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Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Vergnügen darf nicht von einem rund-äugigen, in Steinzelten wohnenden Schwein genossen werden.«
    »Wie viele Männer hast du hier?«
    »Kämpfer? Sechshundert.«
    »Vielleicht solltest du überlegen, ob du den Wölfen hilfst.«
    »Pah! Meine Zunge würde schwarz werden, und alle meine Vorfahren würden mir den Rücken zukehren, wenn ich ins Tal der Ruhe komme. Nein, ich werde ihnen nicht helfen, aber ich werde dir helfen. Ich gebe dir Proviant und, wenn du willst, einen Führer mit. Es gibt noch andere Wege in die Berge.«
    »Ich danke dir, Kasai.«
    »Es ist nichts. Wenn du Kesa Khan findest, sag ihm, warum ich dir geholfen habe.«
    »Das werde ich tun. Träumst du von dem Tag, an dem der kommt, der die Stämme eint?«
    »Natürlich. Welcher Nadir tut das nicht?«
    »Wie stellst du ihn dir vor?«
    »Er wird vom Stamme der Langen Speere sein, soviel ist gewiß.«
    »Und wie wird er die Nadir einen?«
    Kasai lächelte. »Zuerst werden wir die Wölfe auslöschen und dann alle anderen verräterischen Stämme.«
    »Angenommen, der die Stämme eint ist nicht von den Langen Speeren. Angenommen, er ist von den Wölfen?«
    »Unmöglich.«
    »Er muß ein außergewöhnlicher Mann sein«, meinte Waylander.
    »Darauf wollen wir trinken«, sagte Kasai und reichte ihm den Becher.
    Eingewickelt in seinen Umhang, den Kopf auf seinen Sattel gebettet, lag Waylander auf dem Teppich und lauschte dem Nachtwind, der um das Zelt heulte. Auf der anderen Seite des Kohlebeckens schlief
    Kasai, seine beiden Frauen links und rechts von ihm, seine Kinder dicht dabei. Waylander war müde, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Er drehte sich auf den Rücken und beobachtete, wie der Rauch durch das Loch im Dach des Zeltes abzog und vom Wind davongewirbelt wurde. Er konnte drei Sterne sehen, die hoch am Himmel standen. Er schloß die Augen.
    Und erinnerte sich an den Tag, an dem er gekämpft hatte, um die Bronzerüstung zu beschützen. Die Nadir waren gekommen, ihn zu töten, aber er hatte sie erschlagen. Dann hatte sich das letzte der Wolfsungeheuer angeschlichen. Zwei Bolzen durchs Hirn hatten diesen Schrecken endlich beendet. Verwundet und allein hatte er sich aus der Höhle geschleppt - nur um den Rittern der Bruderschaft gegenüberzustehen. Diese konnte er nicht mehr besiegen, aber Durmast, der Riese, der verräterische Durmast war gekommen, um ihn zu retten, um sein Leben für einen Mann zu geben, den er hatte verraten wollen.
    Waylander seufzte. So viele waren tot. Durmast, Gellan, Danyal, Krylla ... Und immer wieder Kriege, Eroberung und Kampf, Niederlage und Verzweiflung.Wo endet das alles? dachte er. Im Grab? Oder geht die Schlacht weiter?
    Kasai schnarchte inzwischen. Waylander hörte ihn grunzen, als eine seiner Frauen ihn anstieß. Er schlug die Augen auf und sah sich im Zelt um. Die Kohlen im Becken waren fast erloschen, und ein weiches, rotes Glühen erhellte das Innere. Kasai hatte eine Familie. Er hatte der Zukunft ein Geschenk gemacht. Er wurde geliebt.
    Waylander drehte sich auf die Seite, so daß sein Gesicht von der Nadirfamilie abgewandt war. Wieder versuchte er einzuschlafen, aber diesmal sah er Dardalion vor sich, an den Baum gebunden, voller blutender Schnittwunden, umgeben von den Männern, die ihn verspotteten und auslachten.
    Das war der Tag, an dem sich Waylanders Welt verändert hatte. Er hatte den Priester gerettet und war damit in den ewigen Kampf gezogen worden, Licht gegen Dunkelheit, Harmonie gegen Chaos. Und er hatte Danyal kennengelernt. Er stöhnte und drehte sich wieder herum, erschöpft, mit schmerzenden Muskeln.
    Hör auf, an die Vergangenheit zu denken, befahl er sich. Denke an morgen. Nur an morgen. Er würde einen Weg in die Mondberge finden. Er würde neben Miriel und Angel stehen und das tun, was er am besten konnte. Er würde kämpfen.
    Er würde töten.
    Der Schlaf überraschte ihn, und seine Seele sank in die Dunkelheit.
    Die Wände waren feucht, der Gang dunkel und beengt. Waylander blinzelte und versuchte, sich zu erinnern, wie er hierhergekommen war. Es war schwer, sich zu konzentrieren. Suchte er etwas? Oder jemanden?
    Es gab weder Türen noch Fenster, nur diesen endlosen Tunnel. Kaltes Wasser drang in seine Stiefel, während er voranwatete.
    Ich habe mich verirrt, dachte er.
    Es gab nirgends eine Lichtquelle; dennoch konnte er sehen.
    Treppen. Ich muß eine Treppe suchen. Angst kroch in ihm hoch, doch er unterdrückte sie energisch. Bleib ruhig! Denk nach! Er ging weiter. Etwas Weißes

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