Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Sumpfriese brach in die Knie. Ronius knurrte und machte sich daran, den Kampf zu beenden, als Jorgol aufsprang und in Lauerstellung ging.
Ronius hielt den Baum vor sich gestreckt, seine Keule schwang auf und nieder. Sie war aus Wareikenholz gefertigt und hatte einen Kern aus Stein. Sie war nicht gespickt. Ronius zog glatte Keulen vor, da diese sich nirgendwo verhaken konnten. Das hatte ihm Gratos geraten.
Wer war Gratos?
Darüber konnte er nicht nachdenken. Der Traum nahm seinen Weg.
Da Jorgol mit einer gespickten Keule kämpfte, wurde ihm dies zum Verhängnis. Er brüllte, sprang vor und wirbelte einmal um die eigene Achse. Ronius sah das Verderben auf sich zufliegen, er bückte sich und die Keule traf den Baum. Mit einer raschen Bewegung zog Ronius den Baum zu sich, in dem die Keule steckte. Er überlegte nicht lange, sondern warf Baum und Keule weg. Er stampfte auf den entwaffneten Sumpfriesen zu, dessen Augen vor Panik weiß glänzten. Bei den Sumpfern gab es keine Überlebenden. Hier regierte das Gesetz des Stärkeren. Um Leben und Tod!
Erst jetzt nahm Ronius die Zuschauer wahr.
Ich will wissen, was ich hier tue!
Ich brauche Erklärungen!
Die Zuschauer waren stumm gewesen, hatten dem Kampf schweigend beigewohnt. Oder nicht? Schwiegen sie nur deshalb, weil es ein Traum war?
Nun stöhnten sie und schwangen ihre Oberkörper vor und zurück. In ihren Augen glomm Hass auf den Steiner, der es gewagt hatte, ihre Herausforderung anzunehmen.
Welche Herausforderung?
Rondrick wollte wissen und gleichzeitig musste er kämpfen. Warum gönnte der Traum ihm keine Chronologie? Endlich bekam er Antworten.
Erklärungen.
Der Kampf stoppte, das Bild veränderte sich und Jorgol verschwand wie ein Geisterbild.
Sie saßen um ein Feuer und sprachen miteinander. Sie hatten sorgenvolle Gesichter. Unvermittelt war Ronius alles klar und er wunderte sich, nicht vorher gewusst zu haben, warum er kämpfte. Die Aufgabenstellung lag klar und deutlich vor ihm.
Die Sumpfriesen planten einen Überfall auf das Tal der Riesen. Sie würden mordend und brandschatzend über die Steinriesen herfallen. Dabei würde es unzählige Tote geben.
Man hatte versucht, mit den grausamen Sumpfern zu verhandeln. In ihrer maßlosen Arroganz – oder war es der Wein gewesen? – hatten sie den Steinern ein Angebot unterbreitet, das Steinvolk vor eine unmögliche Wahl gestellt. Der Kampf eines Steiners gegen einen Sumpfer - auf Leben und Tod. Ein ungleicher Kampf, da Steiner friedliebend waren und sich im Kampf nicht auskannten. Der Sieger stand von vorneherein fest. Gewann der Sumpfer, würden Weiber und jene, die jung und kraftvoll waren, versklavt.
Würde der Steinriese siegen, veränderte sich Mythenland.
Für fünfhundert Jahre würde Frieden herrschen.
Danach sah man, was geschah.
Sie schlossen den Kontrakt. Kein Riese würde einen Kontrakt jemals brechen, unwichtig, ob er im Rausch getroffen war oder unter anderen Umständen. Ein Kontrakt war heilig!
Fünfhundert Jahre Ruhe und Frieden!
Dafür lohnte es sich jedes Risiko einzugehen.
Die Abgesandten der Sumpfer hatten grölend gelacht, kriegten sich nicht mehr ein. Sie waren – zu Recht – siegessicher.
Fünfhundert Jahre Frieden!
Nicht wenige von ihnen würden den Zeitpunkt noch erleben. Entweder der Zwist zwischen Steinriesen und Sumpfriesen war vergessen, oder der Krieg begann von Neuem.
Ronius erinnerte sich, dass man an den eigenen Feuern überlegt hatte, wo der Haken sei? Es gab keinen. Nicht wenige meinten, den Sumpfern fehle es an Verstand. War dies das Ergebnis ihrer geringen Anzahl? Sie waren stark und mutig, jedoch dumm. Nicht zu ihnen gingen die Künstler von Mythenland, sondern ins Steintal.
Würde der Steiner unterliegen, wäre das Volk der Steinriesen versklavt - für alle Zeiten! Ein idiotischer und arroganter Pakt. Es war wie es war.
Und Ronius wurde ausgewählt, den Frieden zu sichern.
7. Kapitel
Bob hätte nie gedacht, dass die Welt so kalt sein könne. Auf Fuure gab es weder Schnee noch Eis. Dort wuchsen Palmen und bunte Vögel zogen ihre Kreise. Hin und wieder kühlte es empfindlich ab, doch nie so sehr, dass Eis entstand. Es waren stets nur wenige Tage während der zweiten Jahreszeit und die gingen schnell vorbei. Bob hatte von Eiseskälte gehört, sie zu erleben, ging über seine Kraft.
Kälte schmerzte!
Diese Erfahrung vermittelte ihm ein Gefühl, dass schlimmer war, als die glühendste Hitze.
Kälte drang in seine Knochen, legte
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