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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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am Klettergerüst schaukelten. Er würde Frank auf das Schiff in Harbour Grace bringen und ihn dortbehalten, bis er sicher sein konnte, dass er davongekommen war. Niemand war ihm gefolgt. Er würde Frank in seine Koje legen, bis er wusste, was geschehen würde. Falls er erwischt wurde, war es besser, wenn der Junge noch am Leben war. Die Marke und Farbe seines Pick-ups hatten sie, doch die Nummernschilder hatte er vorher entfernt. Er würde sie wieder anbringen, ehe er auf die Schnellstraße fuhr. Dieses Zittern musste aufhören, wenn er weiterfahren wollte. Er musste langsam fahren.
    Er setzte den Wagen zurück und fuhr langsam aus dem Parkplatz. Er fuhr die Monkstown Road entlang, und als er sich den Riverdale-Tennisplätzen näherte, sah er zwei Frauen unter Flutlichtstrahlern Tennis spielen. Sie trugen weiße Shorts und knappe weiße T-Shirts, und eine kam zum Maschendrahtzaun gelaufen, sie schwenkte den Schläger, wollte ihm etwas sagen.
    Er ließ die Fensterscheibe herunter, und der leichte Wind belebte den Jungen, er begann wieder zu husten und vor sich hin zu murmeln.
    Achten Sie auf die Hunde, rief ihm die Frau zu. Sie senkte den Schläger und wies auf die Straße vor ihm.
    Die Hunde rammeln, rief die Frau. Sie kicherte hinter vorgehaltener Hand. Dann trabte sie mit schwingendem Pferdeschwanz zurück zum Platz, bückte sich und hob einen leuchtend gelben Tennisball auf, den sie zu der anderen Frau hinüber schlug, er konnte hören, wie der Schläger durch die warme Luft sauste.
    Mitten auf der Straße, direkt vor seinem Pick-up, paarten sich zwei Hunde. Eine kleine weiße Pudeldame mit so kurz geschorenem Fell, dass Valentin unter dem silbrig-seidigen Glanz der verbliebenen feinen Härchen die rosige Haut durchschimmern sah. Der Hund auf ihr war schwarzweiß und doppelt so groß wie sie, er klammerte sich an ihr fest und stieß mit einer Art gemächlicher, ungelenker Heftigkeit in sie. Die Hündin versuchte dem Gewicht des Rüden standzuhalten, doch ihre auf den Asphalt gestemmten Vorderläufe drohten einzuknicken, und sie versuchte mit kleinen Trippelschrittchen, das Gleichgewicht zu halten. Sie drehte den Kopf in das Licht von Valentins Scheinwerfern, sodass ihre grünen Augen seltsam leuchteten und ihr weißer Schopf geradezu strahlte.
    Valentin wurde bewusst, dass das Radio lief, es lief schon die ganze Zeit, gerade war von einer Pauschalreise für zwei Personen nach Orlando, Florida, die Rede; gewinnen würde, wer als erstes anrief und sämtliche im Anschluss angespielten Songs benennen konnte.
    Der Junge begann wieder vor sich hin zu murmeln, und Valentin konnte das Wort Mundharmonika ausmachen. Frank tatschte auf seiner Brust herum, als hätte er irgendetwas im Hemd. Er rief nach seiner Mutter. Seine Augen waren noch nach hinten gedreht, doch einen Moment lang wurden seine Pupillen sichtbar, und er schaute Valentin an. Er schaute ihn an und sagte, er brauche eine Mundharmonika. Dann wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt.
    Valentin hatte Isobel vor einer Kurve nicht weit vom Haus ihrer Tante in Old Perlican abgesetzt. Als sie am Strand aus dem Wasser gekommen war, hatte ihr rotes Kleid an ihr geklebt, ihr Haar hatte geschimmert, und im Wagen hatte sie nach Meer gerochen. Die Katze hatte sich an sein Bein gepresst, weil Isobel nass war. Isobel versuchte sich den nassen Sand von den Füßen zu reiben. Unter ihrem nassen Seidenkleid konnte er den Spitzenbesatz ihres BHs sehen. Sie atmete schwer. Vielleicht war es Liebe, was er empfand.
    Er hatte ihr nachgeschaut, als sie den Feldweg mit dem Streifen glänzenden Grases in der Mitte entlangging, über ihrem Kopf trafen sich die Äste der Erlen, und das Licht, das durch die Baumkronen fiel, war grün und von Wolken goldener Moskitos erfüllt. Ihr Kleid war nass, er sah die Träger ihres BHs. Er hatte das rote Kleid unter Wasser wabern und fließen sehen. Sie war dicht über dem sandigen Grund geschwommen, war aufgetaucht, um Luft zu holen, und wieder verschwunden.

Frank
    Es besteht eine abgrundtiefe Kluft zwischen Leben und Totsein, zwei sehr verschiedenen Zuständen, und der Trick ist, immer am Leben zu sein.
    Er würde am Leben bleiben, bis er Colleen wiedergesehen hatte, denn er wollte sein Geld zurück. Er dachte daran, wie er mit ihr geschlafen hatte, und er wollte, dass das wieder geschah, obwohl sie sein Geld gestohlen hatte, und er formte sich zu einem Ball und schleuderte den Ball gegen die Scheibe.
    Sein Körper ist von Blasen übersät,

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