Im Palast des Wuestenprinzen
lächelnd, nicht ahnend, was der wahre Grund für Morgans Nervosität war. „Heute Abend sind wir zu Hause. Jamalbad wird Ihnen gefallen.“
Das bezweifelte Morgan auch gar nicht. Aber ohne Tajik würde ihr das Land bestimmt besser gefallen. Sie erwiderte Nobilahs Lächeln, war sich jedoch seines forschenden Blickes allzu sehr bewusst. „Ja, davon bin ich überzeugt.“
Sie stiegen aus, und Morgan folgte Nobilah die Gangway hinauf. Plötzlich zögerte sie und warf einen letzten Blick auf den Tamborine Mountain, den ihr so vertrauten Berg, und die Hügelkette, die die Gold Coast vom Hinterland abgrenzte. Der Wind, der vom Meer herüberwehte, zauste ihr eine Strähne aus dem im Nacken zusammengebundenen Haar.
„Was ist los?“, fragte Tajik hinter ihr. „Haben Sie Flugangst?“
Über die Schulter warf sie ihm einen Blick zu. Das weiße Hemd, das er zu der eleganten schwarzen Hose trug, betonte sein dunkles Haar und seine bronzefarbene Haut. Plötzlich hatte sie das Gefühl, ihre bisher so sichere Welt zu verlassen und sich ins Ungewisse zu begeben.
Wie konnte ein Mann so gleichgültig, unbeteiligt und zugleich so überwältigend attraktiv und anziehend wirken? Und wie war es möglich, dass sein kühler Blick von einer Sekunde auf die andere warm und herzlich wurde und sinnliches Verlangen auszudrücken schien?
Was hatte er nur an sich, das sie bis ins tiefste Innere aufwühlte, ihr Angst machte und zugleich bewirkte, dass sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlte?
Schließlich schüttelte sie den Kopf und räusperte sich. „Ich fürchte mich etwas vor möglichen Turbulenzen“, sagte sie. Es war noch nicht einmal gelogen.
Er stieg eine Stufe höher, sodass er auf Augenhöhe mit ihr reden konnte. „Hoffentlich wird es dann nicht zu stürmisch werden.“
Meint er den Flug oder etwas anderes, überlegte sie und versuchte, die Antwort in seinem Gesicht zu lesen. Als ihr Blick auf seine Lippen fiel, erinnerte sie sich daran, wie sinnlich er sie geküsst und wie geschickt er sie dazu gebracht hatte, seine Küsse zu erwidern.
Sein plötzliches Lächeln brachte sie in die Wirklichkeit zurück.
„Ich weiß“, sagte er so laut, dass es über das Dröhnen der Motoren hinweg zu verstehen war. „Ich denke auch immer noch daran.“
Waren ihre Gedanken so leicht zu erraten? Sie brauchte einige Sekunden, bis sie die Sprache wiederfand. „Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen“, behauptete sie dann, ging weiter und betrat hastig die Kabine.
Tajik genoss ihr Unbehagen beinah genauso sehr, wie er die Küsse am Abend zuvor genossen hatte. Sein heftiges Verlangen hatte ihn selbst überrascht. Aber ein Wunder war es nicht, denn er war schon lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen, und Morgan war in dieser Hinsicht eine ideale Partnerin.
Während er ins Cockpit ging, stieg das Bild seiner Verlobten mit den ausdrucksvollen dunklen Augen vor ihm auf, und wieder bekam er Schuldgefühle. Aber hatte er denn eine Wahl? Joharah lebte nicht mehr, und die Nachrichten von heute Morgen bestätigten, dass Kamil recht hatte. Wenn er die Pläne seines Cousins durchkreuzen wollte, musste er unverzüglich handeln.
Nachdem er den Piloten begrüßt hatte, nahm er dessen Platz ein. Wenn ich schon heiraten und Qasim von der Echtheit der Ehe überzeugen muss, ist es von Vorteil, dass Morgan und ich uns körperlich zueinander hingezogen fühlen, dachte er und begann, die Instrumente zu überprüfen.
4. KAPITEL
Als Morgan in das Innere des Flugzeugs geführt wurde, war sie verblüfft über die luxuriöse Ausstattung. Die geräumige Kabine war mit bequemen Sesseln und niedrigen Tischen wie ein Salon eingerichtet. Ein dicker Teppich bedeckte den Fußboden, und an den mit Mahagoni verkleideten Wänden hingen echte Gemälde. Ein Durchgang führte in den hinteren Teil des Fliegers, und sie vermutete, dass es dort weitere luxuriöse Kabinen gab.
Der Flugbegleiter bat sie, in dem Sessel neben Nobilah Platz zu nehmen, und brachte ihnen sogleich ein Glas Orangensaft. Tajik war nirgendwo zu entdecken, er war wie vom Erdboden verschluckt.
Nachdem sie sich angeschnallt hatte, wandte sie sich an Nobilah. „Wie lange dauert der Flug?“
„Etwa zwölf Stunden. Keine Angst, wir werden uns schon irgendwie die Zeit vertreiben.“
„Das sind ja schöne Aussichten“, scherzte Morgan. „Wo sind Ihr Sohn und Kamil?“, erkundigte sie sich dann betont beiläufig.
„Kamil ist bestimmt schon in seinem kleinen Büro und sortiert die
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