Reisefuehrer Mallorca
Bild: Küste bei Deià
Wildes Zikadengeschrei im Ohr und Pinienduft in der Nase, die heiße Sonne im Nacken – und von unten schimmert durch das Grün der Baumkronen die türkisblaue Bucht mit ihrem weißen Sandsaum: Die Cala Mondragó ist nur eine von Hunderten kleiner Sandbuchten rund um die Insel.
Und sie entspricht so ganz dem Traumbild von Sonne, Sand und Mittelmeer. Dass sie zudem auch noch kaum bebaut ist und zum streng geschützten Naturpark erklärt wurde, signalisiert ökologische Einsicht, die andernorts im Mittelmeerraum eher selten anzutreffen ist. Mallorca ist ein Magnet, die größte Insel der Balearen zieht sie alle an: Könige, Künstler, Popstars, Aus- und Umsteiger – und vor allem Touristen. Kein Mittelmeerziel ist vielseitiger und wandlungsfähiger. Die in ihren touristischen Gründerjahren als Massenurlaubsziel verschriene Insel hat sich zu einem multikulturellen Mikrokosmos mit hervorragender Infrastruktur und hochwertiger Gastronomie entwickelt, ohne dabei ihr höchstes Gut zu verschandeln: die überwältigend schöne Natur. Wer sie erleben will, muss bereit sein, das Hotel, den Swimmingpool und den Strand davor zu verlassen und sich aufmachen: zu Fuß, mit dem Fahr- oder Motorrad, mit dem Linienbus, der Bahn oder dem Leihwagen. Das Straßennetz auf Mallorca ist vorbildlich, die Preise für ein Mietfahrzeug sind nicht höher als anderswo, die Entfernungen von Osten nach Westen, von Norden nach Süden betragen nicht mehr als 90 km.
Eine der aufregendsten und schönsten Traumstraßen Europas
Mallorcas Tourismusgeschichte verlief stürmisch und eindrucksvoll, wurde zum Wirtschaftswunder für die Mallorquiner mit dem von Franco in den 1960er-Jahren staatlich verordneten Expansionsprogramm, mit dem er die Küsten Spaniens und vor allem Mallorcas massiv bebauen ließ. Aus Bauern und Fischern wurden Dienstleistende, Rezeptionisten, Kellner, Köche, Wirte, Hoteldirektoren, Busfahrer, Reisebürokaufleute, Reiseleiter. Heute erwirtschaftet der Fremdenverkehr einschließlich der damit zusammenhängenden Wirtschaftszweige etwa 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
300 000 Gästebetten in Herbergen aller Kategorien stehen zur Verfügung, vom Dorfgasthaus über das Strandhotel mit All-inclusive-Angeboten bis zum Luxus-Spa-Resort. Dazu kommen ungezählte Privatvermietungen in Apartments, Villen und Fincas – für etwa 7 Mio. Touristen, die die größte der Baleareninseln jährlich besuchen.
Was die Gäste auf 3640 km 2 zu sehen bekommen, ist weit mehr, als in einen zweiwöchigen Urlaub hineinpasst: im Norden die große Doppelbucht Pollença-Alcúdia mit ihren beiden sie umklammernden Fingern, den Halbinseln Formentor und Isla de la Victoria, dem Feuchtgebiet S’Albufera und den schön restaurierten und geschichtsträchtigen Städtchen Pollença, Alcúdia und Artà. Im Osten die lieblichen Hügel der Serra de Llevant mit zig Stichstraßen zu ebenso vielen fjordähnlichen Bilderbuchbuchten, Stränden und Häfen. Der heiße und flache Süden mit seinen naturbelassenen Dünenstränden, Kiefernhainen und den Salzseen erinnert an die noch südlicher gelegene Nachbarinsel Ibiza. Und schließlich das Nonplusultra der Insel: der wilde Westen mit seinem gewaltigen Hochgebirge der Serra de Tramuntana, mit mehr als 40 Tausendern, mit abgrundtiefen Schluchten und himmelhohen Steilwänden und mit einer der aufregendsten und schönsten Traumstraßen Europas. Nicht zu vergessen die Mitte Mallorcas, es Pla, eine Hochebene mit zum Teil noch recht verschlafenen Dörfern, der Kornkammer und dem Gemüsegarten der Insel. Und dann ist da noch die Hauptstadt Palma, eine der schönsten Städte am Mittelmeer, die meisterhaft Altes bewahrt und Neues kreiert, die sich rund um die Uhr immer wieder neu inszeniert – mit Musealem aus 3000 Jahre alter Inselgeschichte und Trendigem wie Yoga- und Spa-Center, New-Fashion-Shops oder Kakaoboutiquen.
Das berühmteste Inselgebäude: die Kathedrale La Seu in Palma
Das sauberste Wasser im Mittelmeerraum
Für die meisten Sommergäste reduziert sich der Hauptstadtbesuch auf einen Tag, sie sind in der Regel auf Sonne, Sand und Meer fixiert. Mehr als 150 Sandstrände, deren Gesamtlänge ungefähr 50 km beträgt, werden diesem Wunsch gerecht, zumal das Wasser rund um die Balearen als das sauberste im Mittelmeerraum gilt. Kaum ein Strand, an dem nicht die Blaue Flagge weht, so gut wie kein Küstenabschnitt mehr, an dem Abwässer ins Meer rinnen. Überhaupt ist die Insel ein Vorreiter im
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