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Im Rausch der Ballnacht

Im Rausch der Ballnacht

Titel: Im Rausch der Ballnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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kümmerte. Konflikte aller Art waren Lizzie verhasst, und mehr als einmal hatte sie schon Streit in der Familie geschlichtet. Jetzt glaubte sie zu wissen, was passiert war, und erhob sich.
    Beinah im Laufschritt und mit geröteten Wangen stürmte Mama in den Salon. Über ihrem gestreiften Tageskleid trug sie eine Schürze. Wie Lizzie, so hatte auch sie rotblondes Haar, aber während sie es modisch kurz à
la Victime
trug, hatte Lizzie ihres zu einem widerspenstigen Knoten aufgesteckt. Sie waren beide mittelgroß, und zu Lizzies Kummer waren sie einander in ihrer Rundlichkeit so ähnlich, dass man sie aus der Ferne kaum zu unterscheiden vermochte. Als Lydia Jane Fitzgerald ihre sechzehnjährige Tochter jetzt erblickte, blieb sie so abrupt stehen, dass sie um ein Haar gestolpert wäre. “Lizzie! Du musst mit deiner Schwester reden, denn auf mich hört sie nicht. Sie ist so eigensinnig und undankbar. Georgina hat beschlossen, nicht auf den Ball zu gehen. Ein Skandal! Und die Schande! Das würde die Countess – gesegnet sei sie – niemals verzeihen. Und Georgina ist die Älteste. Wie soll sie jemals einen Verehrer finden, wenn sie sich weigert, das gesellschaftliche Ereignis der Saison zu besuchen? Oder will sie etwa einen Fleischer heiraten oder einen Schmied?”
    Als Georgie mit hochrotem Gesicht und entschlossener Miene langsam die Treppe herunterkam, unterdrückte Lizzie einen Seufzer. Georgie war groß und schlank, und sie hatte dunkelblondes Haar. Jetzt warf sie Lizzie einen Blick zu, der deutlich sagte, dass sie zu keinerlei Kompromissen bereit war. Nun seufzte Lizzie doch. “Ich werde mit Georgie sprechen, Mama.”
    “Das wird nicht genügen!”, rief Mama aus, als wäre Georgie gar nicht anwesend. “Exakt zweimal im Jahr sind wir beim Earl eingeladen! Es wäre ein Affront, wenn nicht meine gesamte Familie dort erschiene.”
    Das Erste stimmte. Der Earl und die Countess of Adare luden zweimal im Jahr zu sich ein, an Allerheiligen zu einem Kostümfest und am St. Patrick’s Day, wenn sie ein großes Gartenfest veranstalteten. Für Mama waren diese beiden Anlässe überaus wichtig, boten sie doch Gelegenheiten für ihre Töchter, der Elite der irischen Gesellschaft zu begegnen, und alle in der Familie wussten, dass sie zu Gott betete, wenigstens eine ihrer Töchter möge einen reichen irischen Adligen heiraten, vielleicht sogar einen der Söhne der Adares. Aber Lizzie wusste nur zu gut, dass ihre Mutter einem Traum nachhing. Zwar erklärte Mama, ihre Familie stamme von einer königlichen keltischen Linie ab, aber die de Warennes standen so hoch über den Fitzgeralds wie die königliche Familie über den Bauern. Es würde niemanden interessieren, ob Georgie erschien oder nicht.
    Lizzie wusste aber auch, dass ihre Mutter es nur gut meinte und ihre Töchter hingebungsvoll liebte. Sie wusste von ihrer Angst, sie würden vielleicht keine vorteilhafte Verbindung eingehen können – und von ihrem Entsetzen bei der Vorstellung, sie könnten überhaupt nicht heiraten. Und sie wusste, wie sehr Mama sich anstrengte, um ihre Töchter mit Papas begrenztem Einkommen so zu ernähren und zu kleiden, als gehörten sie nicht zum verarmten Adel. Und alles das wusste auch Georgie.
    Georgies Stimme klang wie immer fest entschlossen. “Niemandem wird meine Abwesenheit auffallen, Mama. Alles andere wäre Illusion. Und bei Papas Einkünften und dem Umstand, dass Anna sicher als Erste heiraten und das ganze Geld als Mitgift bekommen wird, werde ich es kaum besser treffen als mit einem Fleischer oder Hufschmied.”
    Georgies Direktheit verblüffte Lizzie, und rasch verbarg sie ein Lächeln. Mama war sprachlos, was selten vorkam.
    Papa hustete hinter vorgehaltener Hand, um nicht zu zeigen, dass auch er belustigt war.
    Mama brach in Tränen aus. “Mein ganzes Leben habe ich dafür geopfert, um für dich und deine Schwestern Ehemänner zu finden. Und jetzt weigerst du dich, nach Adare zu gehen! Jetzt redest du von einer Heirat mit …”, sie erschauerte, “… mit der niedrigsten Sorte von Männern! Georgina May!” Weinend lief Mama aus dem Frühstückszimmer.
    Es wurde still.
    Georgie sah schuldbewusst aus.
    Papa warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. “Ich lasse euch beide jetzt allein, damit ihr das klären könnt”, sagte er zu den beiden Schwestern. Und zu Georgie gewandt, fügte er hinzu: “Ich weiß, du wirst das Richtige tun.” Damit ging er hinaus.
    Seufzend sah Georgie die Jüngere an. Sie wirkte verstimmt und

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