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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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darüber zerbrechen müssen, warum die Welt so ist, wie Ihr sie vielleicht gar nicht mögt.“
    Ich verschluckte eine erneute scharfe Antwort und saß für eine Weile schweigend da und bemühte mich, ein neu aufwallendes Gefühl der Traurigkeit zu unterdrücken. Dann sagte ich: „Ich habe darin versagt, das Dogma zu ändern, und ich habe darin versagt, sie dazu zu bringen, daß sie es wenigstens in Frage stellen. Die Expedition ist ein Reinfall, und ich muß die Verantwortung dafür allein auf mich nehmen. Es fällt mir nicht leicht. Es tut sehr weh, und wenn ich leiden muß, dann schlage ich meistens blindlings zurück. Es tut mir leid, Teon.“
    Ich spürte seine Hand auf meiner Schulter. Es war eine Geste der Kameradschaft. Ich rückte näher zu Teon heran, denn die Wärme seiner Berührung drang durch meine nasse Kleidung, und ich brauchte Trost. Er hielt mich fest und schwieg eine lange Zeit.
    Zu Hause drängen meine Haushunde sich an mich, wenn ich traurig bin, denn dann sind sie völlig durcheinander und brauchen Sicherheit. Ich ging nicht mehr davon aus, daß mein Sklave, als er die gleiche Reaktion zeigte, sich ähnlich benahm. Ich schaute Teon an; sein Gesicht war völlig entspannt und wirkte nachdenklich. Keine Ratlosigkeit, keine Verwirrung lag in seinem Ausdruck. Als er bemerkte, daß ich ihn musterte, runzelte er die Stirn.
    „Die Leute aus meinem Volk sagen, die Himmelsbrücke sei ein Ring, der um diese Welt liegt“, berichtete er. „Wir glaubten immer, daß der Ring seinen Schatten auf ein Land der Zuflucht wirft, wo das Gottesfeuer uns nicht verbrennen kann. Unseren Glauben an diesen Ring haben wir immer noch, doch die Geschichten darüber verändern sich; diese dunkle Welt ist ein Ort des Leidens und der Unfreiheit.“
    „Fortschritt ist auch so etwas wie ein Kerker“, meinte ich und teilte sein Gefühl der Bitterkeit. „Je mehr Land meine Leute erobern oder sich sonstwie aneignen, desto stärker werden unser Adel und die Tempelhüterinnen. Wir brauchen sie, um Brücken und Dämme zu bauen und unsere Stadtmauern vor dem Angriff zu verteidigen. Ich blicke mit Sehnsucht auf das freie, ungebundene Nomadenleben meiner Vorfahren zurück. Wäre ich immer noch ein Nomade, dann würde ich während der Zwienacht weiterwandern, um das Gottesfeuer zu schauen, selbst wenn es mich den Rest meines Lebens kosten sollte.“ Meine Sehnsucht nach zerschlagenen Träumen war durchaus vorhanden. Ich wollte auf jeden Fall weitermachen.
    Doch Teon schüttelte den Kopf. „Ein Nomade folgt allein seinem Brauch, Pfadfinderin, und nicht etwa irgendwelchen Theorien.“ Er machte eine kurze Pause, grinste schief und fuhr dann, plötzlich wieder ernst geworden, fort. „Zwei der Sklavenfrauen sind schwanger.“
    „Doch nicht die Mädchen, mit denen Chel sich abgibt, hoffe ich.“
    „Das ist auch völlig gleichgültig“, sagte er. „Chel kann die eine nicht von der anderen unterscheiden, und zwei sind auf jeden Fall schwanger.“
    Ich bezweifelte, daß Chel mit den Mädchen irgendwelche Bastarde würde haben wollen. Ich hatte derartige Gerüchte gehört, hatte jedoch niemals einen mit eigenen Augen zu Gesicht bekommen. „Ich bin dann wohl die einzige, die schläft“, stellte ich fest, dann seufzte ich auf, weil ich redete wie ein Narr und einen Tonfall hatte wie ein in der Wildnis verirrtes Kind.
    „Werdet Ihr Euch bei der Verteidigung der Mütter der Bastarde einschalten?“ fragte Teon nachdenklich.
    „Wenn Chel nicht in die Sache verwickelt wäre, würde ich es versuchen“, entgegnete ich. „Aber Tarana würde an seiner Seite sitzen, und meine Proteste wären völlig ohne Gewicht. Er wird sich ganz sicher seiner nicht schämen. Er wird die Mädchen schnellstens ausschalten, wenn er feststellt, daß sie schwanger sind.“
    Teon nickte. „Das haben wir auch schon angenommen … deshalb wird es vielleicht besser sein, wenn diese Frauen nicht mit der Expedition zurückkehren.“
    Ich blickte überrascht auf. „Wie nett für die Kinder, die dann wenigstens ihr Leben nicht verlieren. Aber die Mütter werden lange Zeit zu leiden haben. Es sind Stadtmädchen, athletisch geradezu und stark, um es einmal beim Namen zu nennen, aber …“
    „Ich habe nicht vor, sie allein zu lassen“, meinte er leise.
    Ich stützte meinen Kopf in die Hände. „Oh“, redete ich schließlich weiter und begriff das Glänzen in seinen Augen, als wir aufbrachen, und das geradezu tadellose Benehmen während der gesamten Wanderung. Ich

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