Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
sagte Frethmar. »Und unser Großer will seinem Vater den Schädel zertrümmern.«
»Vielleicht ist es besser, keinen Vater zu haben«, knurrte Connor.
Frethmar zog ein Gesicht. »Das sehe ich anders, mein Freund. Ich habe mir immer einen gewünscht. Wenn du bei einer Tante aufwächst, die sich nur wenig für dich interessiert und einen kurzen Namen hast, ist das Leben wenig angenehm.«
»Wenn dir der eigene Vater das Weib stiehlt, ist das genauso wenig angenehm!«, knurrte Connor.
»Und wie ging der Kampf aus?«, wollte Bob wissen.
Connor schwieg und sein Kiefer mahlte. Er starrte auf die Tischplatte, als suche er dort die Lösung eines Problems. Dann ruckte sein Kopf hoch, er lachte hart und sagte: »Mein Vater besiegte mich!«
Der Clan beschloss einstimmig, Connor zu verdammen. Sklavendienste waren zu wenig, der junge Mann hatte den eigenen Vater gefordert, was sowieso eine Unerhörtheit war. Nun war er im Kampf unterlegen und musste den Clan verlassen.
Sie fesselten Connor und warfen ihn in ein kleines muffiges Zelt.
Connor, dem die Muskeln schmerzten, versuchte, eine bequeme Lage zu finden. Das Zelt wurde geöffnet und Xenua huschte rein.
»Was sollte das?«, zischte sie. »Du hättest ihn töten können!«
Connor grunzte. »Ja, das hätte ich. Aber ich wollte es nicht. Er ist mein Vater …«
»Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du ihn herausgefordert hast. Weißt du, was nun mit dir gemacht wird? Man plant, dich einem Sklavenschiff mitzugeben.«
»Sollen sie doch. Ich kehre zurück. Dann räche ich mich.«
»Kommt dir nicht einen Augenblick in den Sinn, dass auch ich an dem Betrug an dir beteiligt war?«
»Das weiß ich. Du bist ein schlechtes Weib und mein Kind nicht wert. Aber ich liebe dich. Ich kann dir nicht böse sein. Ich habe es versucht, doch es geht nicht. Ich schaue in deine Augen und mein Herz rast in einer geraden Linie zu deinem und wieder zurück. Ich bin dir verfallen. Deshalb ist es gut, wenn sie mich wegschicken. Dann lerne ich dich zu vergessen.«
Sie schnurrte wie eine Katze und schmiegte sich an ihn. »Ich habe dich nicht verdient.«
»Das mag sein, Xenua. Dennoch hast du mir mein Herz gebrochen und ich befürchte, es wird nie wieder heilen.« Er runzelte die Stirn. »Wirst du bei ihm bleiben, bei meinem Vater?«
»Ich wäre das Weib des Clansführers. Gibt es eine größere Ehre?«
Er schluckte hart. »Und unser Kind?«
»Ich träumte, es wird ein hübsches Mädchen. Ich werde es gut großziehen und dabei an dich denken.«
Sie küsste ihn auf die Stirn und verschwand. Mit vor Tränen blinden Augen starrte Connor ihr hinterher.
Connor wurde dem nächsten Sklavenschiff, das sich in den Norden verirrte, mitgegeben. Der Clan erhielt drei Goldstücke. Inzwischen hatte Xenua entbunden und das Dorf feierte ein Mädchen.
Connor hatte viele Monate in dem Zelt zugebracht. In der ganzen Zeit hatte sein Vater ihn nicht einmal besucht und hin und wieder befürchtete der junge Barbar, vor Einsamkeit den Verstand zu verlieren. Er verlor seine Muskeln und wurde hager. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und seine Haut hatte eine ungesunde graue Färbung angenommen.
Er hatte seinen Vater nicht besiegen können, obwohl er es gekonnt hätte. Der Mann tat ihm Leid, also hatte Connor den Schädel gesenkt und sich einen fürchterlichen Hieb verpassen lassen. Er war sicher, dass sein Vater das wusste, dennoch sah er ihn nur noch einmal.
Fast erfreut ging er Bord des Sklavenhändlers, obwohl man ihm Beinketten anlegte, damit er keine großen Schritte machen konnte.
Sein Vater nickte ihm hart zu und drehte sich weg. Connor erkannte, dass er es mit einem Menschen zu tun hatte, der sich nahm, was er wollte und nicht ertrug, wenn man sich dagegen auflehnte. Er hatte seinen eigenen Vater nie wirklich gekannt.
An Bord lernte er Rick Orloff kennen.
Ein schwergewichtiger Mann. Kapitän des Schiffes.
Ein grausamer Mann.
Ohne Grund folterte er Sklaven zur allgemeinen Belustigung. Sein Peitschenschwinger war ein Meister, der genau wusste, wie tief die Wunden sein durften, um zu verheilen, bis sie Port Metuii erreichten.
»Wie ist dein Name?«, donnerte er.
Connor, hoch aufgerichtet, den Rücken gerade, das Kinn nach vorne geschoben, strich sich über den langen Bart und schüttelte seine Haare zurück. »Connor von Nordbarken, Sohn des Clanführers.«
Orloff warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Ein edler Barbar? Na, da haben wir ja ein feines
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