Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Bei den Göttern - Bob dankte Fret für das Feuer. Die Flammen reflektierten im Eis und erhellten einen größeren Umkreis, als dies auf Fuure jemals möglich gewesen wäre, was wohl an den Reflexionen des Eises lag.
Es dauerte nicht lange und sie hatten drei Feuer angezündet, in der Mitte das Notzelt. Bama schleppte zwei Töpfe heran, die mit Schnee gefüllt waren. Kurze Zeit später tranken sie. Es schmeckte erstaunlich gut und füllte die Mägen.
Danach kuschelten sie sich beisammen, während zwei Wachen auf die Flammen achteten.
Die Feuer und die Körperwärme des Anderen sorgten für Behaglichkeit. Lediglich die von unten dringende Kälte war quälend.
Connor und Frethmar schnarchten, zwei Amazonen auch.
Bob, der nicht schlafen konnte, drückte Bama an sich und ohne dass sie es merkte, schob er sein Segeltuch unter sie, um ihr mehr Schutz zu geben. Ihr weicher Atem, ihre bebenden Lippen, der regelmäßige Atem, der seine Wange kitzelte und ihr Geruch machten ihn traurig.
Hier waren sie nun. In einem fremden Land.
Über das, was sie seit einigen Nächten - oder wie die Menschen es nannten, Tagen! erlebt hatten, konnte man unzählige Lieder singen.
Es hatte mit Streit und einem Mord begonnen. Danach waren Drachen gekommen, die ihr Dorf auf Fuure vernichteten, ihren Sohn und gute Freunde töteten und Bluma entführten. Sie hatten Connor kennen und schätzen gelernt, danach Lysa und Fret. Sie waren auf die Suche gegangen und hatten einem Dämonenwächter widerstanden und einem Sturm. Sie hatten endlich ihre Tochter gefunden und verloren und lagen nun, irgendwo, irgendwann, in einem eisigen Alptraum.
Tränen liefen über Bobs Wangen.
Er hatte sein Leben lang getan, was getan werden musste. Was er in den letzten … Tagen! erlebt hatte, überforderte ihn. Hinterließ Spuren.
Machte
müde…
müde… müde…
Sie konnten nicht bleiben, wo sie waren. Sie mussten weiter.
Das war eine grausige Vorstellung.
Sie mussten sich von ihrem Holzvorrat entfernen. Connor bot sich an, Holz zu schleppen. Dabei fiel er zweimal der Länge nach aufs Eis. Das war die Lösung! Wenn Zweibeiner rutschten, rutschte auch alles andere. Sie banden Hölzer zusammen und Stangen. Darauf platzierten sie Holz und alles, was sie nicht tragen konnten. So brachen sie am nächsten Morgen auf.
Hungrig, müde und frierend.
Bob und Connor spannten sich vor die Trage und zogen. Das funktionierte mehr recht als schlecht, war aber besser als schleppen.
Es war, als wenn Himmelgeister angreifen. Vor einer Weile war es nebelig geworden. Ein Licht, dass von einem Horizont zum anderen tanzte. Die Eisfelder leuchteten grün und blau auf. Was fehlte, war die Sonne. Das seltsame Licht irritierte.
Frethmar blinzelte. »Das Eis schmerzt in meinen Augen. Es ist so … weiß und so bunt.«
»Geht mir auch so«, knurrte Connor.
Bob blieb stehen und atmete schwer. »Wohin wollen wir eigentlich?«
Frethmar stützte sich auf seine Axt. »Gute Frage, Häuptling. Wir sind wie Kinder, die vor einer Schlange flüchten und vergessen haben, wo sie wohnen.«
Lysa stemmte ihre Hände in die Hüfte. »Die Richtung ist unwichtig. Die Hauptsache ist, wir bewegen uns vom Schiff weg. Da wir sowieso nicht wissen, wo wir sind, sollten wir hoffen, dass wir auf Lebewesen stoßen oder Berge mit Höhlen.«
Connor nickte. »Vier Himmelsrichtungen. Vier Möglichkeiten. Hoffen wir auf unser Glück. Es wäre schlimm, wenn wir anstatt die Wüste zu verlassen in sie hinein marschieren.«
Lysa musterte Connor. »Warum warst du dir von Beginn an so sicher, dass wir nicht in Mythenland sind?«
Connor zog ein Gesicht. »Ich wusste es. Ein Gefühl. Instinkt. Keine Ahnung. Ich wusste auch, dass mit dem schwarzen Schiff etwas nicht stimmte. Obwohl kein Geisterschiff, lag eine Art Magie über der Lotus. Manchmal habe ich den Eindruck, ich könne Magie … riechen. Ich weiß, das klingt verrückt, doch so ist es.«
Bob klopfte Connor auf den Rücken. »Wenn man alles vereint, haben wir schon etliche Teile eines Bildes zusammen. Du kennst Schnee und du kennst den Süden. Du weißt, wie man ein Schiff navigiert und bist ein Kämpfer. Du benutzt hin und wieder Fremdworte und hast ein Gefühl zur Magie. Mich würde nicht wundern, wenn du von königlichem Blut bist.«
Frethmar lachte. »Connor, der Barbarenkönig!«
Connor runzelte die Stirn. »Na gut, ich kenne Schnee. Dennoch verhalte ich mich nicht wie ein Barbar. Der hätte die Trage ganz anders gebaut. Nämlich mit
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