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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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brachen sie Valentins Tür auf, so wie sie es damals gemacht hatten, als der Inuit sich erhängt hatte, und dann kamen sie mit zwei Plastikeimern voll kleiner Fläschchen wieder heraus, die mit Gummistöpseln verschlossen waren, irgendein verschreibungspflichtiges Medikament.
    Carol stand händeringend in ihrer Wohnungstür, während die Polizeibeamten die Treppe hinauf- und hinuntergingen, als nächstes kamen sie mit mehreren Armvoll Zigarettenschachteln aus der Wohnung. Sie mussten noch ziemlich oft die Treppe hoch- und runtergehen, um das ganze Diebesgut zu konfiszieren.
    Er war von diesem Schiff in Harbour Grace, sagte sie.
    Sie fasste einen der Polizisten am Uniformärmel und sagte, sie habe Angst, dass Frank tot sein könnte.
    Als die Polizisten gegangen waren, stand sie mitten in ihrer Einzimmerwohnung und überlegte, was sie tun könnte. Sie kniete nieder, faltete die Hände und betete zum heiligen Anton, dem Schutzpatron der Vermissten, sie betete darum, ja flehte, dass Frank in Sicherheit sein möge. Sie flüsterte. Bitte, bitte.
    Später am Abend hörte Carol über sich jemanden auf und ab gehen. Sie hatte gerade ferngesehen, doch jetzt schaltete sie das Gerät ab und lauschte. Sie hörte Schritte, also zog sie sich ihren Morgenmantel über und ging ganz leise die Treppe hinauf. Sie machte das Licht im Treppenhaus nicht an.
    Franks Tür war nur angelehnt, Carol stieß sie auf, und die Scharniere quietschten. Ein Mädchen stand am Fenster und schaute auf die Straße hinaus, ihre dunklen Locken hingen ihr bis über die Schulterblätter.
    Carol konnte an dem Mädchen vorbei auf die Straße hinaussehen, und dort hatten sich unter den Bäumen die Teilnehmer der Gruseltour versammelt.
    Sind Sie Franks Freundin?, fragte Carol.
    Ich schulde ihm Geld, sagte das Mädchen. Carol trat zu ihr ans Fenster, um auf die Leute hinunterzuschauen.
    Ich habe ihm Geld gestohlen und möchte es zurückgeben, sagte das Mädchen.
    Die Bäume auf der anderen Straßenseite waren weiß, als hätte es geschneit. Das Fliegengitter war voller Motten. Carol sah, dass auch die Dächer und Motorhauben der Autos von einer Schicht flatternder weißer Motten bedeckt waren. Ein Transporter kam den Hügel heraufgebraust, und die Motten stiegen alle gleichzeitig auf, wie eine Weihnachtskarte sah es aus.
    Die Raupen, sagte das Mädchen. Sie haben sich verwandelt. Das zusammengesunkene Wasserbett stand immer noch mitten im Zimmer, und die Bettwäsche lag auf dem Boden, wo Frank sie hingeworfen hatte.
    Frank ist weg, sagte Carol.

Frank
    Er erwachte im Krankenhaus. Sein Kiefer war fixiert worden und er konnte nur Flüssignahrung zu sich nehmen. Jell-O, Apfelmus und Eggnog gingen. Er wurde zum Experten für den Proteingehalt nahrhafter Flüssigkeiten. Er hing am Tropf, und den größten Teil seiner Nahrung erhielt er durch einen Schlauch, der in seine Hand führte.
    Die Krankenschwestern hatten eine sterile Kochsalzlösung über die Stofffetzen gegossen, die bei dem Feuer mit seiner Haut verschmolzen waren, hauptsächlich von seiner Windjacke, sie entfernten das Nylon mit Pinzetten, und er umklammerte schweißgebadet die Metallstange an seinem Bett, während sie an den einzelnen Fetzen zupften. Zwischendurch ließen sie ihn ein wenig ausruhen; seine Blasen nässten. Sie sagten ihm, er sei sehr tapfer, es laufe prima und werde nicht mehr lang dauern, und bald sei alles gut. Sie sagten, wenn sie fertig seien, könne er sich schön ausruhen. Das alles sagten sie in den kleinen Ruhepausen, doch wenn sie mit ihren Pinzetten den Stoff aus seiner Haut pulten, arbeiteten sie wortlos. Als sie ihm den Stoff von Oberarmen und Oberkörper entfernten, spürte er nichts, denn dort gingen die Verbrennungen tiefer, und die Nerven waren empfindungslos geworden. Die Krankenschwestern waren sich einig, dass seine Brust übel zugerichtet war; auf der Brust würden große Narben zurückleiben.
    Sein Gesicht war von Blasen bedeckt, und die Krankenschwestern rieten ihm, sie nicht zu öffnen, denn wo Blasen seien, würden keine Narben entstehen, da seien sie sich ziemlich sicher.
    Sie haben nochmal Glück gehabt, sagten die Krankenschwestern. Ein Arzt fragte, ob er ein paar Famulanten seine Verbrennungen zeigen dürfe, und als sie dann kamen, wurde einer von ihnen ohnmächtig.
    Alles, was man durch einen Strohhalm zu sich nehmen konnte. Kevin hatte an seinem Bett gewacht. Kevin war zu Ches’s gegangen und hatte eine Portion Fish & Chips mit Soße besorgt, und dann hatte er

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