Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
vor, ein paar Tage bei euch zu bleiben. Der Häuptling war sehr freundlich und wies mir ein kleines Zelt zu.«
Connors Herz machte einen Sprung. Er kontrollierte sich, damit sein Kopf unter seinem breiten Grinsen nicht auseinander riss. »Das – das – finde ich – sehr gut.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen und ihr dunkler Blick traf Connor bis ins Mark. »Dann werde ich auf deine Talente zurückkommen. Doch nun muss ich essen und schlafen. Ich habe einen langen Ritt hinter mir.«
»Selbstverständlich – ich bringe Euch Fleisch, Honig und Met.«
»Dafür sorgt der Häuptling, aber danke für das nette Angebot« sagte sie.
Sie löste die Trense und ging an Connor vorbei. Sein Blick folgte ihr. Sie war anders als die Weiber seines Clans. Sie strahlte etwas aus, das für ihn bei einer Frau neu war. Intelligenz! Und das faszinierte ihn. Er hatte damit seine Erfahrungen. Nicht wenige Clansmänner hatten ihn verlacht, als er sich ganz alleine das Lesen und Schreiben beigebracht hatte. Manche hielten ihn für irre, weil er Bücher las. Seltsamerweise fand das ein Vater nicht. Er war stolz auf seinen Sohn. Connor erinnerte sich, dass Korgath einmal in der Clansversammlung gesagt haben sollte: »Wenn wir ein gebildete Volk überfallen, ausrauben und ihre Weiber stehlen, wird mein Sohn die Pläne lesen können, die uns den Weg zum Staatsschatz weisen!«
Danach hatten die Sticheleien aufgehört und inzwischen war das kein Thema mehr.
Xenua!
Er ließ sich den Namen auf den Lippen zergehen.
Ein archaischer Vorname mit einem milden nordischen Zweitnamen. Also war sie das Kind zweier Clans.
Es kam, wie es kommen musste.
Er verliebte sich in Xenua und sie sich in ihn.
Sie küssten sich am Flussufer und sie zeigten sich ihre Kampfeskünste. Sie tollten herum, lachten viel und bald stand die Verbindung an.
Ununterbrochen dankte Connor Gordur, der endlich weise entschieden hatte, anstatt sich mit den anderen Göttern zu streiten. Alles war so unkompliziert gewesen. Er war auf sie zugegangen und sie hatte ihn erhört. Schlicht und einfach.
Bis der Abend kam, welcher sein Leben verändern sollte.
Er schlenderte versunken am Zelt seines Vaters vorbei und hörte unterdrückte Seufzer und leises Stöhnen. Er schmunzelte. Sein Vater war, trotz seines Alters von fast fünfzig, noch immer ein lebendiger Mann, der den Weibern schöne Augen machte und die Liebe genoss. Die Stimme der Frau wurde lauter und Connor hielt inne. Er lauschte, und ihm war, als träfe eine Gigantenfaust seinen Magen. Er kannte die Stimme. Er kannte sie sehr gut, diese kleinen Kiekser, den langen Seufzer und das raue kehlige Lachen danach. Als sie zu flüstern begann und gurrte, wusste er es sicher:
Sein Vater, Korgath von Nordbarken, lag mit Xenua auf der Schlafstatt.
Teilnehmende Blicke lagen auf Connor, der seine Hände von der Tischplatte nahm und sich durch die langen blonden Haare fuhr. Die Erinnerung schmerzte ihn, das war deutlich zu sehen.
»Was geschah dann?«, fragte Bluma ganz leise.
»Was hast du gemacht?«, fügte Lysa, nicht minder sanft, ihre Frage dazu.
Connor blickte auf. »Ich forderte meinen Vater heraus!«
»Du hast was getan?« Bob riss die Augen auf.
»Ich forderte ihn zum Kampf um die Häuptlingswürde. Und um Xenua.«
»Das machte sie mit?«, fragte Bama kopfschüttelnd.
»Sie genoss es«, zischte Connor. »Sie trug unser Kind, legte sich zu meinem Vater und freute sich, dass ich um sie kämpfte.«
»Sie war schwanger?«, fragte Darius.
»Ja, das war sie.«
»Also hast du gegen deinen Vater gekämpft. Würde er verlieren, wäre er nicht nur die Clansführerschaft los, sondern würde für den Rest seines Lebens Sklavendienste verrichten müssen«, murmelte Bluma.
»Absolut richtig«, sagte Connor. »Mein Zorn war derart groß, dass ich meinem Vater das gönnte.«
Frethmar hörte auf, seine Axt zu polieren, lehnte sie weg und stemmte die Ellenbogen auf den Tisch: »Den eigenen Vater herausfordern – ein starkes Stück. Konntest du nicht mit ihm reden? Ihn fragen, warum er das getan hatte? Und wieso hast du Xenua nicht verjagt? Sie war dir untreu!« Er spuckte aus.
»Ich war ein Narr«, sagte Connor. »Ich liebte sie über alles und schob die alleinige Schuld auf meinen Vater. Ich dachte nicht daran, ihn zur Rede zu stellen. Ich wollte ihn nur noch vernichten.«
Lysa verdrehte die Augen. »Typisch Barbar! Erst schlagen, dann fragen.«
»Lass ihn«, ging Bluma dazwischen.
»Ich hatte keinen Vater«,
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