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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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ja schrecklich müde sein, Heao“, unterbrach Sergi hastig.
    Das stimmte, jedoch war ich zu aufgedreht, um das zuzugeben.
    „Du kannst meine Hütte haben. Ich schlafe mit Joan und Hanalore in der Kantine.“ Sie nickten zustimmend. „Und morgen früh erteile ich dir die erste Lektion in Astrophysik“, versprach Sergi, „in Ordnung?“
    Ich sah Teon an. „Ich bleibe bei Adriana“, erklärte er. Dann fügte er in menschlicher Sprache hinzu: „Du wirst doch alleine keine Angst haben?“
    „Nein. Das hier ist jedenfalls besser, als draußen im Regen in einem Gebüsch zu biwakieren.“
    Hanalore und Joan standen schon an der Tür. Sie schienen es sehr eilig zu haben. Und Adriana schien froh, sie gehen zu sehen, freute sie sich doch, wie ich vermutete, Teon wieder allein für sich zu haben. Sergi blieb noch einen Moment stehen, nachdem ich in den Regen hinausgetreten war, und flüsterte mit Adriana. „Du scheinst nicht zu begreifen, daß Heao nicht Leons Schoßtier ist. Ihre Rasse ist intelligent.“
    „Jetzt stell dich nicht so an, Sergi“, flüsterte sie zurück. „Ich habe schon früher mit Mondkälbern zu tun gehabt.“
    „Du meinst doch nicht etwa die Mutantengruppe auf … aber du kannst Heao doch nicht mit einem Kult um unselige … Freaks vergleichen.“
    „Aber ich hatte doch recht, nicht wahr? Sie haben mein Land gestohlen und versucht, mich zu töten.“
    „Aber der Rat meinte …“
    „Der Rat hat sie an die Brust gedrückt und mich mit einem Arschtritt aus dem Sol-System vertrieben, um mich aus dem Weg zu haben.“
    „Es ist mir gleich, wie deine Meinung über Mutanten aussieht“, sagte Sergi endlich mit wachsendem Zorn. „Behandle Heao zuvorkommend oder …“
    „Oder was, Sergi? Ich habe hier genauso viele Rechte wie alle anderen, und von dir nehme ich schon gar keine Befehle entgegen.“
    „Und auch von keinem anderen“, murmelte Joan halblaut.
    Ich glaubte nicht, daß diese Rasse die erregte Unterhaltung bei dem Regenrauschen verstehen konnte, und Joans Reaktion auf das Gespräch ließ mich annehmen, daß ich wahrscheinlich ihre Hörfähigkeit die ganze Zeit unterschätzt oder mich schon wieder mal von der Ähnlichkeit mit den Sklaven in die Irre führen lassen hatte.
    Die Tür schlug krachend zu, und Hanalore und Joan bemühten sich, dies nicht zur Kenntnis zu nehmen. Schweigend gingen wir über das schlammige Gelände. Ich war froh, daß Hanalores und Joans Verhalten dem von Sergi so ähnlich war. Es wäre mir schwergefallen, bei der Festlegung der Verhaltensnorm zwischen Sergi und Adriana zu entscheiden, wenn die beiden anderen nicht dagewesen wären und den Ausschlag gegeben hätten. Ohne dieses Wissen hätte ich wahrscheinlich den tropfenden Busch der Gastfreundschaft der Fremden vorgezogen.
     
29
     
    Ich beobachtete die Lichter der baumfressenden Maschinen fast die ganze Nacht hindurch, und meine Neugier wuchs jedesmal, wenn die Lichter sich bewegten. Aber ich konnte nicht erkennen, was sie im Regen machten, und ich war von ihrer schrecklichen Größe und dem fürchterliehen Lärm zu sehr eingeschüchtert, um nachzuschauen. Vor Einbruch der Frühdämmerung hörte es auf zu regnen, und kurz danach beendeten die Maschinen ihr Nagen und Dröhnen, und ihre Lenker kehrten in die Kantine zurück. Ich verließ Sergis Hütte beim ersten zaghaften Lichtstrahl und schlich in den Wald und umrundete die Lichtung, ab und zu verharrend, um Pilze und saftige Leckerbissen unter den moosbewachsenen Ästen hervorzuholen.
    Das Gottesfeuer ließ die nasse Welt erstrahlen, als wäre sie mit wertvollen Edelsteinen übersäht. Wassertümpel sahen aus wie geschmolzenes Silber mit Wolkenbildern darin, und von den Bäumen rannen kristallene Tropfen. Die Himmelsbrücke war scharf und weiß gegen den immer heller werdenden Himmel zu erkennen, degradierte selbst die hohen Berge zu Zwergen und verkleinerte die Lichtung.
    Schließlich erreichte ich die Stelle, wo die Bäume und die Bohlen gelegen hatten. Nichts war von ihnen übrig als ein Berg von Spänen und ein Haufen Sand, und der Untergrund war von knietiefen Rinnen durchzogen, wahrscheinlich Spuren der Maschinen. Ich hockte mich auf die Späne, welche feucht waren und einen würzigen Duft von Leben verströmten, während ich die Ergebnisse des Aufbaus oder der Vernichtung begutachtete. Ich wußte nicht, was es war. Ich überlegte, daß es wohl vom jeweiligen Standpunkt abhing. Ich konnte mir vorstellen, daß der Erobererkönig sicherlich ausrechnen

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