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Im Schatten des Galgens Kommiss

Im Schatten des Galgens Kommiss

Titel: Im Schatten des Galgens Kommiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Sheila, erkannten augenblicklich, worauf diese Anspielung hinausging. Während die Frau dem erneuten Blick ihres väterlichen Erziehers standhielt, schien Bud Whitmen peinlich berührt von den Absichten seines Vaters zu sein.
    Nicht etwa, daß dieser ihn mit Sheila Longden zusammen zu bringen gedachte, ließ ihm eine Blutwelle ins Gesicht treten. No, — nur zu gern hätte er das Herz dieser wunderbaren Frau für sich gewonnen. Aber, sooft er auch selbst schon an eine dauernde Verbindung mit Sheila Longden gedacht hatte, noch nie hatte er den Mut dazu aufgebracht, Sheila seine geheimsten Wünsche zu offenbaren. Daß nun an seiner Stelle sein Vater auf das anspielte, was an sich nur ihn und Sheila anging — und was seiner Meinung nach er allein hätte zur Sprache bringen müssen, beschämte ihn, der doch sonst ein Mann der Tat war, mehr als beträchtlich.
    So schluckte er erst einige Male hörbar, und meinte anschließend mit belegter Stimme: „Excuse me Dad, — ich finde, daß es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um über diese Angelegenheit zu sprechen..."
    „Warum denn nicht", unterbrach der alte Whitmen seinen Sohn.
    Seine Stimme bekam plötzlich einen brüchigen Klang, als er fortfuhr: „Wir sind doch erwachsene Menschen — und da ich alt bin, wird es mir keiner verhehlen können, daß ich gern gewußt hätte, wie es später, wenn ich einmal nicht mehr bin, um die Whitmen-Werke bestellt sein wird. Das heißt mit anderen Worten: Ich würde es nicht ungern sehen, wenn das gesamte Vermögen in der Familie bleibt. Dabei", und während dieser Worte blickte der alte Mann Sheila Longden offen und ohne Scheu an, „möchte ich aber keinen von euch beeinflussen, den Weg zu gehen, den ihr euch vorgezeichnet habt. Ich möchte im Augenblick keine direkte Antwort von euch. Überlegt euch den Wunsch eines alten Mannes und prüft euch gut, bevor ihr mir antwortet. Eines aber nehmt jetzt schon mit auf den Weg; wie auch eure Antwort auf meine Frage lauten wird, sie wird nichts an der Tatsache ändern, daß jeder das bekommt, was ihm zusteht. Mein Testament wird dadurch nicht geändert."
    Nach diesen Worten war es nun Sheila Longden, die sichtlich errötete. Irgend etwas war in ihr, was sie bei dem Gedanken, sich mit dem jungen Whitmen für immer zu verbinden, nicht recht froh werden ließ.
    Kam es nun daher, daß sie sich bisher noch nie ernstlich mit dieser Überlegung befaßt hatte — oder war es das stets in sich gekehrte und bisweilen schwermütige Benehmen Bud Whitmens, das es ihr so schwer machte, dem väterlichen Industriellen jetzt schon eine hinlängliche Antwort auf dessen Wunsch zu geben.
    So sehr sie auch in sich horchte, keine Stimme war in ihr, die klingend in ihr anschlug. Dennoch fühlte sie sich dermaßen in der Schuld der Whitmens, daß sie den Mann, der sich wie ein Vater ihr gegenüber gezeigt hatte, nicht so ohne weiteres vor den Kopf stoßen wollte . . .
    So meinte sie zögernd, während sie sich von ihrem Sessel erhob und neben den alten Whitmen trat: „Betrachten Sie mich bitte nicht als ein undankbares Geschöpf, wenn ich Sie bitte, mir eine Antwort auf Ihre Frage in dieser Stunde zu ersparen. Mir, und wie ich sehe, auch Bud kommt dieses alles so plötzlich, so überraschend. Ja, wenn ich ehrlich sein soll, dann muß ich eingestehen, daß ich bisher an dererlei Dinge noch nicht gedacht habe. Gewiß, Mädchen in meinem Alter sollten es tun, — aber ich, ich . . ."
    Während Sheila Longden noch nach einer Erklärung suchte, fiel der alte Whitmen ihr lächelnd ins Wort: „Aber Sheila, — du brauchst doch nach keiner Entschuldigung zu suchen. Die Tatsache, daß ein so hübsches Girl wie du, das dazu mit dermaßen geistigen Qualitäten ausgestattet ist, noch nicht unter der Haube ist, wie man so schön sagt, bestätigt wiederum meine Annahme, daß es dir bei uns besser als anderswo gefällt. Dieses zu wissen, macht mich in Anbetracht des heiklen Problems, welches ich, ohne euch vorher danach zu fragen, aufgeworfen habe, allein schon froh und glücklich. Das andere bedarf seiner Zeit, ich weiß es — und darum zwinge ich keinen von euch beiden zu einer Antwort. Überlegt und prüft euch. Wenn ihr euch ausgesprochen habt, dann laßt mich es wissen. Gleich wie ihr euch auch entschieden mögen habt."  
    Schon während F. Howard Whitmen diese verständnisvollen Worte sprach, hatte er sich aus seinem Sessel erhoben. Nun stand er noch einen Augenblick mit einem Weinglas in der Rechten vor dem

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