studienfreund bei einer kleinen Sache zu helfen. Dann hatte er den Wagen genommen, seiner Frau zugewinkt und war für immer aus ihrem Leben verschwunden.
    Die Stelle, an der er am nächsten Tag außerhalb von Bristol gefunden wurde, war genau einhundertsechzig Kilometer von seinem Haus in Kenton entfernt.
    Es gab noch drei weitere Umstände, welche die Schlußfolgerung, es liege ein Selbstmord vor, fast als einen bizarren Versuch der Behörden erscheinen ließen, etwas zu verbergen.
    Erstens einige kriminaltechnische Details: Unter dem Fahrersitz, auf dem der Tote aufgefunden wurde, lag eine fünfzig Zentimeter lange Rohrzange, die niemand vorher im Wagen gesehen hatte. Die Länge der Rohrzange war absolut ausreichend, um es jemandem zu ermöglichen, neben dem Opfer zu sitzen, das Gaspedal von Hand zu betätigen und so das Seil zwischen Baum und Hals langsam zu strecken. Unter Ashraf Dajibhais hinterlassenen Papieren befand sich tatsächlich eine Quittung für ein einziges gekauftes Abschleppseil der Marke Cyclone; am Tatort wurden jedoch vier solcher Abschleppseile gefunden, die miteinander verknotet worden waren.
    Zweitens: Ashraf Dajibhai arbeitete in der britischen Rüstungsindustrie. Er war darauf spezialisiert, Computersimulationsprogramme zu schreiben, mit denen sich sowohl Steuerungssysteme von Torpedos testen ließen als auch Störungsmöglichkeiten bei dem äußerst geheimen Feuerleitsystem Zeus.
    Drittens: Der Vorfall erschien beinahe wie eine Kopie eines Falls, der sich vor zehn Jahren ereignet hatte, eigentümlicherweise gerade in Bristol. Es hatte den Anschein, als wiederholte sich die Geschichte, entweder infolge unerforschlicher göttlicher Ironie oder weil Menschen die Geschichte wiederholen wollten.
    Zwischen 1983 und 1989 gab es eine Serie eigentümlicher Selbstmorde unter Personen, die bei der britischen Rüstungsindustrie angestellt waren, vor allem bei General Electrics. Von fünfundzwanzig Personen hieß es, sie hätten in diesen Jahren Selbstmord begangen. Die Umstände ihres Todes waren in mehreren Fällen so aufsehenerregend merkwürdig, daß die britische Presse schon bald eine große Sache daraus machte; eine Reportagereihe in der EDV-Zeitschrift Computer News wurde für die Darstellung der verschiedenen Fälle sogar mit einem Journalistenpreis belohnt. Da die Sache anschließend sogar im Parlament aufgegriffen wurde, wurde sie für das Innenministerium schon bald zu einer heißen Kartoffel. Das Ministerium setzte nämlich einige Untersuchungsausschüsse ein, die zu dem Ergebnis kamen, daß nichts Verdächtiges vorliege, daß Selbstmorde zwar eine düstere Angelegenheit, jedoch nicht sonderlich ungewöhnlich seien, und da General Electrics mehr als einhunderttausend Menschen beschäftige, müsse man rein statistisch davon ausgehen, daß ein paar Dutzend von ihnen sich in dem fraglichen Zeitraum das Leben nähmen.
    Diese Statistik konnte durchaus logisch erscheinen. Bemerkenswert war allerdings, daß die Statistik sich dramatisch veränderte, nachdem die Frage in der britischen Presse groß behandelt worden war. Nach 1989 hörten die Angestellten von General Electrics damit auf, sich im Einklang mit der Statistik umzubringen.
    Der neueste Fall erinnerte an diese Serie, überdies

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